Perspektiven der Rüstungskontrolle

In Zeiten wachsender geopolitischer Spannungen sind Fragen der Rüstungskontrolle, Abrüstung und Nichtverbreitung so wichtig wie lange nicht mehr. Um die Politik auch langfristig mit der bestmöglichen sicherheits- und rüstungskontrollpolitischen Expertise aus der Wissenschaft zu unterstützen, haben das Auswärtige Amt und PRIF ein gemeinsames Promotionsprogramm für den akademischen Nachwuchs ins Leben gerufen. Vor dem Hintergrund wieder aufkeimender nationaler und internationaler Konflikte, schwindender Unterstützung für multilaterale Verträge, sowie neuer Rüstungsdynamiken und Waffentechnologien, analysieren Promovierende historische, aktuelle und zukünftige Probleme der Rüstungskontrolle und zeigen Möglichkeiten der Kooperation in diesem Bereich auf. Durch die Projekte soll die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit rüstungskontrollpolitischen Fragen weiter an neue technologische, politische und normative Entwicklungen angepasst und gängige politische Praktiken einer kritischen Prüfung unterzogen werden. Das Promotionsprogramm knüpft an die bereits bestehende Zusammenarbeit zwischen Institut und Ministerium an und soll das Ineinandergreifen von wissenschaftlicher Theorie und politischer Praxis vertiefen: Die Promovierenden von PRIF bringen ihre Expertise ein und erhalten im Rahmen mehrwöchiger Hospitationen gleichzeitig Einblicke in die praktische Umsetzung von Rüstungskontrolle und internationaler Kooperation. Nach der erfolgreichen Pilotphase des Projekts von 2019-2024 mit vier Promovierenden, wird das Projekt seit dem Frühjahr 2024 mit zwei Promovierenden weitergeführt.
Das Promotionsprojekt von Clara Perras analysiert die Genderdimensionen internationaler Cybersicherheitspolitik sowie das Potential von feministischer Außenpolitik für Rüstungskontrolle im Cyberraum. Das Projekt beleuchtet das Feld der internationalen Cybersicherheit aus einer intersektional feministischen Perspektive und versucht daraus praxisrelevante Schlüsse für eine kooperative und friedvolle Cybersicherheitspolitik und Rüstungskontrolle zu ziehen.
Das Promotionsprojekt von Frank Kuhn untersucht auf Basis neuer historischer Erkenntnisse und Quellen, welche Rolle strategische Stabilität in der nuklearen Rüstungskontrollpolitik der Vereinigten Staaten während des Kalten Krieges gespielt hat. Dabei zielt das Vorhaben insbesondere darauf ab, neue Ansätze für zukünftige Rüstungskontrollverhandlungen und einen Neustart der nuklearen Rüstungskontrolle zu identifizieren.
Jana Baldus untersuchte den Einfluss kollektiver Gruppenidentitäten auf die nukleare Rüstungskontroll- und Abrüstungspolitik am Beispiel der radikalisierten Gruppenpositionen im Nuklearen Nichtverbreitungsvertrag (NVV).
Sascha Hach analysierte, inwiefern das nukleare Rüstungskontrollregime eine postkoloniale Ordnung reproduziert. Ihn interessiert besonders, wie sich Widerstand gegen diese Ordnung bildet und welche Perspektiven es für eine neue, multilaterale nukleare Ordnung gibt.
Im Bereich der neuen Militärtechnologien untersuchte Anna-Katharina Ferl die Frage, wie Wissen und Praxis der Rüstungskontrolle eine präventive Wirkung auf die Entwicklung neuer Waffensysteme, insbesondere Letaler Autonomer Waffensysteme (LAWS), entfalten können.
Matthias Schwarz fragte in seinem Vergleich afrikanischer Staaten, welche strukturellen Rahmenbedingungen Intransparenz und Korruption im Waffenhandel begünstigen. Konkret untersucht er den Einfluss polit-ökonomischer Faktoren auf die Einhaltung regionaler und globaler Rüstungskontrollabkommen.
Foto: Silaris Inc. via flickr. CC BY-NC 2.0.
Publikationen
- Kein Grund zum Feiern: 75 Jahre Atomwaffentests
| 2020
Baldus, Jana (2020): Kein Grund zum Feiern: 75 Jahre Atomwaffentests, PRIF Blog.
Zur Publikation - Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück?
| 2020
Ferl, Anna-Katharina (2020): Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück?. Zum Stand der Genfer Gespräche, Wissenschaft und Frieden. Dossier, 90.
Zur Publikation - Digital diplomacy: The debate on lethal autonomous weapons systems in Geneva continues under unprecedented circumstances
| 2020
Ferl, Anna-Katharina (2020): Digital diplomacy: The debate on lethal autonomous weapons systems in Geneva continues under unprecedented circumstances, PRIF Blog.
Zur Publikation - From Legal to Illegal Transfers: Regional Implications of Weapon Flows to Libya
| 2020
Schwarz, Matthias (2020): From Legal to Illegal Transfers: Regional Implications of Weapon Flows to Libya, PRIF Blog.
Zur Publikation - Arms Transfers in the Gulf of Aden
| 2021
Schwarz, Matthias (2021): Arms Transfers in the Gulf of Aden. Shining the Spotlight on Regional Dynamics, PRIF Spotlight, 6, Frankfurt/M. - Ingenieurskunst für die NPT-RevCon
| 2021
Hach, Sascha (2021): Ingenieurskunst für die NPT-RevCon. Wie Deutschland und andere Schirmstaaten Brücken schlagen können, PRIF Spotlight, 15, Frankfurt/M. - The Art of Engineering at the NPT Review Conference
| 2021
Hach, Sascha (2021): The Art of Engineering at the NPT Review Conference. How Germany and Other Umbrella States Can Build Bridges, PRIF Blog.
Zur Publikation - Beyond the Code. Unveiling Gender Dynamics in AI and Cybersecurity for International Security
| 2024
Ferl, Anna-Katharina; Perras, Clara (2024): Beyond the Code. Unveiling Gender Dynamics in AI and Cybersecurity for International Security, PRIF Spotlight, 2, Frankfurt/M. DOI: 10.48809/prifspot2402 - No Quick Solutions: A Different Approach to Hypersonic Arms Control
| 2024
Kuhn, Frank (2024): No Quick Solutions: A Different Approach to Hypersonic Arms Control, War on the Rocks.
Zur Publikation