Hessischer Friedenspreis
Der Hessische Friedenspreis wurde am 16. Oktober 1993 vom ehemaligen Hessischen Ministerpräsidenten Albert Osswald und der von ihm begründeten Stiftung ins Leben gerufen.
Der Hessische Friedenspreis wird an Menschen vergeben, die sich um die Völkerverständigung und um den Frieden verdient gemacht haben. Jährlich erhält ein*e vom Kuratorium Hessischer Friedenspreis ausgewählte*r Preisträger*in den mit 25.000 Euro dotierten Preis. PRIF berät das Kuratorium bei der Auswahl und dokumentiert die Preisverleihung.
Festschrift 25 Jahre Hessischer Friedenspreis
Die Festschrift anlässlich des 100. Geburtstags von Albert Osswald stellt den Preis und die Preisträger*innen vor und würdigt den Stifter, der 1970 auch das PRIF gründete.
PRIF Talk zum Friedenspreis
Im PRIF TALK blicken Karl Starzacher und Bruno Schoch zurück auf die Entstehungsgeschichte und die Preisträger*innen, an die sie sich heute noch am intensivsten erinnern.
Mitglieder des Kuratoriums Hessischer Friedenspreis
Prof. Dr. Nicole Deitelhoff
Geschäftsführendes Vorstandsmitglied, PRIF – Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung
Heike Hofmann
Vizepräsidentin des Hessischen Landtags
Michaela Jäckel-Osswald
Astrid Wallmann
Präsidentin des Hessischen Landtags
Prof. Dr. Conrad Schetter
Wissenschaftlicher Direktor des Bonn International Center for Conversion (BICC)
Prof. Dr. Ursula Schröder
Wissenschaftliche Direktorin des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH)
Karl Starzacher
Staatsminister a. D., Vorsitzender des Kuratoriums Hessischer Friedenspreis
Peter von Unruh
Direktor beim Hessischen Landtag (beratendes Mitglied)
PD Dr. Ines-Jacqueline Werkner
Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e.V. (FEST). Institut für interdisziplinäre Forschung
Veronika Winterstein
Vizepräsidentin (a. D.) des Hessischen Landtags
Preisträger*innen
Die kanadisch-israelische Friedensaktivistin Vivian Silver erhält posthum den Hessischen Friedenspreis der Albert Osswald-Stiftung für das Jahr 2023. Sie wird damit für ihr langjähriges Engagement für Frauenrechte, soziale Gerechtigkeit und den Friedensprozess in Israel geehrt. Das gab Landtagspräsidentin Astrid Wallmann am 27. Mai 2024 gemeinsam mit Staatsminister a. D. Karl Starzacher, Vorsitzender des Kuratoriums Hessischer Friedenspreis sowie früherer Landtagspräsident, und Kuratoriumsmitglied Nicole Deitelhoff bekannt.
In ihrer Begründung hob die Jury insbesondere Silvers Einsatz für das Miteinander von Juden*Jüdinnen und Palästinenser*innen durch das Negev Institute for Strategies of Peace and Development sowie das Arab-Jewish Center for Equality, Empowerment und Cooperation hervor. Diese Initiativen sind der interkulturellen Verständigung und einem nachhaltigen Frieden in der Region gewidmet.
Vivian Silver wuchs im kanadischen Winnipeg auf. 1974 zog sie mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in den Kibbuz Be’eri in der Nähe des Gazastreifens. 1998 wurde Silver Geschäftsführerin des Negev Institute for Strategies of Peace and Development, einer Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Beerscheva, die sich für ein Zusammenleben von Juden*Jüdinnen und Palästinenser*innen engagiert und über 45.000 Mitglieder hat. 2014 war sie eine der Gründerinnen der Frauenfriedensinitiative Women Wage Peace. Als die Hamas am 7. Oktober 2023 die Siedlung Be’eri, unweit der Grenze zum Gaza, stürmte und dort ein Massaker verübte, war auch Vivian Silver unter den Todesopfern.
Bisherige Ehrungen Vivian Silvers waren der „Victor J. Goldberg Prize for Peace in the Middle East“, den sie 2010 zusammen mit Amal Elsana Alh’jooj für die Gründung des Arab-Jewish Center for Equality, Empowerment and Cooperation erhalten hat. 2019 wurde die von ihr mitgegründete Friedensinitiative Women Wages Peace mit dem Bremer Friedenspreis ausgezeichnet.
Mit der diesjährigen Verleihung des Preises an die ermordete Vivian Silver wird nicht nur ihr Lebenswerk gewürdigt. Die Auszeichnung betont auch die fundamentale Bedeutung inklusiver Friedensbemühungen und setzt ein Signal für die Dringlichkeit von Dialog und Kooperation. Silvers Engagement wird auf diese Weise zu einem Beispiel für die nachhaltige Wirkung eines Strebens nach Frieden und Gerechtigkeit.
Der Hessische Friedenspreis ist mit 25.000 Euro dotiert. Die Verleihung findet am 1. Juli 2024 mit einem Festakt im Hessischen Landtag statt. Den Preis wird Vivian Silvers Sohn Yonatan Zeigen stellvertretend für die Ermordete entgegennehmen.
Die somalisch-kanadische Menschenrechtsaktivistin Ilwad Elman erhält den Hessischen Friedenspreis 2022. Sie wird für ihren Einsatz für die Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt und den Frieden in Somalia ausgezeichnet. Dies verkündete der Hessische Landtag am 13. Februar 2023 in einer Pressekonferenz. Die feierliche Verleihung findet am 8. März 2023 im Hessischen Landtag statt.
Mit Ilwad Elman ehrt das Land Hessen eine Persönlichkeit, die sich für die Überlebenden von geschlechtsspezifischer Gewalt und den Frieden in Somalia engagiert. Die Auszeichnung würdigt insbesondere Frau Elmans unermüdliche Bemühungen, verschiedene Opfergruppen an den Friedensverhandlungen zu beteiligen, um einen nachhaltigen und stabilen Frieden zu erreichen.
Ilwad Elman wurde am 22. Dezember 1989 in Mogadishu in Somalia geboren. Sie migrierte mit ihrer Mutter und ihren beiden Schwestern in den 1990er Jahren zunächst nach Kenia, dann nach Kanada. 2010 kehrte sie nach Somalia zurück, um sich in dem weiter andauernden Bürgerkrieg für einen Friedensprozess in dem ostafrikanischen Land einzusetzen. Dieser Arbeit geht sie bis heute nach, u. a. in der von ihren Eltern gegründeten NGO Elman Peace. Elman Peace engagiert sich für Menschenrechte, Geschlechtergerechtigkeit, den Schutz der Zivilbevölkerung, Frieden und soziale Fragen.
Frau Elman ist Gründerin der Organisation „Sister Somalia“, dem ersten Krisenzentrum für Überlebende sexualisierter Gewalt in Somalia. Die Initiative verbindet kulturell angepasste Traumatherapien und Bildungsprogramme. Zugleich setzt sich Frau Elman dafür ein, dass Überlebende von geschlechtsbezogener und geschlechtsspezifischer Gewalt an der Friedenskonsolidierung beteiligt werden. Ilwad Elman ist weiterhin Gründungsmitglied des „Advisory Committee for Researching Gender Based Violence Social Norms“ in Somalia und Südsudan, Beraterin im „Women Waging Peace Network for Inclusive Security“ sowie Mitglied der Initiative „Extremely Together“ der Kofi-Annan-Stiftung, die durch die Arbeit mit Jugendlichen gewalttätigem Extremismus weltweit vorbeugen will.
2014 absolvierte Ilwad Elman das von Präsident Barack Obama ins Leben gerufene Stipendium des Weißen Hauses für junge afrikanische Führungskräfte und wurde im selben Jahr zur Jugendbotschafterin in Somalia für die Beendigung sexueller Gewalt in Konflikten ernannt. Im August 2016 wurde Elman von UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon zur Expertenberaterin für Jugend, Frieden und Sicherheit ernannt und mit der Beratung einer Studie zur Entwicklung einer Strategie zur Resolution 2250 des UN-Sicherheitsrats beauftragt. 2018 initiierte Elman Peace zusammen mit dem UN-Entwicklungsprogramm das Netzwerk Peace by Africa.
Im Dezember 2022 erhielt Ilwad Elman gemeinsam mit ihrer Mutter Fartuun Adan den RightLivelihood-Preis, auch „alternativer Nobelpreis“ genannt. 2020 erhielt sie den Deutschen Afrika-Preis.
Zum PRIF Spotlight Mutiger Einsatz für die Menschlichkeit. Die Verleihung des Hessischen Friedenspreises 2022 an Ilwad Elman, PRIF Spotlight 7/2023
Wiesbaden, 14.12.2020 - Der Hessische Friedenspreis 2020 geht an den Ministerpräsidenten von Nordmazedonien, Zoran Zaev, und den ehemalige Ministerpräsidenten von Griechenland, Alexis Tsipras. Dies verkündete der Hessische Landtag am 14. Dezember in einer Pressekonferenz. Zoran Zaev (Sozialdemokratische Liga, SDSM), Ministerpräsident von Nordmazedonien (Mai 2017 bis Januar 2020 sowie seit Ende August 2020), und Alexis Tsipras (Syriza-Partei), Ministerpräsident von Griechenland (Januar 2015 bis Juli 2019), erhalten die Auszeichnung für die Beilegung des Namensstreits zwischen den beiden Staaten. Künftig lautet der Name Mazedoniens „Republik Nordmazedonien“ (Republika Severna Makedonija).
Aberkennung des Hessischen Friedenspreises 2019
Das Kuratorium der Albert-Osswald-Stiftung hat im Dezember 2021 beschlossen, dem äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed den ihm 2019 verliehenen Hessischen Friedenspreis abzuerkennen. Das Kuratorium begründete seine Entscheidung, die im Rahmen der Pressekonferenz zum Hessischen Friedenspreis 2022 öffentlich wurde, mit dem Konflikt in der äthiopischen Provinz Tigray. Es ist das erste Mal in der Geschichte des Preises, dass das Kuratorium eine solche Entscheidung getroffen hat.
Der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed erhielt 2019 zunächst den Hessischen Friedenspreis und später den Friedensnobelpreis für seinen Einsatz für einen historischen Friedensschluss mit dem Nachbarland Eritrea 2018 nach einem zwei Jahrzehnte andauernden Konflikt sowie auch seine innenpolitischen Reformbemühungen für eine Liberalisierung des Landes. Der Bürgerkrieg in der Tigray-Region im Norden des Landes begann im November 2020. Durch Friedensverhandlungen konnte im Herbst 2022 ein Waffenstillstand erreicht werden. Während des Konflikts trug die von Abiy Ahmed geführte äthiopische Regierung durch ihre Politik eine Mitverantwortung für die Eskalation der Gewalt, die mit schwersten Menschenrechtsverletzungen einherging.
Menschenrechtsverletzungen in Äthiopien
Das Kuratorium verfolgte das Konfliktgeschehen in der Tigray-Region seit Ausbruch im November 2020 mit großer Aufmerksamkeit, wenn gleich der Zugang zu Informationen in dem andauernden Konflikt auch für die im Kuratorium vertretenen Forschungseinrichtungen erschwert war. Im Dezember 2021 entschied der Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen auf Initiative der Europäischen Union, eine Untersuchungskommission zur Aufklärung der Menschenrechtsverletzungen in der Region einzusetzen. Dieser Beschluss des Menschenrechtsrats basierte auf gesicherten Erkenntnissen über schwerste Menschenrechtsverletzungen und Verletzungen des humanitären Völkerrechts durch alle Konfliktparteien.
Begründung für die Aberkennung
Der Hessische Friedenspreis wird für Leistungen oder Bemühungen vergeben, die in der Vergangenheit liegen, die aber mit Hoffnungen und Erwartungen verbunden sind, die in die Zukunft reichen. Die Preisverleihung an den äthiopischen Ministerpräsidenten 2019 war mit der Hoffnung verknüpft, er würde seine Bemühungen um den Frieden auf dem afrikanischen Kontinent zukünftig fortsetzen und die Liberalisierung Äthiopiens vorantreiben. Es entspricht der Idee des Preises, nicht nur die Bemühungen um einen negativen Frieden und die Abwesenheit von Gewalt zu würdigen, sondern das Engagement um einen positiven Frieden anzuerkennen, der die Förderung von Menschenrechten, Versöhnung und die Aufarbeitung von Unrecht vorantreibt. Die äthiopische Regierung unter Ministerpräsident Ahmed leistete 2020 und 2021 keinen Beitrag zum Frieden, sondern erwies sich nach Auffassung des Kuratoriums als Teil der eskalierenden Gewalt. Der Reformkurs des Landes wurde durch eine Rückkehr zu einem autoritären Regierungsstil revidiert. Dies untergräbt die Absichten, mit denen der Preis verliehen wurde, und begründet die Entscheidung, den Preis abzuerkennen. Die Entscheidung des Kuratoriums zielt darauf ab, den Preis sowie die bisherigen und zukünftigen Preisträger:innen zu schützen. Eine Rückforderung des mit der Auszeichnung verbundenen Preisgeldes erfolgt nicht.
Hessischer Friedenspreis 2019: Abiy Ahmed
Am 23. September 2019 erhielt der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed Ali den Hessischen Friedenspreis für seinen herausragenden Einsatz für einen historischen Friedensschluss mit Eritrea. Ein 20 Jahre dauernder Konflikt, der mehr als 100.000 Menschen das Leben gekostet hat und auch in den vergangenen Jahren immer wieder aufgeflammt ist, scheint zu einem friedlichen Ende zu kommen. Ein Versöhnungsprozess zwischen den beiden Staaten birgt Chancen für die Gesellschaften beider Staaten und die Region Ostafrika. Diese bedeutenden Entwicklungen und die daraus entstehenden Chancen für eine friedliche Zukunft sind es wert, ausgezeichnet zu werden. „Abiy Ahmed Ali ist einer der großen Hoffnungsträger auf dem Afrikanischen Kontinent. Wir wollen sein Engagement für den Frieden mit dem Hessischen Friedenspreis auszeichnen und zugleich weiter befördern“, so Nicole Deitelhoff, Leiterin der HSFK und Kuratoriumsmitglied.
Der Friedensschluss und eine darauf aufbauende Versöhnung der beiden Nachbarstaaten wecken Hoffnungen auf eine Stabilisierung der ganzen Region. Auch innenpolitisch sind die von Abiy Ahmed Ali eingeleiteten Veränderungen bemerkenswert: Seitdem Kaiser Haile Selassie im Jahr 1974 gestürzt worden war, gab es keinen Regierungswechsel im Land ohne Blutvergießen. Die seit 1991 regierende Einheitspartei „Revolutionäre Demokratische Front der Äthiopischen Völker“ (EPRDF) ist eng mit dem äthiopischen Staat verwoben, kontrolliert alle Ebenen des föderalen Systems und hat immer wieder auf Repression gesetzt. Auch Abiys Regierung wird von dieser Koalition getragen, hat aber in den letzten anderthalb Jahren bedeutende Fortschritte in der politischen und wirtschaftlichen Liberalisierung des Landes erzielt. Die in Folge der Verleihung des Hessischen Friedenspreises gesteigerte öffentliche Aufmerksamkeit könnte als Mahnung wirken, nun nicht innezuhalten, sondern diese innenpolitischen Reformen weiter friedlich und integrativ voranzutreiben.
Abiy Ahmed Ali, geboren 1976 im äthiopischen Beshasha, wurde im April 2018 zum Ministerpräsidenten Äthiopiens ernannt. Er gehört der ethnischen Gruppe der Oromo an, die sich lange als marginalisiert im politischen System Äthiopiens wahrgenommen haben. Er ist der erste Oromo, der Ministerpräsident wurde. Der ehemalige Soldat der äthiopischen Armee hat Computer- und Kommunikationstechnik, Kryptographie, Transformational Leadership und Business Administration studiert und 2017 den Doktorgrad in Management and Leadership von der University of Addis Abeba erhalten. Er diente unter anderem im eritreisch-äthiopischen Grenzkrieg von 1998 bis 2000. Von 2007 bis 2010 war er stellvertretender Direktor der Information Network Security Agency (INSA), einer geheimdienstlichen Behörde, die die Telekommunikation und das Internet in Äthiopien überwacht.
Seit 2010 ist er Mitglied des äthiopischen Parlaments, von 2015 bis 2016 war er Wissenschaftsminister des Landes. Er gehört der politischen Fraktion der „Demokratischen Organisation des Oromovolkes“ (OPDO) an, die Teil der regierenden Einheitspartei EPRDF ist. Seit März 2018 ist er Vorsitzender der EPRDF. Mit 42 Jahren ist er der jüngste Regierungschef Afrikas.
Stellvertretend für Abiy Ahmed nahm Muferihat Kamil, die äthiopische Friedensministerin, den Preis im Hessischen Landtag in Wiesbaden entgegen. Volker Bouffier hielt die Laudatio.
Berichterstattung des Hessischen Rundfunks zur Preisverleihung
Am 28. November 2018 wurde der Hessische Friedenspreis 2017 an die türkische Ärztin Prof. Dr. Şebnem Korur Fincancı verliehen. Mit dem Preis würdigte das Kuratorium ihren beharrlichen Einsatz für die Opfer von Folter und Menschenrechtsverletzungen.
Die Gerichtsmedizinerin und Professorin für Forensik an der Universität Istanbul ist eine international führende Expertin zur Folterdokumentation, ehemaliges Mitglied im Exekutivausschuss des International Rehabilitation Council for Torture Victims und eine der Hauptautorinnen des wegweisenden „Istanbul Protokolls“, das internationale Standards zur Untersuchung und Dokumentation von Folter geschaffen hat. In den Mittelpunkt ihrer wissenschaftlichen Arbeiten stellt Prof. Dr. Şebnem Korur Fincancı die Frage wie sich physische und psychische Folter erkennen und dokumentieren lässt. Erst der systematische Nachweis von Folterspuren ermöglicht eine angemessene medizinische und therapeutische Versorgung der Opfer. Zugleich ist er von größter Wichtigkeit für die juristische Verfolgung und politische Aufarbeitung der Taten, Voraussetzung für die Prozesse der Konfliktaufarbeitung und somit Grundlage für die Wahrung von Frieden und Hoffnung auf Versöhnung.
Hafturteil gegen die Preisträgerin
08.02.2019 - Şebnem Korur Fincancı wurde am 19. Dezember 2018 zu einer zweieinhalbjährigen Haftstrafe in der Türkei verurteilt. Ihr wird „Terrorpropaganda“ vorgeworfen, weil sie 2016 zusammen mit mehr als 1000 Akademikerinnen und Akademikern die Friedenspetition „We will not be a party to this crime“ unterschrieben hat. Derzeit besteht noch die Möglichkeit, dass die Ärztin durch das Berufungsgericht freigesprochen wird.
Presseerklärung der Friedensinstitute zur Verurteilung von Şebnem Korur Fincancı
Am 7. Februar 2019 hat sich der Hessische Landtag mit Fincanci solidarisiert und kritisiert die Inhaftierung von Journalist*innen, Wissenschaftler*innen und demokratisch gewählten Abgeordneten in der Türkei.
Antrag im Hessischen Landtag: Hafturteil gegen Ärztin und Hessische Friedenspreisträgerin 2018
„Hessen kritisiert Türkei für Verurteilung von Fincanci“, Wiesbadener Kurier, 08.02.2018
Am 23. Februar 2018 wurde der Hessische Friedenspreis 2017 an die Schweizer Juristin Carla del Ponte verliehen. Mit dem Preis würdigte das Kuratorium ihren Einsatz für Gerechtigkeit und die Aufklärung schlimmster Menschenrechtsverbrechen.
Die Begründung aus der Urkunde: "Frau Carla del Ponte wird mit dem Hessischen Friedenspreis der Albert Osswald-Stiftung für ihren unbeugsamen Einsatz für die Opfer von Kriegsverbrechen und die kompromisslose Durchsetzung des internationalen Strafrechts ausgezeichnet.
Frau del Ponte hat keinen politischen Konflikt gescheut, um dem Recht zur Geltung und den Opfern schlimmster Menschheitsverbrechen zu Gerechtigkeit zu verhelfen, auch wenn das bedeutete, gegen alle diplomatischen Spielregeln zu verstoßen. Als Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien und für Ruanda hat sie offen politische Versäumnisse angesprochen, wie die unzureichende Kooperation westlicher Staaten bei der Verfolgung gesuchter Kriegsverbrecher in Jugoslawien.
Ihre Tätigkeit als Sonderermittlerin in einer Untersuchungskommission zu Kriegsverbrechen in Syrien gab sie nach fünf Jahren auf mit der Begründung, dass die Kommission wirkungslos sei, weil die Politik ihre Arbeit nicht hinreichend unterstütze. Sie wolle nicht länger als Alibi für das „Nichtstun“ der internationalen Gemeinschaft herhalten. Dieser Rückzug ist exemplarisch für den unbeugsamen Willen von Carla del Ponte, gegen Ungerechtigkeiten trotz Widerständen anzukämpfen, denn, so ihr Credo: „Wir vertreten die Opfer“.
„Frieden durch Recht“ ist seit den 1990er Jahren aufs engste mit Carla del Ponte verbunden und wurde von ihr gegen alle politischen Widrigkeiten als Anklägerin - nicht nur im Gerichtssaal - vorangetrieben. Dies war und ist von besonderer Bedeutung in einer Zeit, in der Staatenverfall, Bürgerkriege und damit auch organisierte Straflosigkeit um sich greifen. Gerechtigkeit ist die Grundlage für jeden nachhaltigen Frieden.
Für ihren unermüdlichen Einsatz für den Frieden, für ihren Kampf für die Durchsetzung des Rechts und für ihr Engagement für die Opfer von Menschenrechtsverletzungen hat das Kuratorium Hessischer Friedenspreis der Albert Osswald-Stiftung Frau Carla del Ponte den Hessischen Friedenspreis 2017 zuerkannt."
Das Preisgeld von 25.000 € spendet Carla del Ponte unter anderem einem Hilfsprojekt für syrische Kinder.
PRIF Spotlight 7/2018 dokumentiert die Preisverleihung am 23. Februar 2018 im Hessischen Landtag in Wiesbaden. Hier finden Sie Auszüge aus den Reden der Preisträgerin, der Laudatorin Angelika Nußberger und des Landtagspräsidenten Norbert Kartmann sowie Fotos und ergänzende Informationen.
Am 19. Juli wurde der Hohen Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, Federica Mogherini, der Preis in der Hessischen Landesvertretung in Brüssel verliehen. Mit dem Preis würdigte das Kuratorium vor allem Mogherinis Engagement für das Nuklearabkommen mit dem Iran.
Die Begründung aus der Urkunde: „Frau Federica Mogherini wird mit dem Hessischen Friedenspreis für ihren Einsatz für die Lösung des Streits um das iranische Atomprogramm und ihren damit geleisteten Beitrag zur Sicherung des Friedens ausgezeichnet. Unter der Leitung von Frau Mogherini gelang der Durchbruch in dem über zwölf Jahre andauernden Konflikt um das iranische Atomprogramm. Die Bedeutung des Aktionsplans für Frieden und Stabilität über die Region hinaus kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Durch den Verhandlungserfolg konnte eine mehrfach durch die USA und Israel angedrohte „militärische Lösung“ des Atomstreits – mit unabsehbaren Konsequenzen für die Region – abgewendet werden. Schließlich belegt der Verhandlungserfolg, dass die Diplomatie nach wie vor als Mittel zur Lösung von Konflikten taugt. Frau Mogherini gelang das Kunststück, gleichzeitig als Koordinatorin der EU sowie der weiteren verhandelnden Staaten und als ehrliche Maklerin („honest broker“) in Erscheinung zu treten und die Verhandlungen so geschickt und erfolgreich zum Abschluss zu führen.
Die vermittelnde Rolle von Frau Mogherini während der Schlussverhandlungen wurde von Teilnehmern besonders erwähnt.
Neben der friedenspolitischen Leistung sollen mit der Verleihung des Friedenspreises auch die Verdienste von Frau Mogherini um die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der Europäischen Union hervorgehoben werden. Es ist der bislang größte Erfolg der EU auf der weltpolitischen Bühne. Nicht nur wegen ihres Amtes gebührt Frau Mogherini die Anerkennung der Weltgemeinschaft, einen entscheidenden Beitrag zum Frieden im Jahr 2015 geleistet zu haben. Für ihr außerordentliches Verhandlungsgeschick und ihr unermüdliches Engagement für den Frieden hat das Kuratorium Hessischer Friedenspreis Frau Federica Mogherini den Hessischen Friedenspreis 2016 zuerkannt.“
Das Preisgeld von 25.000 € spendete Federica Mogherini YaLa Young Leaders, einer der größten Friedensbewegungen im Mittleren Osten.
PRIF Spotlight 7/2017 dokumentiert die Preisverleihung am 19. Juli 2017 in Brüssel. Hier finden Sie Auszüge aus den Reden der Preisträgerin, der Laudatorin und des Landtagspräsidenten Norbert Kartmann sowie Fotos und ergänzende Informationen.
Den Hessischen Friedenspreis 2015 erhielt die Russin Ella Mikhaylovna Polyakova für ihren Einsatz gegen menschenunwürdige Verhältnisse, Gewalt und Missbrauch in der russischen Armee und den von Russland geführten Kriegen.
Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 06/2015.
Den Hessischen Friedenspreis 2014 erhielt der Brasilianer Rubem César Fernandes für seinen Einsatz zur Förderung einer Kultur des Friedens und zur Verhinderung der Gewalt in den Favelas von Rio de Janeiro.
Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 09/2014.
Den Hessischen Friedenspreis 2013 erhielten die Nigerianer Imam Dr. Muhammad Ashafa und Pastor Dr. James Wuye für ihren gemeinsamen Einsatz für die Beilegung des interreligiösen Konflikts zwischen Christen und Muslimen in Nigeria und darüber hinaus.
Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 09/2013.
Den Hessischen Friedenspreis 2012 erhielt die Schweizerin Elisabeth Decrey Warner für ihren Einsatz im Rahmen der Menschenrechtsorganisation "Geneva Call", u.a. gegen Landminen und für die Durchsetzung des Humanitären Völkerrechts und nicht-staatlichen Akteuren.
Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 02/2013.
Den Hessischen Friedenspreis 2011 erhielt die ehemalige VN-Hochkomissarin für Flüchtlinge Sadako Ogata für ihren unermüdlichen Einsatz zum Schutze von Menschen beihumanitären Katastrophen.
Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 01/2012.
Den Hessischen Friedenspreis 2011 erhielt der Palästinenser Ismail Khatib für seine Verdienste um den Frieden im Nahen Osten.
Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 09/2010.
Den Hessischen Friedenspreis 2009 erhielt die kenianische Friedensaktivistin Dekha Ibrahim Abdi für ihre Vermittlung in interreligiösen und interethnischen Konflikten auf lokaler Ebene weltweit.
Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 05/2009.
Den Hessischen Friedenspreis 2008 erhielt der frühere US-Senator Sam Nunn für sein Engagement für nukleare Abrüstung und gegen nuklearen Terrorismus.
Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 02/2008.
Den Hessischen Friedenspreis 2007 erhielt der Hohe UN-Repräsentant in Bosnien und Herzegowina Christian Schwarz-Schilling für seine Vermittlungsarbeit zur Friedenssicherung auf dem Balkan.
Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 06/2007.
Den Hessischen Friedenspreis 2006 erhielt der Dirigent und Pianist Daniel Barenboim für sein Engagement für eine Verständigung im Nahen Osten.
Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 02/2007.
Den Hessischen Friedenspreis 2005 erhielt Seine Heiligkeit der 14. Dalai Lama für seinen Einsatz für eine gewaltfreie Lösung des Tibet-China-Konflikts.
Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 07/2005.
The Hessian Peace Prize 2004 was awarded to Hans Blix, former Executive Director of the UN Monitoring, Verfication and Inspection Commission in Iraq (UNMOVIC) and former Swedish Foreign Minister, for his steadfastiness in his work as Head of UNMOVIC.
Read more in HSFK-Standpunkt 04/2004.
Den Hessischen Friedenspreis 2003 erhielt der UN-Sonderbeauftragte für Afghanistan, der Algerier Lakhdar Brahimi, für seine Leistungen im afghanischen Friedensprozess.
Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 09/2003.
Den Hessischen Friedenspreis 2001 erhielt der ehemalige Hohe Kommissar der OSZE für nationale Minderheiten, der Niederländer Max van der Stoel, für seine Politik der Prävention, die maßgeblich zur friedlichen Lösung der Konflikte in Estland und Lettland, in der Slowakei und in Rumänien beitrug.
Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 05/2001.
Den Hessischen Friedenspreis 2000 erhielt Martti Ahtisaari, ehemaliger finnischer Staatspräsident, für seine Vermittlung zur Beendigung des Kosovo-Krieges.
Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 06/2000.
Den Hessischen Friedenspreis 1999 erhielt der US-Senator a. D. George J. Mitchell für seine Vermittlungsbemühungen um die Beendigung des Nordirland-Konflikts.
Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 06&07/1999.
Den Hessischen Friedenspreis 1998 erhielt der General a. D. Alexander Lebed, Gouverneur der Region Krasnojarsk, für seine Vermittlungsbemühungen zur Beendigung des ersten Tschetschenien-Krieges.
Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 04/1998.
Den Hessischen Friedenspreis 1997 erhielt Hans Koschnick für seine Vermittlungsbemühungen als EU-Administrator in Mostar.
Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 06/1997.
Den Hessischen Friedenspreis 1996 erhielt Monsenior Gregorio Rosa Chavez für seine Vermittlungsbemühungen zwischen der Guerilla und der Regierung in El Salvador.
Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 1/1996.
Den Hessischen Friedenspreis 1995 erhielt der Nordire John Hume für seine Vermittlungsbemühungen zwischen der IRA und der britischen Regierung.
Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 07/1995.
Den Hessischen Friedenspreis 1994 erhielt die die Norwegerin Marianne Heiberg-Holst für ihre Vermittlungsbemühungen zwischen Israel und der PLO.
Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 04/1994.