Hessischer Friedenspreis

Festlicher Saal mit Personen auf Podium

Der Hessische Friedens­preis wurde am 16. Oktober 1993 vom ehemaligen Hessischen Minister­präsidenten Albert Osswald und der von ihm begründeten Stiftung ins Leben gerufen.

Der Hessische Friedens­preis wird an Menschen vergeben, die sich um die Völker­verständigung und um den Frieden verdient gemacht haben. Jährlich erhält ein*e vom Kuratorium Hessischer Friedens­preis ausgewählte*r Preisträger*in den mit 25.000 Euro dotierten Preis. PRIF berät das Kuratorium bei der Auswahl und doku­mentiert die Preis­verleihung.

Festschrift 25 Jahre Hessischer Friedenspreis

Die Festschrift anlässlich des 100. Geburtstags von Albert Osswald stellt den Preis und die Preisträger*innen vor und würdigt den Stifter, der 1970 auch das PRIF gründete.

PRIF Talk zum Friedenspreis

Im PRIF TALK blicken Karl Starzacher und Bruno Schoch zurück auf die Entstehungs­geschichte und die Preisträger*innen, an die sie sich heute noch am intensivsten erinnern.

Mitglieder des Kuratoriums Hessischer Friedenspreis

Prof. Dr. Nicole Deitelhoff
Geschäfts­führendes Vorstands­mitglied, PRIF – Leibniz-Institut für Friedens- und Konflikt­forschung

Heike Hofmann
Vize­präsidentin des Hessischen Landtags

Michaela Jäckel-Osswald

Astrid Wallmann
Präsidentin des Hessischen Land­tags

Prof. Dr. Conrad Schetter
Wissenschaftlicher Direktor des Bonn Inter­national Center for Conversion (BICC)

Prof. Dr. Ursula Schröder
Wissenschaftliche Direktorin des Instituts für Friedens­forschung und Sicherheits­politik an der Universität Hamburg (IFSH)

Karl Starzacher
Staatsminister a. D., Vorsitzender des Kura­toriums Hessischer Friedens­preis

Peter von Unruh
Direktor beim Hessischen Land­tag (beratendes Mitglied)

PD Dr. Ines-Jacqueline Werkner
Wissen­schaftliche Mitarbeiterin in der Forschungs­stätte der Evangelischen Studien­gemeinschaft e.V. (FEST). Institut für interdis­ziplinäre Forschung

Veronika Winterstein
Vize­präsidentin (a. D.) des Hessischen Land­tags

Preisträger*innen

Die kanadisch-israelische Frieden­saktivistin Vivian Silver erhält posthum den Hessi­schen Friedens­preis der Albert Osswald-Stiftung für das Jahr 2023. Sie wird damit für ihr lang­jähriges Engagement für Frauen­rechte, soziale Gerechtigkeit und den Friedens­prozess in Israel geehrt. Das gab Landtags­präsidentin Astrid Wallmann am 27. Mai 2024 gemein­sam mit Staats­minister a. D. Karl Starzacher, Vorsitzender des Kura­toriums Hessischer Friedens­preis sowie früherer Landtags­präsident, und Kuratoriumsmitglied Nicole Deitelhoff bekannt.

In ihrer Begründung hob die Jury ins­besondere Silvers Einsatz für das Miteinander von Juden*Jüdinnen und Palästinenser*innen durch das Negev Institute for Strategies of Peace and Development sowie das Arab-Jewish Center for Equality, Empower­ment und Cooperation hervor. Diese Initiativen sind der inter­kulturellen Ver­ständigung und einem nach­haltigen Frieden in der Region gewidmet.

Vivian Silver wuchs im kana­dischen Winnipeg auf. 1974 zog sie mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in den Kibbuz Be’eri in der Nähe des Gazastreifens. 1998 wurde Silver Geschäftsführerin des Negev Institute for Strategies of Peace and Development, einer Nicht­regierungs­organisation mit Sitz in Beerscheva, die sich für ein Zusammenleben von Juden*Jüdinnen und Palästinen­ser*innen engagiert und über 45.000 Mitglieder hat. 2014 war sie eine der Gründerinnen der Frauen­friedens­initiative Women Wage Peace. Als die Hamas am 7. Oktober 2023 die Siedlung Be’eri, unweit der Grenze zum Gaza, stürmte und dort ein Massaker verübte, war auch Vivian Silver unter den Todes­opfern.

Bis­herige Ehrungen Vivian Silvers waren der „Victor J. Goldberg Prize for Peace in the Middle East“, den sie 2010 zusam­men mit Amal Elsana Alh’jooj für die Grün­dung des Arab-Jewish Center for Equality, Empowerment and Cooperation er­halten hat. 2019 wurde die von ihr mitge­gründete Friedens­initiative Women Wages Peace mit dem Bremer Friedens­preis ausge­zeichnet.

Mit der diesjährigen Ver­leihung des Preises an die ermordete Vivian Silver wird nicht nur ihr Lebens­werk gewürdigt. Die Aus­zeichnung betont auch die funda­mentale Bedeutung inklusiver Friedensbemühungen und setzt ein Signal für die Dring­lichkeit von Dialog und Kooperation. Silvers Engage­ment wird auf diese Weise zu einem Beispiel für die nach­haltige Wirkung eines Strebens nach Frieden und Gerechtig­keit. 

Der Hessische Friedens­preis ist mit 25.000 Euro dotiert. Die Ver­leihung findet am 1. Juli 2024 mit einem Festakt im Hessischen Landtag statt. Den Preis wird Vivian Silvers Sohn Yonatan Zeigen stell­vertretend für die Ermordete entgegen­nehmen.

Zur Pressemitteilung des Hessischen Landtags

Die somalisch-kanadische Menschen­rechtsaktivistin Ilwad Elman erhält den Hessischen Friedens­preis 2022. Sie wird für ihren Einsatz für die Opfer von geschlechts­spezifischer Gewalt und den Frieden in Somalia ausgezeichnet. Dies verkündete der Hessische Landtag am 13. Februar 2023 in einer Presse­konferenz. Die feierliche Verleihung findet am 8. März 2023 im Hessischen Landtag statt.

Mit Ilwad Elman ehrt das Land Hessen eine Persönlich­keit, die sich für die Überlebenden von geschlechts­spezifischer Gewalt und den Frieden in Somalia engagiert. Die Aus­zeichnung würdigt ins­besondere Frau Elmans uner­müd­liche Bemühungen, verschiedene Opfer­gruppen an den Friedens­verhandlungen zu beteiligen, um einen nach­haltigen und stabilen Frieden zu erreichen.

Ilwad Elman wurde am 22. Dezember 1989 in Moga­dishu in Somalia geboren. Sie migrierte mit ihrer Mutter und ihren beiden Schwestern in den 1990er Jahren zunächst nach Kenia, dann nach Kanada. 2010 kehrte sie nach Somalia zurück, um sich in dem weiter an­dauern­den Bürger­krieg für einen Friedens­prozess in dem ostafrika­nischen Land einzusetzen. Dieser Arbeit geht sie bis heute nach, u. a. in der von ihren Eltern gegrün­deten NGO Elman Peace. Elman Peace engagiert sich für Menschen­rechte, Geschlechter­gerechtigkeit, den Schutz der Zivil­bevölkerung, Frieden und soziale Fragen.

Frau Elman ist Gründerin der Organi­sation „Sister Somalia“, dem ersten Krisen­zentrum für Überle­bende sexua­lisierter Gewalt in Somalia. Die Initiative verbindet kulturell angepasste Trauma­­therapien und Bildungs­programme. Zugleich setzt sich Frau Elman dafür ein, dass Über­lebende von geschlechts­bezogener und geschlechts­spezifischer Gewalt an der Friedens­­konsolidierung beteiligt werden. Ilwad Elman ist weiterhin Gründungs­mitglied des „Advisory Committee for Researching Gender Based Violence Social Norms“ in Somalia und Südsudan, Beraterin im „Women Waging Peace Network for Inclusive Security“ sowie Mitglied der Initiative Extremely Together“ der Kofi-Annan-Stiftung, die durch die Arbeit mit Jugendlichen gewalt­tätigem Extre­mismus weltweit vorbeugen will.

2014 absolvierte Ilwad Elman das von Präsident Barack Obama ins Leben gerufene Stipendium des Weißen Hauses für junge afrik­anische Führungs­kräfte und wurde im selben Jahr zur Jugend­botschafterin in Somalia für die Beendigung sexueller Gewalt in Kon­flikten ernannt. Im August 2016 wurde Elman von UN-General­sekretär Ban Ki-Moon zur Experten­beraterin für Jugend, Frieden und Sicherheit ernannt und mit der Beratung einer Studie zur Ent­wicklung einer Strategie zur Resolution 2250 des UN-Sicher­heits­rats beauftragt. 2018 initiierte Elman Peace zusammen mit dem UN-Entwicklungs­programm das Netzwerk Peace by Africa.

Im Dezember 2022 erhielt Ilwad Elman gemeinsam mit ihrer Mutter Fartuun Adan den Right­Livelihood-Preis, auch „alternativer Nobel­preis“ genannt. 2020 erhielt sie den Deutschen Afrika-Preis.

Zum PRIF Spotlight Mutiger Einsatz für die Menschlichkeit. Die Verleihung des Hessischen Friedenspreises 2022 an Ilwad Elman, PRIF Spotlight 7/2023

Wiesbaden, 14.12.2020 - Der Hessische Friedens­preis 2020 geht an den Minister­präsidenten von Nord­mazedonien, Zoran Zaev, und den ehemalige Minister­präsidenten von Griechen­land, Alexis Tsipras. Dies ver­kündete der Hessische Land­tag am 14. Dezember in einer Presse­konferenz. Zoran Zaev (Sozial­demokratische Liga, SDSM), Minister­präsident von Nord­mazedonien (Mai 2017 bis Januar 2020 sowie seit Ende August 2020), und Alexis Tsipras (Syriza-Partei), Minister­präsident von Griechen­land (Januar 2015 bis Juli 2019), erhalten die Aus­zeichnung für die Bei­legung des Namens­streits zwischen den beiden Staaten. Künftig lautet der Name Maze­doniens „Republik Nord­mazedonien“ (Republika Severna Makedonija).

Aberkennung des Hessischen Friedenspreises 2019

Das Kura­torium der Albert-Osswald-Stiftung hat im De­zember 2021 beschlossen, dem äthio­pischen Minister­präsidenten Abiy Ahmed den ihm 2019 verlie­henen Hessi­schen Friedens­preis ab­zuerkennen. Das Kuratorium be­gründete seine Ent­scheidung, die im Rahmen der Presse­konferenz zum Hessi­schen Friedens­preis 2022 öffentlich wurde, mit dem Konflikt in der äthio­pischen Provinz Tigray. Es ist das erste Mal in der Ge­schichte des Preises, dass das Kura­torium eine solche Ent­scheidung getroffen hat.

Der äthiopische Minister­präsident Abiy Ahmed erhielt 2019 zunächst den Hessi­schen Friedens­preis und später den Friedens­nobelpreis für seinen Einsatz für einen historischen Friedens­schluss mit dem Nachbarland Eritrea 2018 nach einem zwei Jahr­zehnte an­dauernden Konflikt sowie auch seine innen­politischen Reform­bemühungen für eine Libera­lisierung des Landes. Der Bürger­krieg in der Tigray-Region im Norden des Landes begann im November 2020. Durch Friedens­verhandlungen konnte im Herbst 2022 ein Waffen­stillstand erreicht werden. Während des Kon­flikts trug die von Abiy Ahmed geführte äthiopische Re­gierung durch ihre Politik eine Mit­verantwortung für die Es­kalation der Gewalt, die mit schwersten Menschen­rechts­verlet­zungen einher­ging.

Menschenrechtsverletzungen in Äthiopien

Das Kura­torium verfolgte das Konfliktgeschehen in der Tigray-Region seit Ausbruch im November 2020 mit großer Auf­merksamkeit, wenn gleich der Zu­gang zu Infor­mationen in dem an­dauernden Konflikt auch für die im Kura­torium ver­tretenen Forschungs­einrich­tungen er­schwert war. Im Dezember 2021 entschied der Men­schen­rechtsrats der Vereinten Nationen auf Initiative der Europäischen Union, eine Unter­suchungs­kommission zur Aufklärung der Menschen­rechts­verletzungen in der Region einzu­setzen. Dieser Be­schluss des Menschen­rechts­rats basierte auf ge­sicherten Er­kenntnissen über schwerste Menschen­rechtsver­letzungen und Ver­letzungen des humani­tären Völker­rechts durch alle Konflikt­parteien.

Begründung für die Aberkennung

Der Hessische Friedens­preis wird für Leistungen oder Be­mühungen ver­geben, die in der Ver­gangenheit liegen, die aber mit Hoff­nungen und Er­wartungen ver­bunden sind, die in die Zu­kunft reichen. Die Preis­verleihung an den äthiopischen Minister­präsi­denten 2019 war mit der Hoff­nung ver­knüpft, er würde seine Bemüh­ungen um den Frieden auf dem afri­kanischen Konti­nent zukünf­tig fort­setzen und die Libera­lisierung Äthiopiens voran­treiben. Es entspricht der Idee des Preises, nicht nur die Bemüh­ungen um einen negativen Frieden und die Ab­wesenheit von Ge­walt zu würdigen, sondern das Engagement um einen positiven Frieden anzu­erkennen, der die Förderung von Menschen­rechten, Ver­söhnung und die Auf­arbeitung von Un­recht voran­treibt. Die äthio­pische Re­gierung unter Minister­präsident Ahmed leistete 2020 und 2021 keinen Beitrag zum Frieden, sondern erwies sich nach Auf­fassung des Kura­toriums als Teil der eskalie­renden Ge­walt. Der Reform­kurs des Landes wurde durch eine Rück­kehr zu einem autori­tären Regierungs­stil re­vidiert. Dies unter­gräbt die Ab­sichten, mit denen der Preis verliehen wurde, und be­gründet die Ent­scheidung, den Preis ab­zuerkennen. Die Ent­scheidung des Kura­toriums zielt darauf ab, den Preis sowie die bis­herigen und zu­künftigen Preis­träger:innen zu schützen. Eine Rück­forderung des mit der Aus­zeichnung ver­bundenen Preis­geldes erfolgt nicht.


Hessischer Friedenspreis 2019: Abiy Ahmed

Am 23. September 2019 erhielt der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed Ali den Hessischen Friedenspreis für seinen herausragenden Einsatz für einen historischen Friedensschluss mit Eritrea. Ein 20 Jahre dauernder Konflikt, der mehr als 100.000 Menschen das Leben gekostet hat und auch in den vergangenen Jahren immer wieder aufgeflammt ist, scheint zu einem friedlichen Ende zu kommen. Ein Versöhnungs­prozess zwischen den beiden Staaten birgt Chancen für die Gesell­schaften beider Staaten und die Region Ostafrika. Diese bedeutenden Entwicklungen und die daraus entstehenden Chancen für eine friedliche Zukunft sind es wert, ausgezeichnet zu werden. „Abiy Ahmed Ali ist einer der großen Hoffnungs­träger auf dem Afrikanischen Kontinent. Wir wollen sein Engagement für den Frieden mit dem Hessischen Friedens­preis auszeichnen und zugleich weiter befördern“, so Nicole Deitelhoff, Leiterin der HSFK und Kuratoriums­mitglied.
 

Der Friedens­schluss und eine darauf aufbauende Versöhnung der beiden Nachbar­staaten wecken Hoffnungen auf eine Stabilisierung der ganzen Region. Auch innen­politisch sind die von Abiy Ahmed Ali eingeleiteten Veränderungen bemerkens­wert: Seitdem Kaiser Haile Selassie im Jahr 1974 gestürzt worden war, gab es keinen Regierungs­wechsel im Land ohne Blut­vergießen. Die seit 1991 regierende Einheitspartei „Revolutionäre Demokratische Front der Äthiopischen Völker“ (EPRDF) ist eng mit dem äthiopischen Staat verwoben, kontrolliert alle Ebenen des föderalen Systems und hat immer wieder auf Repression gesetzt. Auch Abiys Regierung wird von dieser Koalition getragen, hat aber in den letzten anderthalb Jahren bedeutende Fortschritte in der politischen und wirtschaft­lichen Liberalisierung des Landes erzielt. Die in Folge der Verleihung des Hessischen Friedens­preises gesteigerte öffentliche Aufmerk­samkeit könnte als Mahnung wirken, nun nicht innezuhalten, sondern diese innen­politischen Reformen weiter friedlich und integrativ voran­zutreiben.

Abiy Ahmed Ali, geboren 1976 im äthiopischen Beshasha, wurde im April 2018 zum Minister­präsidenten Äthiopiens ernannt. Er gehört der ethnischen Gruppe der Oromo an, die sich lange als marginalisiert im politischen System Äthiopiens wahr­genommen haben. Er ist der erste Oromo, der Minister­präsident wurde. Der ehemalige Soldat der äthiopischen Armee hat Computer- und Kommunikations­technik, Kryptographie, Transformational Leadership und Business Administration studiert und 2017 den Doktorgrad in Management and Leadership von der University of Addis Abeba erhalten. Er diente unter anderem im eritreisch-äthiopischen Grenzkrieg von 1998 bis 2000. Von 2007 bis 2010 war er stellver­tretender Direktor der Information Network Security Agency (INSA), einer geheim­dienstlichen Behörde, die die Telekommunikation und das Internet in Äthiopien überwacht.

Seit 2010 ist er Mitglied des äthiopischen Parlaments, von 2015 bis 2016 war er Wissenschafts­minister des Landes. Er gehört der politischen Fraktion der „Demokratischen Organisation des Oromovolkes“ (OPDO) an, die Teil der regierenden Einheits­partei EPRDF ist. Seit März 2018 ist er Vorsitzender der EPRDF. Mit 42 Jahren ist er der jüngste Regierungschef Afrikas.

Stellvertretend für Abiy Ahmed nahm Muferihat Kamil, die äthiopische Friedensministerin, den Preis im Hessischen Landtag in Wiesbaden entgegen. Volker Bouffier hielt die Laudatio. 

Berichterstattung des Hessischen Rundfunks zur Preisverleihung

Alle Reden der Preisverleihung im Wortlaut

25 Jahre Hessischer Friedenspreis - Podcast

Am 28. November 2018 wurde der Hes­si­sche Frie­dens­preis 2017 an die türkische Ärztin Prof. Dr. Şebnem Korur Fincancı ver­lie­hen. Mit dem Preis wür­dig­te das Ku­ra­to­ri­um ihr­en beharrlichen Einsatz für die Opfer von Folter und Menschenrechtsverletzungen.

Die Gerichts­medizinerin und Professorin für Forensik an der Uni­versität Istan­bul ist eine inter­national führende Expertin zur Folter­dokumentation, ehe­maliges Mitglied im Exekutiv­ausschuss des Inter­national Rehabilitation Council for Torture Victims und eine der Haupt­autorinnen des weg­weisenden „Istan­bul Protokolls“, das inter­nationale Standards zur Unter­suchung und Doku­mentation von Folter ge­schaffen hat. In den Mittel­punkt ihrer wissen­schaftlichen Arbeiten stellt Prof. Dr.  Şebnem Korur Fincancı die Frage wie sich physische und psy­chische Folter er­kennen und doku­mentieren lässt. Erst der syste­matische Nachweis von Folter­spuren ermöglicht eine ange­messene medizinische und thera­peutische Versorgung der Opfer. Zu­gleich ist er von größter Wichtig­keit für die juristische Verfol­gung und poli­tische Aufar­beitung der Taten, Voraus­setzung für die Prozesse der Konflikt­aufarbeitung und somit Grund­lage für die Wahrung von Frieden und Hoff­nung auf Ver­söhnung.

Aufzeichnung der Preisverleihung

Alle Reden der Preisverleihung im Wortlaut

Hafturteil gegen die Preisträgerin

08.02.2019 - Şebnem Korur Fincancı wurde am 19. Dezember 2018 zu einer zweiein­halbjährigen Haft­strafe in der Türkei verurteilt. Ihr wird „Terror­propaganda“ vor­geworfen, weil sie 2016 zu­sammen mit mehr als 1000 Aka­demikerinnen und Aka­demikern die Friedens­petition „We will not be a party to this crime“ unter­schrieben hat. Der­zeit besteht noch die Möglich­keit, dass die Ärztin durch das Berufungs­gericht freige­sprochen wird.

Presse­erklärung der Friedens­institute zur Verur­teilung von Şebnem Korur Fincancı

Am 7. Februar 2019 hat sich der Hessische Land­tag mit Fincanci soli­darisiert und kritisiert die Inhaf­tierung von Journalist*innen, Wissen­schaftler*innen und demo­kratisch gewählten Abge­ordneten in der Türkei.

Antrag im Hessischen Landtag: Hafturteil gegen Ärztin und Hessische Friedenspreisträgerin 2018

„Hessen kritisiert Türkei für Verurteilung von Fincanci“, Wiesbadener Kurier, 08.02.2018

Am 23. Fe­bru­ar 2018 wurde der Hes­si­sche Frie­dens­preis 2017 an die Schweizer Ju­ris­tin Carla del Ponte ver­lie­hen. Mit dem Preis wür­dig­te das Ku­ra­to­ri­um ihr­en Ein­satz für Ge­rech­tig­keit und die Auf­klä­rung schlim­mster Men­schen­rechts­ver­brech­en.

Die Be­grün­dung aus der Ur­kunde: "Frau Carla del Ponte wird mit dem Hes­si­schen Frie­dens­preis der Al­bert Oss­wald-Stif­tung für ihr­en un­beug­sa­men Ein­satz für die Opfer von Kriegs­ver­brech­en und die kom­pro­miss­lose Durch­setz­ung des in­ter­na­tio­na­len Straf­rechts aus­ge­zeich­net.
Frau del Ponte hat kei­nen po­li­tisch­en Kon­flikt ge­scheut, um dem Recht zur Gel­tung und den Opfern schlim­mster Mensch­heits­ver­brech­en zu Ge­rech­tig­keit zu ver­helfen, auch wenn das be­deu­te­te, gegen alle di­plo­ma­tisch­en Spiel­re­geln zu ver­stoßen. Als Chef­an­klä­ger­in des In­ter­na­tio­nalen Straf­ge­richts­hofs für das ehe­ma­li­ge Ju­go­slawien und für Ru­anda hat sie of­fen po­li­ti­sche Ver­säum­nis­se an­ge­sprochen, wie die un­zu­reichende Ko­operation west­lich­er Staaten bei der Ver­fol­gung ge­such­ter Kriegs­ver­brecher in Ju­go­sla­wien.
Ihre Tä­tig­keit als Son­der­er­mittler­in in einer Un­ter­such­ungs­kom­mis­sion zu Kriegs­ver­brechen in Sy­rien gab sie nach fünf Jahren auf mit der Be­grün­dung, dass die Kom­mis­sion wir­kungs­los sei, weil die Po­li­tik ihre Ar­beit nicht hin­reichend un­ter­stütze. Sie wolle nicht länger als A­li­bi für das „Nichtstun“ der in­ter­na­tio­na­len Ge­mein­schaft her­halten. Die­ser Rück­zug ist exem­pla­risch für den un­beug­sa­men Wil­len von Carla del Ponte, ge­gen Un­ge­rechtig­keiten trotz Wi­der­stän­den an­zu­kämpfen, denn, so ihr Cre­do: „Wir ver­tre­ten die Opfer“.


„Frie­den durch Recht“ ist seit den 1990er Jahr­en aufs eng­ste mit Carla del Ponte ver­bun­den und wur­de von ihr ge­gen alle po­li­ti­schen Wi­drig­kei­ten als An­klä­ger­in - nicht nur im Ge­richts­saal - voran­ge­trie­ben. Dies war und ist von be­son­der­er Be­deut­ung in einer Zeit, in der Staaten­ver­fall, Bürger­kriege und damit auch or­ga­ni­sierte Straf­losig­keit um sich greifen. Ge­rechtig­keit ist die Grund­lage für je­den nach­haltigen Frie­den.
Für ihren un­er­müdlichen Ein­satz für den Frie­den, für ihren Kampf für die Durch­setzung des Rechts und für ihr Engage­ment für die Opfer von Men­schen­rechts­ver­letzungen hat das Kuratorium Hessischer Friedens­preis der Albert Oss­wald-Stift­ung Frau Carla del Ponte den Hes­si­schen Frie­dens­preis 2017 zu­er­kannt."

Das Preisgeld von 25.000 € spendet Carla del Ponte unter anderem einem Hilfsprojekt für syrische Kinder.

PRIF Spotlight 7/2018 doku­mentiert die Preis­verleihung am 23. Februar 2018 im Hessischen Land­tag in Wiesbaden. Hier finden Sie Aus­züge aus den Reden der Preis­trägerin, der Lauda­torin Angelika Nuß­berger und des Landtags­präsidenten Norbert Kart­mann sowie Fotos und ergänzende Infor­mationen.

Am 19. Juli wurde der Hohen Ver­treterin der EU für Außen- und Sicher­heitspolitik, Federica Mogherini, der Preis in der Hessischen Landes­vertretung in Brüssel ver­liehen. Mit dem Preis würdigte das Kura­torium vor allem Mogherinis Engage­ment für das Nuklear­abkommen mit dem Iran.

Die Begrün­dung aus der Urkunde: „Frau Federica Mogherini wird mit dem Hessischen Friedens­preis für ihren Ein­satz für die Lösung des Streits um das iranische Atom­programm und ihren damit geleis­teten Beitrag zur Siche­rung des Friedens ausge­zeichnet. Unter der Leitung von Frau Mogherini gelang der Durch­bruch in dem über zwölf Jahre an­dauernden Konflikt um das ira­nische Atom­programm. Die Bedeu­tung des Aktions­plans für Frieden und Stabilität über die Region hinaus kann nicht hoch genug einge­schätzt werden. Durch den Verhandlungs­erfolg konnte eine mehr­fach durch die USA und Israel ange­drohte „mili­tärische Lösung“ des Atom­streits – mit unabsehbaren Konse­quenzen für die Region – abge­wendet werden. Schließ­lich belegt der Verhandlungs­erfolg, dass die Diplo­matie nach wie vor als Mittel zur Lösung von Kon­flikten taugt. Frau Mogherini gelang das Kunst­stück, gleich­zeitig als Koor­dinatorin der EU sowie der weiteren verhan­delnden Staaten und als ehr­liche Maklerin („honest broker“) in Erschei­nung zu treten und die Verhand­lungen so geschickt und erfolg­reich zum Abschluss zu führen.


Die vermittelnde Rolle von Frau Mogherini während der Schluss­verhandlungen wurde von Teil­nehmern besonders erwähnt.
Neben der friedens­politischen Leistung sollen mit der Verleih­ung des Friedens­preises auch die Verdienste von Frau Mogherini um die gemein­same Außen- und Sicherheits­politik der Euro­päischen Union hervor­gehoben werden. Es ist der bis­lang größte Erfolg der EU auf der welt­politischen Bühne. Nicht nur wegen ihres Amtes gebührt Frau Mogherini die Aner­kennung der Welt­gemeinschaft, einen ent­scheidenden Beitrag zum Frieden im Jahr 2015 ge­leistet zu haben. Für ihr außer­ordentliches Verhandlungs­geschick und ihr uner­müdliches Engage­ment für den Frieden hat das Kuratorium Hessischer Friedens­preis Frau Federica Mogherini den Hessischen Friedens­preis 2016 zuerkannt.“

Das Preis­geld von 25.000 € spendete Federica Mogherini YaLa Young Leaders, einer der größten Friedens­bewegungen im Mittleren Osten.

PRIF Spot­light 7/2017 dokumentiert die Preis­verleihung am 19. Juli 2017 in Brüssel. Hier finden Sie Aus­züge aus den Reden der Preis­trägerin, der Lauda­torin und des Landtags­präsidenten Norbert Kart­mann sowie Fotos und ergänzende Infor­mationen.

Alle Reden bei der Preisverleihung im Wortlaut

Pressemitteilung der hessischen Landesregierung

Den Hessischen Friedens­preis 2015 erhielt die Russin Ella Mikhaylovna Polyakova für ihren Einsatz gegen menschen­unwürdige Verhältnisse, Gewalt und Missbrauch in der russischen Armee und den von Russ­land geführten Kriegen. 

Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 06/2015.

Den Hessischen Friedens­preis 2014 erhielt der Brasilianer Rubem César Fernandes für seinen Ein­satz zur Förde­rung einer Kultur des Friedens und zur Verhin­derung der Gewalt in den Favelas von Rio de Janeiro.

Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 09/2014.

Den Hessischen Friedens­preis 2013 erhielten die Nige­rianer Imam Dr. Muhammad Ashafa und Pastor Dr. James Wuye für ihren gemein­samen Einsatz für die Beilegung des inter­religiösen Kon­flikts zwischen Christen und Muslimen in Nigeria und darüber hinaus.

Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 09/2013.

Den Hessischen Friedenspreis 2012 erhielt die Schweizerin Elisabeth Decrey Warner für ihren Ein­satz im Rahmen der Menschen­rechts­organisation "Geneva Call", u.a. gegen Landminen und für die Durchsetzung des Humanitären Völker­rechts und nicht-staatlichen Akteuren.

Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 02/2013.

Den Hessischen Friedenspreis 2011 erhielt die ehemalige VN-Hochkomissarin für Flüchtlinge Sadako Ogata für ihren unermüdlichen Einsatz zum Schutze von Menschen beihumani­tären Katastrophen.

Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 01/2012.

Den Hessischen Friedenspreis 2011 erhielt der Palästinenser Ismail Khatib für seine Verdienste um den Frieden im Nahen Osten.

Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 09/2010.

Den Hessischen Friedenspreis 2009 erhielt die kenianische Friedens­aktivistin Dekha Ibrahim Abdi für ihre Vermittlung in inter­religiösen und inter­ethnischen Konflikten auf lokaler Ebene welt­weit.

Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 05/2009.

Den Hessischen Friedens­preis 2008 erhielt der frühere US-Senator Sam Nunn für sein Engage­ment für nukleare Abrüstung und gegen nuk­learen Terrorismus.

Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 02/2008.

Den Hessischen Friedens­preis 2007 erhielt der Hohe UN-Repräsen­tant in Bosnien und Herzegowina Christian Schwarz-Schilling für seine Vermittlungs­arbeit zur Friedens­sicherung auf dem Balkan.

Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 06/2007.

Den Hessischen Friedenspreis 2006 erhielt der Diri­gent und Pianist Daniel Barenboim für sein Engagement für eine Verstän­digung im Nahen Osten.

Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 02/2007.

Den Hessischen Friedens­preis 2005 erhielt Seine Heilig­keit der 14. Dalai Lama für seinen Ein­satz für eine gewalt­freie Lösung des Tibet-China-Konflikts.

Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 07/2005.

The Hessian Peace Prize 2004 was awarded to Hans Blix, former Executive Director of the UN Moni­toring, Verfication and Ins­pection Commission in Iraq (UNMOVIC) and former Swe­dish Foreign Minister, for his stead­fastiness in his work as Head of UNMOVIC.

Read more in HSFK-Standpunkt 04/2004.

Den Hessischen Friedenspreis 2003 erhielt der UN-Sonder­beauftragte für Afgha­nistan, der Algerier Lakhdar Brahimi, für seine Leis­tungen im afghanischen Friedens­prozess.

Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 09/2003.

Den Hessischen Friedenspreis 2001 erhielt der ehe­malige Hohe Kommissar der OSZE für nationale Minder­heiten, der Niederländer Max van der Stoel, für seine Politik der Präven­tion, die maß­geblich zur friedlichen Lösung der Kon­flikte in Estland und Lett­land, in der Slowakei und in Rumänien beitrug.

Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 05/2001.

Den Hessischen Friedens­preis 2000 erhielt Martti Ahtisaari, ehemaliger finnischer Staats­präsident, für seine Vermittlung zur Beendi­gung des Kosovo-Krieges.

Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 06/2000.

Den Hessischen Friedens­preis 1999 erhielt der US-Senator a. D. George J. Mitchell für seine Vermittlungs­bemühungen um die Beendigung des Nordirland-Konflikts.

Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 06&07/1999.

Den Hessischen Friedens­preis 1998 erhielt der General a. D. Alexander Lebed, Gouver­neur der Region Krasnojarsk, für seine Vermittlungs­bemühungen zur Beendigung des ersten Tsche­tschenien-Krieges.

Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 04/1998.

Den Hessischen Friedens­preis 1997 erhielt Hans Koschnick für seine Vermittlungs­bemühungen als EU-Administrator in Mostar.

Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 06/1997.

Den Hessischen Friedens­preis 1996 erhielt Monsenior Gregorio Rosa Chavez für seine Vermittlungs­bemühungen zwischen der Guerilla und der Regierung in El Salvador.

Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 1/1996.

Den Hessischen Friedens­preis 1995 erhielt der Nordire John Hume für seine Vermittlungs­bemühungen zwischen der IRA und der britischen Regierung.

Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 07/1995.

Den Hessischen Friedens­preis 1994 erhielt die die Norwegerin Marianne Heiberg-Holst für ihre Vermittlungs­bemühungen zwischen Israel und der PLO.

Mehr lesen im HSFK-Standpunkt 04/1994.