Internationale Sicherheit
Der Programmbereich erforscht das klassische Feld internationaler Sicherheitspolitik. Staaten streben nach Sicherheit – ihrer eigenen, der Sicherheit ihrer Bevölkerung sowie der Sicherheit politischer, wirtschaftlicher und ökologischer Zusammenhänge. Wie Staaten das Ziel „Sicherheit“ verfolgen, hat entscheidenden Einfluss auf die Erhaltung des Friedens bzw. die Gefahr gewaltsamer Auseinandersetzungen. Die empirische Arbeit des Programmbereichs konzentriert sich deshalb auf die Praktiken und Strategien von Staaten, die eng mit den Mitteln und dem Gebrauch militärischer Gewalt zusammenhängen oder darauf gerichtet sind, ihren Gebrauch zu verhindern bzw. einzuschränken. Als zentrale Arbeitsfelder beschäftigt sich der Programmbereich mit neuesten Entwicklungen und Dynamiken in der Kriegsführung, der Transformation von Normen und Regeln des legitimen Gewalteinsatzes sowie der Kontrolle und Begrenzung von Rüstungsgütern. Neben der theorieorientierten Grundlagenforschung hat der Programmbereich eine lange Tradition der Politikberatung und ein fortgesetztes Interesse an den mit Rüstungskontrolle, Abrüstung und Nichtverbreitung von Massenvernichtungswaffen verbundenen praktischen Fragen.
Foto: Martin Frey, flickr, CC BY-NC-ND 2.0
Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen
Assoziierte Forscher*innen
Studentische Hilfskräfte
- Solveig Albrecht
- Mariam Al-Wally
- Kiriaki Athanasiadi
- Henrike Buch
- Irem Demirci
- Elena Günther
- Rohula Kazimi
- Abdullah Kasim Korkusuz
- Kristin Lang
- Hannah Marksteiner
Projekte
Dissertationen
Zukünftige nukleare Abrüstungsverträge werden voraussichtlich die Überprüfung der vollständigen und korrekten Deklarationen von Bestandteilen von Kernwaffenprogrammen beinhalten. Die nukleare Archäologie ist ein Forschungsbereich, der darauf abzielt, die Betriebsgeschichte von Anlagen zur Herstellung von Spaltmaterial zu rekonstruieren, das ein wesentlicher Bestandteil von Kernwaffen ist. Die Methoden der nuklearen Archäologie können Abschätzungen über die Produktion von Spaltmaterial in der Vergangenheit liefern, was sie zu einem nützlichen Hilfsmittel bei der Beurteilung der Vollständigkeit von Deklarationen über Spaltmaterial macht.
Dieses Forschungsprojekt, das in der Forschungsgruppe Science for Nuclear Diplomacy des Cluster Natur- und Technikwissenschaftliche Rüstungskontrollforschung (CNTR) angesiedelt ist, soll die bestehenden Techniken durch die Einbeziehung neuartiger Datenquellen und hochentwickelter statistischer Datenanalysewerkzeuge verbessern. Es ist geplant, forensische Messwertanalysen, die ein wichtiges Instrument in der nuklearen Archäologie sind, zu verbessern, indem sich systematisch auf die wichtigsten Informationen konzentriert wird und Messungen mit Daten aus Archiven ergänzt werden, die den historischen Betrieb von Kernreaktoren dokumentieren. Ein besonderer Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Implementierung von Techniken des maschinellen Lernens, einschließlich unlängst etablierter Methoden aus dem Bereich des Deep Learning, um große Datensätze geeignet analysieren und zuverlässige statistische Aussagen treffen zu können. Schließlich wird die Einbettung von statistischen Ergebnissen in ein politisches Verifikationssystem behandelt.
Das Promotionsprojekt von Samuel Forsythe beschäftigt sich mit der Beziehung und Entwicklung von politischem Konflikt, Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) und strategischer Praxis. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung von Theorien, Praktiken und Diskursen, die Wissen, Kognition und Kommunikation als politische und militärische Mittel instrumentalisieren. Die Motivation für die Untersuchung ist die Frage: Wie haben neue Medien und Technologien Konflikte in den kommunikativen und kognitiven Bereichen ermöglicht und transformiert?
Die Arbeitshypothese ist, dass IKT eine Intensivierung von Konfliktarten fördern, die Stratagem, Täuschung und Manipulation als wesentliche Instrumente für politische Akteure hervorheben und gleichzeitig die Verbreitung dieser Instrumente unter nicht-staatlichen Akteuren ermöglichen. Darüber hinaus schafft der "hybride" Charakter der heutigen Gesellschaft - in dem die Technologie unsere kognitiven und kommunikativen Prozesse externalisiert - eine Situation, in der Angriffe auf Informationsverarbeitungssysteme eine Form von Gewalt darstellen können.
Empirisch beinhaltet diese Forschung eine Analyse der neuen Formen der strategischen Rationalität, die durch den Diskurs und die Praktiken der Staatskunst, des Geheimdienstes und der Informationskriegsführung, der Cyber- und Informationssicherheit und deren Wechselwirkungen mit dem breiteren Feld der sozialen Kommunikation und der kollektiven epistemischen Praxis entwickelt werden.
Nukleare Rüstungskontrolle verfolgt nach gängiger Annahme das Ziel der strategischen Stabilität. In den vergangenen Jahren haben neu erschlossene historische Quellen allerdings gezeigt, dass das Konzept der strategischen Stabilität für US-amerikanische Entscheidungsträger bestenfalls eine untergeordnete Rolle in den Strategic Arms Limitation Talks (SALT) gespielt hat, die zwischen 1969 und 1979 zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion stattfanden. Dieses Dissertationsprojekt knüpft an die neuen Forschungsergebnisse an und untersucht auf Basis historischer Quellen, wie wichtig strategische Stabilität in der US-amerikanischen Rüstungskontrollpolitik während der Strategic Arms Reduction Talks (START) zwischen 1981 und 1989 war und welche Faktoren sonst maßgeblich für die Verhandlungen waren. Dabei zielt das Vorhaben insbesondere darauf ab, neue Ansätze für zukünftige Rüstungskontrollverhandlungen und einen Neustart der nuklearen Rüstungskontrolle zu identifizieren.
Die jüngsten Ereignisse im Nahen Osten, in der Ukraine und in Nordkorea zeigen, dass die Gefahr durch nukleare, chemische und biologische Waffen nach wie vor hoch ist. Die bestehenden internationalen Sicherheitsregime in Bezug auf diese Waffen sind zwar robust, befinden sich aber in einer Krise. Verstöße und Anfechtung der Regime führen zu Schocks und Krisen, die sie entweder stärken oder schwächen können. Einhaltung und Durchsetzung sind die normativen Praktiken, mit denen auf solche Verstöße reagiert werden kann. Die Robustheit von chemischen, biologischen und nuklearen Waffenregimen hängt mit der Wirksamkeit der bestehenden Durchsetzungsnormen und -verfahren zusammen. Da sich alle drei Regime an einem Wendepunkt befinden, ist es an der Zeit, die Entwicklung der Durchsetzungspraktiken in den drei Regimen zu analysieren. Das Projekt umfasst eine regimeübergreifende Analyse der Durchsetzungsnormen und -verfahren, um die Unterschiede zu untersuchen und ein Verständnis für die Auswirkungen auf die Regime zu vermitteln.
Dieses Promotionsprojekt trägt zur neueren politikwissenschaftlichen Forschung bei, die sich erneut den „Brückenschlag“ zwischen Wissenschaft und Praxis bearbeitet sowie die Chancen und Herausforderungen des wissenschaftlich-politischen Austausches bei der Lösung politischer Fragen. Transformationsprozesse und globale Verschiebungen haben zur Erosion der traditionellen, rüstungskontrollpolitischen Säulen des Kalten Krieges beigetragen. Des Weiteren wirken sich neue Technologien und Fortschritte auf die zukünftige Rüstungskontrolle aus, auch wenn bislang noch unklar ist, wie genau. Im Kontext dieser Entwicklungen benötigen politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger technisches und feldspezifisches Wissen. Gleichzeitig wird die Arbeit der Wissenschaftler:innen aber auch von politischen Prozessen und Logiken beeinflusst. Aktuell gibt es allerdings nur wenig vergleichende Forschung über die Wechselwirkungen zwischen Wissenschaft und Politik in der Rüstungskontrolle, die in verschiedenen formellen und informellen Zusammenhängen stattfinden. Mein Promotionsprojekt verbindet die Theoriebildung zu sogenannten „epistemic communities“ mit der neueren, interdisziplinären Forschung zum Thema Wissenstransfer und Wissensaustausch und untersucht das Handeln von Sozial- und Naturwissenschaftlern in rüstungskontrollpolitischen Prozessen in Deutschland. Die Dissertation beschäftigt sich mit dem Zusammenspiel von und Spannungsfeld zwischen Werten, Aktivismus und wissenschaftlicher Evidenz in wissenschaftlich-politischen Interaktionen. Empirisch liegt der Fokus dabei auf der deutschen Rüstungskontroll-Community. Es wird ein Mixed-Methods-Ansatz verwendet, welcher quantitative Daten (Umfrage) und qualitative Forschung (vertiefende Fallstudien, Interviews, teilnehmende Beobachtungen) miteinander kombiniert.
Aktuelles
Abgeschlossene Projekte
Das Projekt untersuchte Bedingungen für gelingende Normgenese und Normumsetzung im Spannungsfeld zwischen Gerechtigkeits- und Souveränitätsansprüchen von Staaten. Das besondere Augenmerk galt der Wirkung konvergierender und differenter Moral- und Gerechtigkeitsvorstellungen von Staaten im Hinblick auf die Entstehung und Implementierung globaler Regelungsansätze im Rahmen der Vereinten Nationen. Es wurde untersucht, ob Unterschiede in Gerechtigkeitsüberzeugungen Anlass zu Konflikten zwischen den verhandelnden Staaten geben. Verhindern divergierende Gerechtigkeitsvorstellungen zwischen staatlichen Verhandlungspartnern normative Einigung oder eventuell sogar die Realisierung globaler Steuerungsformen?
In multilateralen Verhandlungen zeigt sich, dass die Forderung nach vertraglicher Verankerung von globalen Menschenrechtsnormen insbesondere im Politikfeld Sicherheit auf Widerstand bei Staaten stößt, die eine solche Konditionierung ihrer nationalstaatlichen Souveränität ablehnen. In den Verhandlungen zum internationalen Waffenhandelsabkommen sind Forderungen nach einer stärkeren Berücksichtigung von Menschenrechtskriterien für die Beurteilung von Waffenexporten nur bedingt berücksichtigt worden. In zwei Verhandlungsrunden scheiterten die Vertragsverhandlungen auch an Gerechtigkeitsfragen. Ungelöste Gerechtigkeitskonflikte brechen oftmals in der Umsetzungs- und Anwendungsphase der entsprechenden Norm wieder auf – wie sich am Beispiel der internationalen Schutzverantwortung (R2P) zeigt.
Im Projekt analysierten wir Debatten des VN-Sicherheitsrates und der VN-Generalversammlung mittels inhaltsanalytischer Verfahren und verglichen drei Politikfelder:
- Humanitäre Intervention: Mit der „Responsibility to Protect“ ist eine neue Norm für den Schutz von Menschenrechten geschaffen worden. Diese Schutzverantwortung rechtfertigt eine Konditionierung von Souveränität bis hin zum Einsatz militärischer Gewalt auch ohne Zustimmung durch den betroffenen Staat. Bestrebungen eine Doktrin humanitärer Intervention zu etablieren, die solche Eingriffe auch ohne Zustimmung des VN-Sicherheitsrates hätte ermöglichen sollen, waren jedoch nicht erfolgreich.
- Humanitäre Rüstungskontrolle: In der Kleinwaffenkontrolle oder dem internationalen Waffenhandelsabkommen finden sich geteilte Moral- und Gerechtigkeitsüberzeugungen, die Normentstehung und Normumsetzung antreiben. Gleichzeitig setzt die Wahrung staatlicher Souveränität, wie das Recht auf Selbstverteidigung nach Artikel 51 der VN-Charta, den zwischenstaatlichen Regulierungsbemühungen Grenzen.
- Gewalt gegen Frauen: Geschlechtsspezifische Menschenrechte durchdringen den Sicherheitssektor und finden sich in Normen, wie der VNSR-Resolution 1325 „Frauen, Frieden, Sicherheit“. Konflikte über Gerechtigkeitsüberzeugungen entstehen, wenn es um die Reichweite der Normen, die Selektivität ihrer Umsetzung und die Frage der Einmischung in innerstaatliche Rechtsprechung geht.
Die Forschungsergebnisse des Projektes lieferten sowohl einen theoriebildenden wie praxisorientierten Beitrag. So zielte das Projekt auf die Entwicklung einer Theorie des empirischen Universalismus ab, in der die Reichweite und Grenzen von Gerechtigkeitsüberzeugungen im Hinblick auf die Konditionierung staatlicher Souveränität ergründet werden. Gleichzeitig ermittelte es praxisorientierte Strategien für Verhandlungen über umstrittene Normsetzung und -anwendung.
Projektzeitraum: Mai 2014 – Januar 2018
Publikationen
- The International Implementation of R2P: Norm Contestation and Its Consequences
| 2023
Hofmann; Gregor P. (2023): The International Implementation of R2P: Norm Contestation and Its Consequences, in: Reichwein, Alexander; Hansel, Mischa (eds), Rethinking the Responsibility to Protect, Cham: Springer, 23–51. DOI: 10.1007/978-3-031-27412-1_2
Zur Publikation - Bilanz nach fünfzehn Jahren Schutzverantwortung
| 2020
Hofmann, Gregor P. (2020): Bilanz nach fünfzehn Jahren Schutzverantwortung. Früher handeln statt später bedauern, Neue Gesellschaft / Frankfurter Hefte, 5, 37–41.
Zur Publikation - Die Schutzverantwortung - umstritten und doch anerkannt?
| 2020
Hofmann, Gregor P. (2020): Die Schutzverantwortung - umstritten und doch anerkannt?, in: Hansel, Mischa/Reichwein, Alexander (eds), Die Internationale Schutzverantwortung: Etabliert. Herausgefordert. Gescheitert?, Münster: LIT Verlag, 25–52.
Zur Publikation - Gender Justice in Multilateral Negotiations
| 2019
Wisotzki, Simone (2019): Gender Justice in Multilateral Negotiations. The Case of SGBV in the Rome Statute and the ICC, in: Fehl, Caroline/Peters, Dirk/Wisotzki, Simone/Wolff, Jonas (eds), Justice and Peace. The role of justice claims in international cooperation and conflict, Wiesbaden: Springer VS, 115-135. - Idlib: Humanitäre Katastrophe aufgeschoben, nicht durchgestanden – Ein Debattenbeitrag
| 2018
Hofmann, Gregor P. (2018): Idlib: Humanitäre Katastrophe aufgeschoben, nicht durchgestanden – Ein Debattenbeitrag, genocide-alert.de.
Zur Publikation - Gerechtigkeitskonflikte und Normentwicklung
| 2019
Hofmann, Gregor P. (2019): Gerechtigkeitskonflikte und Normentwicklung. Die internationale Umstrittenheit der Responsibility to Protect, Studien des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, Wiesbaden: Springer VS. - Vom Verhandlungstisch in die Konfliktzonen: Die Menschenrechte von Überlebenden sexueller Gewalt stärken
| 2019
Wisotzki, Simone (2019): Vom Verhandlungstisch in die Konfliktzonen: Die Menschenrechte von Überlebenden sexueller Gewalt stärken, in: Christian, Ben/Coni-Zimmer, Melanie (eds), Deutschland im UN-Sicherheitsrat 2019–2020. Eine Halbzeitbilanz, Frankfurt/M, 20–22. - Ten Years R2P – What Doesn‘t Kill a Norm Only Makes It Stronger?
| 2015
Hofmann, Gregor P. (2015): Ten Years R2P – What Doesn‘t Kill a Norm Only Makes It Stronger?. Contestation, Application and Institutionalization of International Atrocity Prevention and Response, PRIF Report, 133, Frankfurt/M. - R2P Ten Years on
| 2015
Hofmann, Gregor P. (2015): R2P Ten Years on. Unresolved Justice Conflicts and Contestation, Global Responsibility to Protect, 7, 275–299. - Global Governance Efforts in Tension between Humanitarian Concerns and Statist Sovereignty Rights
| 2014
Hofmann, Gregor P.; Wisotzki, Simone (2014): Global Governance Efforts in Tension between Humanitarian Concerns and Statist Sovereignty Rights, International Negotiation, 19: 3, 487–517. - Im Streit gestärkt oder umstrittener als behauptet?
| 2014
Hofmann, Gregor P. (2014): Im Streit gestärkt oder umstrittener als behauptet?. Zehn Jahre diplomatische Kontroversen über die Schutzverantwortung, HSFK-Report, 9, Frankfurt/M. - Notfalls mit Gewalt?
| 2013
Wisotzki, Simone (2013): Notfalls mit Gewalt?. Globale Gerechtigkeit und die Rechtfertigung militärischer Intervention, Zeitschrift für Friedens- und Konfliktforschung, 2: 1, 98-129.
Zur Publikation
Wie viele abrüstungspolitische Vertragswerke befindet sich auch das Biowaffen-Übereinkommen (BWÜ), das den Besitz biologischer Waffen verbietet, in einer Krise. Diese schränkt die Handlungsfähigkeit der Mitgliedsstaaten ein und reduziert die Effektivität der vertraglich verankerten Biowaffenkontrolle. Um die biologische Abrüstung zu erhalten und zu stärken, muss daher auch nach Optionen jenseits des BWÜ und des internationalen Vertragsrechts gesucht werden. Dazu hat das Projekt beigetragen, indem es erforscht hat, ob das Völkergewohnheitsrecht Stärkungsmöglichkeiten für die Biowaffenkontrolle bereithält, genauer: ob es eine völkergewohnheitsrechtliche Norm gegen den Besitz biologischer Waffen gibt.
Hierfür wurde in einem induktiven Vorgehen die Staatenpraxis bezüglich des Biowaffenbesitzes systematisch erhoben und dokumentiert, und es wurde unter anderem mittels einer computergestützten qualitativen Inhaltsanalyse untersucht, ob eine begleitende Rechtsüberzeugung (opinio juris) identifiziert werden kann. Indem es das Besitzverbot für Biowaffen aus der Perspektive des Völkergewohnheitsrechts betrachtet hat, hat das Projekt die biologischen Rüstungskontrollforschung um einen neuen Blickwinkel ergänzt. Es hat zudem einen empirischen Beitrag zum aktuellen völkerrechtswissenschaftlichen Diskurs geleistet zur Frage, wie Völkergewohnheitsrecht festgestellt werden kann sowie zur Frage seiner politischen Relevanz. Erkenntnisse wurden darüber erwartet, ob von einer völkergewohnheitsrechtlichen Norm gegen den Biowaffenbesitz auszugehen ist, ob die Existenz einer solchen Norm zur Stärkung der Biowaffenkontrolle beitragen kann und ob allgemeiner das Völkergewohnheitsrecht als politisches Instrument Stärkungsmöglichkeiten für die multilaterale Rüstungskontrolle bietet.
Projektzeitraum: Oktober 2018 – Januar 2023
Publikationen
- The Biological Weapons Convention
| 2022
Jakob, Una (2022): The Biological Weapons Convention, in: Marauhn, Thilo; Myjers, Eric (eds), Research Handbook on Arms Control Law, Cheltenham: Edward Elgar, 258–277.
In den Mitgliedstaaten der Allianz wurde die Diskussion über die Zukunft der NATO seit dem Gipfeltreffen zum 70 jährigen Bestehen der Allianz verstärkt geführt. Auslöser der Debatte war nicht nur die Kritik des damaligen US-Präsidenten Donald Trump am Bündnis. Auch die Diagnose des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, die NATO sei hirntot, verweist auf tiefe Verwerfungen, wie etwa die zunehmend das Bündnis belastende Sonderrolle der Türkei.
Ein zentrales Datum war der Amtsantritt von Trumps Nachfolger, Joe Biden. Zwar war nach Bidens Wahlsieg zu erwarten, dass sich die amerikanische Einstellung zum Multilateralismus und den traditionellen Allianzen wieder verändern würde und sich Chancen auf eine Weiterentwicklung des Bündnisses eröffneten. Gleichzeitig blieben eine Reihe von Problemlagen und ergaben sich neue Herausforderungen. Die wichtigste betraf das mit Bidens Vorhaben eines Global Summit for Democracy absehbare amerikanische Drängen auf eine stärker global ausgerichtete Rolle der NATO.
Vor diesem Hintergrund und in der Erwartung, dass die Allianz der zentrale Rahmen für die gemeinsame Organisation von militärischer Sicherheit und Verteidigung bleiben würde, hat PRIF (damals HSFK) eine umfassende Erhebung zentraler Diskussionsstränge zur Zukunft der NATO und kontroverser Positionen zu diesen Zukunftsthemen in den Mitgliedstaaten der NATO unternommen.
Projektzeitraum: Dezember 2020 – März 2021
Publikationen
- Der kanadische Diskurs über die Zukunft der NATO
| 2021
Peters, Dirk (2021): Der kanadische Diskurs über die Zukunft der NATO, in: Dembinski, Matthias/Fehl, Caroline (eds), Atlantische Zukünfte. Eine vergleichende Analyse nationaler Debatten über die Reform der NATO, Bonn: Friedrich Ebert Stiftung, 32–38.
Zur Publikation - Der britische Diskurs über die Zukunft der NATO
| 2021
Peters, Dirk (2021): Der britische Diskurs über die Zukunft der NATO, in: Dembinski, Matthias/Fehl, Caroline (eds), Atlantische Zukünfte. Eine vergleichende Analyse nationaler Debatten über die Reform der NATO, Bonn: Friedrich Ebert Stiftung, 88–93.
Zur Publikation - Three Visions for NATO
| 2021
Dembinski, Matthias; Fehl, Caroline (2021): Three Visions for NATO. Mapping National Debates on the Future of the Atlantic Alliance, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung.
Zur Publikation - On the Road to NATO 2030: How the Organization Views the Future of NATO
| 2021
Dembinski, Matthias; Fehl, Caroline (2021): On the Road to NATO 2030: How the Organization Views the Future of NATO, in: Dembinski, Matthias/Fehl, Caroline (eds), Three Visions for NATO. Mapping National Debates on the Future of the Atlantic Alliance, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, 8–15.
Zur Publikation - The United States Debates the Future of NATO
| 2021
Fehl, Caroline (2021): The United States Debates the Future of NATO, in: Dembinski, Matthias/Fehl, Caroline (eds), Three Visions for NATO. Mapping National Debates on the Future of the Atlantic Alliance, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, 16–28.
Zur Publikation - The Canadian Discourse on NATO's Future
| 2021
Peters, Dirk (2021): The Canadian Discourse on NATO's Future, in: Dembinski, Matthias/Fehl, Caroline (eds), Three Visions for NATO. Mapping National Debates on the Future of the Atlantic Alliance, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, 29–35.
Zur Publikation - Germany's View of the Future of NATO: Neccessary but in Need of Repair
| 2021
Dembinski, Matthias (2021): Germany's View of the Future of NATO: Neccessary but in Need of Repair, in: Dembinski, Matthias/Fehl, Caroline (eds), Three Visions for NATO: Mapping National Debates on the Future of the Atlantic Alliance, Berlin: Friedrich Ebert Stiftung, 43-48.
Zur Publikation - Italy Debates the Future of NATO
| 2021
Dembinski, Matthias (2021): Italy Debates the Future of NATO, in: Dembinski, Matthias/Fehl, Caroline (eds), Three Visions for NATO. Mapping National Debates on the Future of the Atlantic Alliance, Berlin: Friedrich Ebert Stiftung, 49–53.
Zur Publikation - The Netherlands and Future of NATO
| 2021
Dembinski, Matthias (2021): The Netherlands and Future of NATO, in: Dembinski, Matthias/Fehl, Caroline (eds), Three Visions for NATO. Mapping National Debates on the Future of the Atlantic Alliance, Berlin: Friedrich Ebert Stiftung, 54–58.
Zur Publikation - Poland: Strengthening the Eastern Flank
| 2021
Spanger, Hans-Joachim (2021): Poland: Strengthening the Eastern Flank, in: Dembinski, Matthias/Fehl, Caroline (eds), Three Visions for NATO. Mapping National Debates on the Future of the Atlantic Alliance, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, 59–63.
Zur Publikation - The Romanian Debate on the Future of NATO
| 2021
Dembinski, Matthias (2021): The Romanian Debate on the Future of NATO, in: Dembinski, Matthias/Fehl, Caroline (eds), Three Visions for NATO. Mapping National Debates on the Future of the Atlantic Alliance, Berlin: Friedrich Ebert Stiftung, 64–67.
Zur Publikation - Spain and the Future of NATO
| 2021
Dembinski, Matthias (2021): Spain and the Future of NATO, in: Dembinski, Matthias/Fehl, Caroline (eds), Three Visions for NATO. Mapping National Debates on the Future of the Atlantic Alliance, Berlin: Friedrich Ebert Stiftung, 68–71.
Zur Publikation - Turkey Discusses its Complex Relationship with NATO
| 2021
Göğüş, Sezer İdil (2021): Turkey Discusses its Complex Relationship with NATO, in: Dembinski, Matthias/Fehl, Caroline (eds), Three Visions for NATO. Mapping National Debates on the Future of the Atlantic Alliance, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, 72–79.
Zur Publikation - The UK Discourse on NATO's Future
| 2021
Peters, Dirk (2021): The UK Discourse on NATO's Future, in: Dembinski, Matthias/Fehl, Caroline (eds), Three Visions for NATO: Mapping National Debates on the Future of the Atlantic Alliance, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, 80–85.
Zur Publikation - Russia and the Divisive Discourse on NATO
| 2021
Spanger, Hans-Joachim (2021): Russia and the Divisive Discourse on NATO, in: Dembinski, Matthias/Fehl, Caroline (eds), Three Visions for NATO. Mapping National Debates on the Future of the Atlantic Alliance, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, 87–92.
Zur Publikation - Ukraine Debates the Future of Nato
| 2021
Polianskii, Mikhail (2021): Ukraine Debates the Future of Nato, in: Dembinski, Mathias/Fehl, Caroline (eds), Three visions for NATO. Mapping National Debates on the Future of the Atlantic Alliance, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, 93–97.
Zur Publikation - Through the Kaleidoscope: Comparing Visions of NATO
| 2021
Dembinski, Matthias; Fehl, Caroline (2021): Through the Kaleidoscope: Comparing Visions of NATO, in: Dembinski, Matthias/Fehl, Caroline (eds), Three Visions for NATO. Mapping National Debates on the Future of the Atlantic Alliance, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, 99–106.
Zur Publikation
Förderer
Mitarbeiter*innen
- Janna Chalmovsky
Was soll die „internationale Gemeinschaft“ tun, wenn in einem Land schwerste Gewaltverbrechen gegen Zivilisten verübt werden? Seit Ende des Kalten Krieges haben sich in der Weltgesellschaft verschiedene (informelle) Normen herausgebildet, die für solche Fälle eine Intervention der Staatengemeinschaft postulieren. Die „Schutznorm“ fordert ein notfalls auch militärisches Eingreifen, wenn ein Staat seine Bürger*innen nicht selbst vor schwerer Gewalt schützt, die „Strafverfolgungsnorm“ dagegen sieht eine internationale Strafverfolgung schwerster Gewaltverbrechen vor, wenn diese im zuständigen Staat ungestraft bleiben. Obwohl beide Interventionsnormen unterschiedliche Ziele verfolgen – die Eindämmung von Gewaltverbrechen einerseits und ihre Bestrafung andererseits –, wurde seit Beginn ihrer Entstehung über Konflikte und Synergien zwischen ihnen diskutiert: Können Strafverfolgungen auch zum Schutz von Zivilist*innen vor Gewalt beitragen oder wirken sie eher gewalteskalierend? Helfen militärische Interventionen zum Schutz der Bevölkerung auch der globalen Strafjustiz oder gefährden sie deren Ziele? Die Debatte über diese Fragen wird nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch und gerade von politischen Akteuren geführt.
Das Projekt untersuchte den Verlauf dieser politischen Debatte, indem es fragte: Welche kollektiven Deutungen des Verhältnisses von Schutz- und Strafverfolgungspflichten haben sich in bisherigen internationalen Diskussionen über humanitäre Kriseninterventionen durchgesetzt – und warum? Trifft die Vermutung einiger Beobachter*innen zu, dass Argumente über Konflikte und Synergien zwischen Schutz- und Strafverfolgungsmaßnahmen zur Legitimation bestimmter Interventionsentscheidungen instrumentalisiert werden? Benutzen z.B. Regierungen das Argument der Gewaltprävention durch Strafverfolgung als Ausrede, um kostspielige militärische Maßnahmen zu vermeiden? Und wenn ja, warum konnten sich bestimmte strategische Deutungen im kollektiven Diskurs durchsetzen – und damit letztlich auch die Interventionspraxis der Staatengemeinschaft prägen?
Zur Beantwortung der fallspezifischen Fragen wurde ein allgemeines theoretisches Modell der Norminteraktion entwickelt und angewandt, das auch auf andere Politikfelder übertragbar ist und damit einen weitergehenden theoretischen Beitrag zur Forschung über internationale Normen leistet. Norminteraktion wird in diesem Modell als Produkt diskursiver Legitimitätspolitik begriffen. Strategische politische Akteure konstruieren ein positives oder negatives diskursives Linkage zwischen zwei internationalen Normen, um ihren Präferenzen größere Legitimität und Durchsetzungskraft zu verschaffen. Ob sich ein Linkage-Argument im kollektiven Diskurs durchsetzen kann, hängt dabei von bestimmten strukturellen Eigenschaften des Diskurses ab: von Interessen- und Machtkonstellationen sowie Autoritätszuschreibungen unter den Diskursteilnehmenden und von Präzedenzfällen, die zu einer pfadabhängigen Normentwicklung führen können.
Projektzeitraum: März 2013 – April 2018
Publikationen
- The Partial Return of Universal Jurisdiction: Syrian Torturers on Trial in Germany
| 2020
Fehl, Caroline (2020): The Partial Return of Universal Jurisdiction: Syrian Torturers on Trial in Germany, Global Policy Journal.
Zur Publikation - Bombs, Trials, and Rights: Norm Complexity and the Evolution of Liberal Intervention Practices
| 2019
Fehl, Caroline (2019): Bombs, Trials, and Rights: Norm Complexity and the Evolution of Liberal Intervention Practices, Human Rights Quarterly, 41: 4, 893–915. DOI: 10.1353/hrq.2019.0066 - Navigating Norm Complexity
| 2018
Fehl, Caroline (2018): Navigating Norm Complexity. A Shared Research Agenda for Diverse Constructivist Perspectives, PRIF Working Paper, 41, Frankfurt/M. - Assad könnte in Idlib wieder Giftgas einsetzen – doch eine militärische Antwort wäre falsch
| 2018
Fehl, Caroline (2018): Assad könnte in Idlib wieder Giftgas einsetzen – doch eine militärische Antwort wäre falsch, PRIF Blog.
Zur Publikation - Chasing Justice for Syria
| 2017
Fehl, Caroline; Mocková, Eliška (2017): Chasing Justice for Syria. Roadblocks and detours on the path to accountability, PRIF Spotlight, 5, Frankfurt/M. - Growing Up Rough: The Changing Politics of Justice at the International Criminal Court
| 2014
Fehl, Caroline (2014): Growing Up Rough: The Changing Politics of Justice at the International Criminal Court, PRIF Report, 127, Frankfurt/M. - Probing the Responsibility to Protect's Civilian Dimension
| 2014
Fehl, Caroline (2014): Probing the Responsibility to Protect's Civilian Dimension. What Can Non-Military Sanctions Achieve?, in: Fiott, Daniel/Koop, Joachim (eds), The Responsibility to Protect and the Third Pillar. Legitimacy and Operationalization, Basingstoke: Palgrave Macmillan, 39-57.
Zur Publikation - Responsibility to Pretend?
| 2013
Fehl, Caroline (2013): Responsibility to Pretend?. Symbolische Politik und die nicht-militärische Dimension der R2P, in: Daase, Christopher/Junk, Julian (eds), Internationale Schutzverantwortung - Normative Erwartungen und politische Praxis, Friedens-Warte Sonderheft, 88: 1, 117-139.
Zur Publikation - Sanctions, Trials and Peace
| 2012
Fehl, Caroline (2012): Sanctions, Trials and Peace. Promises and Pitfalls of Responsibility to Protect's Civilian Dimension, in: Fiott, Daniel/Zuber, Robert/Koops, Joachim (eds), Operationalizing the Responsibility to Protect: A Contribution to the Third Pillar Approach, Brüssel: Madariaga - College of Europe Foundation, Global Action to Prevent War, the Global Governance Institute and the International Coalition for the Responsibility to Protect, 95-103.
Die UN-Sicherheitsratsresolution 1325 zu „Frauen, Frieden und Sicherheit“ und ihre Nachfolge-Resolutionen streben die gleichberechtigte Mitwirkung von Frauen an politischen Prozessen und Institutionen bei der Bewältigung und Verhütung von Konflikten sowie den besondere Schutz von Frauen und Mädchen in Kriegsgebieten an. In der Umsetzung nationaler multilateraler Außen-, Entwicklungs- und Sicherheitspolitiken gibt es jedoch eine große Unterschiede und und verschiedene „best practices“.
Mit dem vom Auswärtigen Amt finanzierten Projekt wurde ein Planungsstab-Workshop zu geschlechtersensibler Politik und der Umsetzung der UNSCR 1325 vorbereitet und umgesetzt. Für den Workshop wurden gezielt die Planungsstäbe derjenigen Außenministerien angesprochen, die besonders erfolgreich in der Umsetzung geschlechtersensibler Sicherheits- und Friedenspolitik sind und die die UNSCR 1325 systematisch als Querschnittsbereich in ihrem Ministerium/ in ihrer Organisation implementiert haben. Ziel des Planungsstab-Workshops war es, konkrete Ideen für eine systematische und nachhaltige Umsetzung der Agenda zu Frauen, Frieden, Sicherheit zu entwickeln.
Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit GAIC Gender Associations International Consulting GmbH umgesetzt.
Projektzeitraum: November 2020 – Oktober 2023
Publikationen
- Here, There, and Everywhere: Feminist Resistance beyond the “Women, Peace and Security” Agenda in Post-Coup Myanmar
| 2022
Xie, Peixuan (2022): Here, There, and Everywhere: Feminist Resistance beyond the “Women, Peace and Security” Agenda in Post-Coup Myanmar, PRIF Blog.
Zur Publikation