Transnationale Politik

Der Programm­bereich beschäftigt sich mit der trans­nationalen Dimension von Konflikt und Frieden. Dabei stehen das Wirken von trans­nationalen Akteuren und die Effekte von trans­nationalen Phänomenen (wie z.B. Migrations­bewegungen, Umwelt­zerstörung oder Terrorismus) auf Frieden und Sicher­heit im Mittel­punkt. Der Programm­bereich forscht unter anderem zur Frage, wie NGOs, Unter­nehmen und nicht­staatlichen Gewalt­akteuren in trans- und inter­nationale Governance­strukturen ein­bezogen werden können. Darüber hinaus beschäftigt er sich mit trans­nationalen Problem­lagen wie Flucht und Migration, Umwelt­krisen oder Radikalisierung und Terrorismus. Die Arbeit des Programm­bereichs gliedert sich in drei Forschungs­schwer­punkte: (1) nicht­staatliche Ordnungs­politik, (2) trans­nationale Dissidenz und (3) gesell­schaft­licher Zusammen­halt.

Am Programm­bereich Transnationale Politik sind zudem die Leibniz-Forschungs­gruppe Radikalisierung angesiedelt, die inter­dis­ziplinär und programm­bereichs­über­greifend zu politischen und religiösen Radikalisierungs­prozessen forscht, sowie die Leibniz-Forschungsgruppe Terrorismus.

Ein von KI generiertes Gemälde, auf dem Menschen in den gelblichen Himmel zeigen und mit ihren Fingern ein Netz aufspannen

Programmbereichsleitung

Claudia Baumgart-Ochse

Claudia Baumgart-Ochse

Sekretariat

Cornelia Hess

Cornelia Heß

Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen

Hande Abay Gaspar

Hande Abay Gaspar

Shaimaa Abdellah

Shaimaa Abdellah

Susanne Johansson

Susanne Johansson

Julian Junk

Julian Junk

Mona Klöckner, Foto: PRIF

Mona Klöckner

Lotta Rahlf

Lotta Rahlf

Lea Deborah Scheu

Lea Deborah Scheu

Linda Schlegel

Linda Schlegel

Manjana Sold

Isabelle Stephanblome

Isabelle Stephanblome

Laura Stritzke

Laura Stritzke

Sina Tultschinetski

Sina Tultschinetski

Constantin Winkler

Constantin Winkler

Assoziierte Forscher*innen

Masood Al Hakari

Masood Al Hakari

Damaris Braun

Damaris Braun

Nahla El-Menshawy

Nahla El-Menshawy

Mustafa Karahamad

Mustafa Karahamad

Holger Marcks

Holger Marcks

Maximilian Ruf

Maximilian Ruf

Klaus Dieter Wolf

Klaus Dieter Wolf

Annika von Berg

Annika von Berg

Wissenstransfer

Franziska Heil

Franziska Heil

Rebecca Frei

Rebecca Lindenstruth-Frei

Ute Seitz

Ute Seitz

Lars Wiegold

Lars Wiegold

Studentische Hilfskräfte

  • Max Baum
  • Philipp Geyer
  • Chantal Elisabeth Hohe
  • Lena Kollmuß
  • Sabina Kulueva
  • Levi Pfeuffer-Rooschüz
  • Lena Rebel
  • Maya Stein
  • Sophie Würdemann

Projekte

Die Zielsetzung des Projekts hope (helping to cope) ist die Schulung und Unterstützung von ukrainischen (Schul-)Psycholog*innen im Bereich der psychologischen Betreuung nach traumatischen (Kriegs-)Ereignissen. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf der Hilfe für Kinder.

hope: Prevent

Das Konsortial­projekt KURI möchte Politik und Gesellschaft unter­stützen, grundlagen­basierte und praxis­relevante Antworten zum Umgang mit Islamismus in Deutschland und Europa zu finden.

KURI – Konfigurationen von gesellschaftlichen und politischen Praktiken im Umgang mit dem radikalen Islam

PrEval – Zukunftswerkstätten ist ein Verbundprojekt zur Stärkung von Evaluation und Qualitätssicherung in der Extremismusprävention, Demokratieförderung und politischen Bildung. Im Mittelpunkt der Arbeit steht der Dialog mit der Fachpraxis, um Formate und Strukturen bedarfsgerecht und anwendungsorientiert (weiter) zu entwickeln. PrEval ist ein offenes Netzwerk, das seine Erkenntnisse durch verschiedene Transferformate anschlussfähig macht.

PrEval – Zukunftswerkstätten

Das PRIF-Teilvorhaben des RadiGaMe-Projektes untersucht extremistische Aktivitäten auf Gaming- und gamingnahen Plattformen, insbesondere die Kommunikationsdynamiken in diesen digitalen Räumen. Außerdem ist das PRIF für den Wissenstransfer des Gesamtverbundes zuständig und organisiert u.a. Austauschformate zwischen Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Tech-Plattformen und Strafverfolgungsbehörden. PRIF fokussiert außerdem die Entwicklung und Verbesserung von Präventionsansätzen in Gaming-Räumen.

RadiGaMe – Radikalisierungsprozesse auf Gaming Plattformen und Messenger-Diensten

Islamismus wirkt tief in verschiedenste Bereiche der Gesellschaft. Mediale Debatten verändern den Blick auf Muslim*innen insgesamt und lösen Dynamiken der Polarisierung aus. Als Szenario der Bedrohung begründet Islamismus weitreichende sicherheitspolitische Maßnahmen, Ansätze der Prävention und die Finanzierung vieler Forschungsprojekte. Um dieses Forschungsfeld zu unterstützen und die Erkenntnisse sichtbarer zu machen, begleitet das Transfervorhaben RADIS ein Forschungsnetzwerk zu Islamismus, indem es gemeinsame Veranstaltungen und verschiedene Formate des Wissenstransfers organisiert und bündelt.

RADIS – Transfervorhaben Gesellschaftliche Ursachen und Wirkungen des radikalen Islam in Deutschland und Europa

Das Projekt ist Teil der InRa-Studie „Insti­tutio­nen & Rassis­mus“ am Forschungs­institut Gesell­schaftlicher Zusam­menhalt, die durch das Bundes­ministe­rium des Innern und für Heimat (BMI) aufgrund eines Be­schlusses des Deut­schen Bundes­tages geför­dert wird. Auf­grund perso­neller Über­schnei­dungen und inhalt­licher Koope­rationen besteht eine enge Zusam­menarbeit mit der PRIF-Forschungs­gruppe Radika­lisierung.

Teilprojekt InRa-Studie

Dissertationen

Der Umgang mit Terro­rismus hat spätes­tens seit dem 11. Septem­ber 2001 die Agenden nationaler Sicher­heit geprägt. Auch in Deutsch­land hat die Politik auf die als „neue Dimension“ wahr­genommene Bedrohung rea­giert. Der An­satz, den man dazu hier­zulande verfolgt, setzt auf rechts­staatliche Mecha­nismen, die den Terro­rismus als Form der Krimi­nalität begreifen und ihm mit den Mitteln des Rechts begegnen (anders als im US-ameri­kanischen „war on terror“). So sind seit 2001 zahl­reiche Gesetze zur oder mit Bezug auf Terroris­mus­bekämpfung auf Bundes- und Landes­ebene verab­schiedet worden. Sie erstrecken sich über zahl­reiche Rechts­gebiete, spiegeln ein weites Sicher­heits­verständnis wider und haben das Gefüge der inneren Sicher­heit immer wieder verschoben. Einige rechts­staatliche Mecha­nismen wurden durch diese Trans­formationen heraus- und überfordert: Risiko­vorsorge und Vorfeld-Maß­nahmen sollen Sicher­heits­behörden möglichst weit „vor die Lage“ bringen, dringen aber auch in grund­rechtlich geschützte Bereiche vor und verwässern grund­legende Prinzipien, wie die Unschulds­vermutung.

In ihrem Disser­tations­vorhaben unter­sucht Isabelle Stephan­blome den gesetz­geberischen Umgang mit Terroris­mus im Spannungs­feld von Politik, Recht und Unsicher­heit. Dazu werden verschie­dene Strategien zur Be­herrschung von Un­sicherheit typo­logisiert und Argu­mente zu deren Legiti­mation analysiert. Grund­lage dafür ist die Gesetz­gebung des Bundes und ausge­wählter Bundes­länder. Die Rechts­texte sowie die Doku­mente ihrer Entstehungs­prozesse sollen mit einem inter­pre­tativen Ansatz in einer quali­tativen Fallstudie unter­sucht werden. Das Projekt verortet sich in der politik­wissen­schaftlichen Rechts­forschung und soll auch dazu beit­ragen, Recht als staat­liches Instru­ment zur Verarbeitung von Unsicher­heit für die Sicherheitss­tudien zu erschließen.

Isabelle Stephanblome

Isabelle Stephanblome

Doctoral Researcher

Die terroristische Bedrohung ist seit Jahrzehnten in europäischen Staaten ein allgegen­wärtiges Phänomen. Dennoch sind ihre Auswir­kungen auf die öffentliche Meinung, das politische Geschehen und die inner­staatlichen Debatten derzeit stärker denn je zuvor. Parallel steht das europäische Projekt auf dem Prüfstand: Rechts­populistische Parteien erleben einen Aufschwung, und die Zukunft des Nationalismus, der Einwanderung und der Europäischen Union wird sowohl zwischen den Mitgliedsländern als auch innerhalb ihrer jeweiligen Gesell­schaften kontrovers diskutiert.

Diese Untersuchung hat das Ziel, Antworten auf die Frage nach dem Einfluss der terroris­tischen Bedrohung auf den Identitäts­diskurs in Frankreich und Deutschland zu finden. Dazu untersucht Damaris Braun, inwieweit Terror­anschläge nationale Identitäts­marker verstärken. Ein weiteres Forschungsziel ist die Klärung der Frage, in welcher Weise die terroris­tische Bedrohung das indi­viduelle Lebens­umfeld verändert und damit unsere situierten Identitäten beeinflusst. Ausgehend von einer Theorie sozialer Identität wird eine Inter­dependenz und/oder Interferenz zwischen nationalen und europäischen Identitäts­konstruktionen angenommen. Zusätzlich berück­sichtigt die Studie Aspekte wie Handlungs­fähigkeit, Rekonstruktion einer positiven Identität und überge­ordnete Identitäts­kategorien.

Im Rahmen eines „Mixed Method“-Designs erhebt Damaris Braun auf diese Weise neue Daten zum Einfluss terroris­tischer Bedrohungen auf Identitäts­prozesse auf nationaler und supra­nationaler Ebene, und leistet so einen wichtigen Beitrag zur Identitäts- und Terrorismus­forschung.

Damaris Braun

Damaris Braun

Assoziierte*r Forscher*in

Der Umgang mit post­migran­tischer Diver­sität stellt eine aktuelle Anfor­derung an staat­liche Insti­tutionen in Deutsch­land dar. Der demo­grafische Wandel sowie Rassismus­debatten führen zu einem Handlungs­druck, sich mit Fragen der Zugehörig­keit, Repräsen­tation und Teil­habe von Menschen mit Migrations­hintergrund aus­einander­zusetzen. Insgesamt kann ein Bestreben von Polizeien beobachtet werden, Menschen mit Migrations­hinter­grund in Anwerbe­kampagnen anzu­sprechen und einzu­stellen. Diese Diversi­fizierung führt auf Grund der eta­blierten Polizei- und Orga­nisations­kultur jedoch nicht unbedingt zu einem insti­tutionellen Wandel.

Auch wenn es noch keinen Para­digmen­wechsel gibt, lässt sich eine Ver­änderung der deutschen Polizei im Umgang mit post­migrantischer Diver­sität feststellen. Dieses Dissertations­vorhaben untersucht mit ethno­methodo­logischen Methoden und quali­tativen Inter­views Diversitäts­verständnisse in der deutschen Polizei, indem Praktiken der Diversitäts­gestaltung ana­lysiert werden.

Lea Deborah Scheu

Lea Deborah Scheu

Doctoral Researcher

Radi­kale Posi­tionen finden derzeit in vielen euro­­­­pä­i­schen Staaten und auch in Deu­tsch­­land wieder ver­­­stärkt Zu­lauf und anti­­­demo­­­krati­sches und anti­­­emanzi­­pa­to­risches Ge­dan­ken­­gut ver­­brei­ten sich. Vor allem online nimmt Hass­­­krimi­­nali­­tät zu­neh­mend zu und Kom­men­­tare sowie Äuße­rungen in der vir­tu­ellen Welt werden hem­mungs­­­loser. Be­sonders augen­­­schein­lich ist diese Ent­­­wick­lung seit einigen Jahren in den Phäno­men­­­be­­reichen des sala­­fisti­schen Dschi­­hadis­mus und des Rechts­­­­extremis­­mus. 

Indem weitere Personen für die rechte oder die sala­­fisti­sche Ideo­­logie ge­won­nen werden und die Gewalt­­­bereit­schaft inner­­halb der Szenen steigt, schei­nen die Mobili­sierungs­­­strate­gien und -tech­niken extre­misti­scher Akteure auf­­zu­ge­hen. Mittels einer quali­tativen Inhalts­­analyse von Face­book­inhalten sala­fisti­scher und rechts­radika­ler bzw. rechts­extre­mer Akteure unter­sucht Manjana Sold in ihrem Disser­tations­­vorhaben, welche Mobili­sierungs­­tech­niken von unter­schied­lich radi­kalen Perso­nen einge­setzt werden und welche Unter­­schiede sich inner­halb der Phäno­men­be­reiche sowie zwi­schen den beiden Phäno­men­be­reich beo­bachten lassen.

Manjana Sold

Doctoral Researcher

Sogen­annte Reichs­bürger*innen sind kein neues Phäno­men in Deutschland. Die Entwick­lungen der jüngsten Ver­gan­gen­heit – wie z.B. die Fest­nahmen rund um die „Pat­riotische Union“ seit Dezember 2022, die Protest­­bewegungen während der Covid-19 Pandemie und mehrere schwere Gewalt­­taten – ver­deut­lichen dennoch eine stei­gende gesel­lschaft­liche Rele­vanz des Themen­­komplexes. Der Wissens­stand hierzu gestaltet sich aktuell jedoch frag­men­tarisch und verhindert eine tiefer­gehende forscherische Auseinan­der­setzung mit der Anhänger*innen­schaft dieses ideo­lo­gischen Spektrums. Vorläufige Analysen liefern Hinweise darauf, dass sich diese z.B. im Hinblick auf demo­grafische Faktoren, aber auch bzgl. der Rolle von Sozial­­dynamiken und Organisa­tions­formen von anderen, besser erforschten extremis­­tischen Phäno­menen unterscheiden könnte. Angesichts dieser Unterschiede können bestehende Konzep­tua­lisierungen von Radi­ka­lisierung nicht ohne weiteres auf Reichs­bürger*innen übertragen werden und es bedarf neuer, dezidierter Forschung.

In seinem Dissertations­­vorhaben untersucht Maximilian Ruf auf Basis biographisch-narrativer Interviews individuelle Wege und Kausa­li­täten der Radi­ka­lisierung von Reichs­­bürger*innen in Deutschland. Ziel der Arbeit ist es, neues Wissen zu Radi­ka­lisierungs­­prozessen von Reichs­­bürger*innen zu generieren und zu systemati­sieren, um sie von anderen Radika­lisierungs­­phänomenen abzugrenzen und neue Ansatz­punkte für weiter­führende Forschung sowie Praxis­ent­wicklung zu identif­izieren.

Maximilian Ruf

Maximilian Ruf

Assoziierte*r Forscher*in

In ihrer Disser­tation vergleicht Lotta Rahlf syste­matisch, wie euro­päische Länder bei der Eva­luation von Maß­nahmen der Extremismus­prävention und -bekämpfung vorgehen. Die Forschung unter­sucht, wie und warum sogenannte Evaluations­systeme, Gefüge von Strukturen, in denen Eva­luationen eingebettet sind, in Europa variieren. Indem sie Evaluations­systeme im Bereich der Extremismus­prävention- und Bekämpfung vergleicht und Fak­toren untersucht, die ihre Unter­schiede erklären, macht ihre Disser­tation auf die Vielfalt der Möglich­keiten aufmerksam, mit denen Länder die Generierung von evaluativem Wissen organisieren, um auf zunehmende Forderungen nach evidenz­basierten Präventions­maßnahmen zu reagieren. Konkret untersucht Rahlf sowohl theo­retisch als auch empirisch die Stell­schrauben, die Evaluations­system in einigen Ländern eher zentralisiert und in anderen eher dezen­tralisiert gestalten lassen. Die Disser­tation ergründet somit, warum Evaluierungen von Maß­nahmen der Extremismus­prävention und -bekämpfung in einigen Länder­kontexten stark staatlich kontrolliert werden, während sie in anderen Ländern stärker auf mehrere Instanzen verteilt sind. Neben einem länder­vergleichenden deskriptiven Mapping von Evaluations­management im Bereich der Extremismus­prävention und -Bekämpfung in Europa wird sie mittels der quali­tativen vergleichenden Analyse (QCA) untersuchen, welche Faktoren einen Einfluss auf bestimmte Ausge­staltungen solcher Evaluations­systeme haben. Auf der Grundlage der Ergebnisse wählt Rahlf schließlich drei Länder aus, um ihre jeweiligen Evaluations­systeme anschließend eingehend zu analysieren. Diese Disser­tation, die Teil des von der EU finanzierten Marie-Skłodowska-Curie-Doktoranden­netzwerks VORTEX ist, hat auch eine hohe praktische Relevanz, da sie es P/CVE-Praktikern und politischen Entscheidungs­trägern ermöglicht, von anderen euro­päischen Kontexten zu lernen.

Lotta Rahlf

Lotta Rahlf

Researcher

Kognitive Radi­kalisierung zeichnet sich durch die Akzeptanz einer extre­mistischen Ideologie aus. Es wird ange­nommen, dass sowohl dschiha­distische als auch rechts­extreme Radikali­sierungs­prozesse zumindest teilweise durch in extre­mistischer Propa­ganda verbrei­tete Narrative und Geschich­ten beein­flusst werden. In vielen Fällen werden solche Narra­tive im digitalen Raum verbreitet und auch konsu­miert.

Da Narra­tive als wichtiger Bestand­teil von Radikali­sierungs­prozessen angesehen werden, überrascht es nicht, dass Narrative auch wichtige Ele­mente in der Extre­mismus­präventions- und inter­ventions­arbeit sind. Narrativ­kampagnen gegen Extre­mismus werden oft als Gegen­narrative und alter­native Narrative bezeich­net und sind ein populäres aber stark kritisiertes Werk­zeug in der digitalen Extre­mismus­prävention.

In ihrem Disser­tations­vorhaben beleuchtet Linda Schlegel einen bisher wenig beachteten Aspekt digitaler Narrativ­kampagnen gegen Extre­mismus: Wie kann gutes Story­telling die persua­siven Effekte von Gegen­narrativen und alter­nativen Narra­tiven stärken? Hierzu über­trägt sie bestehen­des Wissen zu narra­tiver Persuasion aus anderen Kon­texten wie beispiels­weise Enter­tain­ment-Education Kampagnen in den Präventions­kontext. Ziel ist es zu erläutern wie wichtig gutes Story­telling für die Extre­mismus­prävention ist und zu zeigen, dass die Nutzung von Erkennt­nissen aus der narra­tiven Pers­uasions­forschung Narrativ­kampagnen signifi­kant verbessern können.

Linda Schlegel

Linda Schlegel

Researcher

Die Dissertation untersucht, wie Prä­ventionshybride die Praxis beeinflussen. Extremismusprävention wird üblicherweise in drei Bereiche geteilt. In der Theorie wird zwischen primärer, se­kundärer und tertiärer Prävention unter­schieden. Während sich primäre Prävention an die Allgemeinheit richtet, versucht se­kundäre Prävention Personen zu erreichen, von denen angenommen wird, dass ein erhöhtes Risiko hinsichtlich Radikali­sierung besteht. Tertiäre Prävention zielt schließlich auf Distanzierung und De­radikalisierung ab. In der Praxis lassen sich jedoch Überlappungen zwischen den Bereichen wiederfinden, wodurch sich Handlungs­ziele sowie Ansätze vermischen. So werden beispielsweise Primär­präventionsprogramme im Kontext der Sekundär­prävention umgesetzt und um­gekehrt. Diese Präventionshybride verbinden dadurch Aspekte, die per De­finition verschiedene Bereiche abdecken. Das Projekt untersucht dabei, wie Praktiker*innen diese Pro­gramme in unter­schiedlichen Kontexten erleben und umsetzen. Die Dissertation ergründet damit, wie Möglichkeiten und Bedarfe in der Präventions­praxis ausgehandelt werden. Dieses Forschungsvorhaben, das Teil des von der EU finanzierten Marie-Skłodowska-Curie-Doktorandennetzwerks VORTEX ist, liefert Ein­blicke in Konzeption und Durchführung von Prävention und hat damit theoretische sowie praktische Re­levanz.

Laura Stritzke

Laura Stritzke

Doctoral Researcher

Dieses Promotionsprojekt untersucht den Aufstieg antifeministischer, ver­schwörungstheoretischer Mobilisierung in Deutschland, der ins­besondere geprägt ist von rechtskonservativen, katholischen und rechten Akteuren, die sich gegen Ge­schlechtergerechtigkeit und gegen die Rechte von queeren und trans Personen wenden. Sie be­trachten diese als Treiber eines gesell­schaftlichen Zusammen­bruch durch die Erosion „natürlicher“ Geschlechter­rollen. Aus psychologischer Sicht ist die Unter­stützung des Antifeminismus nicht direkt nachvoll­ziehbar, da sie eine Ablehnung von Politiken be­inhaltet, die für viele Befreiung versprechen. Die verschwörungs­ideologische Opposition dagegen verknüpft Antifemi­nismus zudem mit antisemitischen Sicht­weisen und stärkt so die Selbst­sicht, sich in der Abwehr gegen vermeintlich feministische Eliten zu befinden. Dieses Pro­jekt zielt darauf ab, zu erforschen, wie Menschen unter­schiedlicher Geschlechtsidentitäten dennoch politische Ermächtigung in diesen Bewe­gungen erleben und wie sie jene wahrnehmen, die sie als Bedrohung sehen. Durch Inter­views und die Analyse von Online-Narrativen werden die sozio-psychologischen Mechanis­men untersucht, durch die Individuen po­litische Handlungsfähigkeit erlangen.

Mona Klöckner, Foto: PRIF

Mona Klöckner

Researcher

Im vergan­genen Jahr­zehnt haben sich wiederholt terroris­tische Anschläge durch soge­nannte einsame Wölfe, ereignet. Die Anschläge durch Anders Breivik in Norwegen und Arid Uka in Deutschland sind dabei nur zwei Beispiele eines zunehmend auftre­tenden Phänomens. Einsame Wölfe als Täter*innen­typus handeln vermeint­lich alleine und radi­kalisieren sich vermein­tlich ohne externen Einfluss. Gleichzeitig zeigt die Radikalisierungs­forschung jedoch die essen­zielle Bedeutung von sozialen Verbin­dungen in Radika­lisierungs- und Mobilis­ierungs­prozessen auf, sodass sich die Frage ergibt, wie sich einsame Wölfe radika­lisieren und mobil­isieren können, wenn sie entsprechend ihres namens­gebendes Merkmals doch einsam sind und entspre­chend keine sozialen Verbindungen haben. Bisher liegt zu dieser Frage­stellung kaum Forschung vor, die dieser Frage auf theore­tischer oder empirischer Basis syste­matisch nachgeht.

In ihrem Dissertations­projekt befasst sich Annika von Berg mit der Frage, wie soziale Verbindungen in den Radika­lisierungs- und Mobilisierungs­verläufen terroristischer Einzeltäter*innen wirken. Als theoretische Grundlage wird zur Beantwortung der Frage ein identitäts­theoretisches Modell genutzt, welches schließlich im Rahmen von Fallstudien aus den Phänomen­bereichen Rechts­extremismus und islamistischer Extremismus mittels Process Tracing überprüft werden soll.

Annika von Berg

Annika von Berg

Assoziierte*r Forscher*in

Aktuelles

PrEval Monitor präsentiert Ergebnisse aus zwei Jahren Forschung zu Evaluation in der Extremismusprävention, Demokratieförderung und politischen Bildung
Linda Schlegel verteidigt erfolgreich ihre Dissertation
Forum in der Zeitschrift für Internationale Beziehungen
Neue Folge des Podcasts PRIF Talk mit Hendrik Simon zur Analyse von Gewaltbegründungen und Kriegsdiskursen
Hendrik Simon zu Gast im Podcast der ESIL Interest Group on Peace and Security
Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina und Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften nominieren neue Mitglieder
Regine Schwab und Hendrik Simon diskutieren die Soziologie der Weltrechtsordnung
Neues Buch von Hendrik Simon bei Oxford University Press erschienen

Abgeschlossene Projekte

Wie ein nicht­staatlicher bewaffneter Akteur (ANSA) benannt und diskursiv konstruiert wird, eröffnet Staaten bestimmte Möglich­keiten, mit ihm umzugehen, und verschließt zugleich andere. Die Frage, ob man „mit Terrorist*innen spricht“ oder nicht, ist die prominenteste Version des Dilemmas, in dem sich Staaten – und manchmal auch inter­nationale Organi­sationen (IOs) – befinden, wenn sie ihre Optionen abwägen: Einer­seits könnten sie befürchten, gewalt­tätiges Verhalten zu belohnen und damit anderen Akteuren Anreize für ähnliche Strategien zu geben. Sie wollen keine Schwäche zeigen, indem sie Zwangs­strategien wie Terrorismus und Erpressung nachgeben. Anderer­seits werden sie in der Regel von dem Wunsch geleitet, Gewalt und be­waffneten Konflikten ein Ende zu setzen. Entscheidungs­träger*innen hoffen dann, den jeweiligen ANSA zu Wandel zu bewegen und ihn in ein fried­licheres politisches und Gesell­schafts­system aus Gesellschaft und Politik zu integrieren. Vor diesem Hinter­grund können sich Staaten und IOs dafür ent­scheiden, (geheime) Gespräche und Verhand­lungen aufzunehmen, gegen die jeweilige Gruppe gewaltsam vor­zugehen oder einen (positiven oder negativen) Wandel in der Deutung des jeweiligen ANSA vorzunehmen, der neue Wege der Konflikt­transformation (oder Eskalation) eröffnet.

All diese Inter­aktionsformen beinhalten Formen von Anerkennung, Nicht­anerkennung oder „verkennender Anerkennung“ (mis-recognition) des Akteurs durch den jeweiligen Staat oder die IO. Anerkennung beschreibt ein mensch­liches Grund­bedürfnis bei der Ausildung von Iden­titäten, sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene. Das Projekt hat versucht, das Konzept der An­erkennung in die Debatte über den Umgang mit nicht­staatlichen be­waffneten Akteuren einzubinden, sein aka­demisches und politisches Potenzial zu erforschen und anhand von Beispielen aus verschiedenen Welt­regionen seine Gültigkeit für das Verständnis von Konflikt­transformation und -eskalation zu diskutieren.

Projektzeitraum: Dezember 2020 – Juli 2021

Publikationen

  • Armed non-state actors and the politics of recognition
    | 2021
    Geis, Anna; Clément, Maéva; Pfeifer, Hanna (2021): Armed non-state actors and the politics of recognition, Manchester: Manchester University Press.
    Zur Publikation
  • Recognition dynamics and Lebanese Hezbollah's role in regional conflicts
    | 2021
    Pfeifer, Hanna (2021): Recognition dynamics and Lebanese Hezbollah's role in regional conflicts, in: Geis, Anna/Clément, Maéva/Pfeifer, Hanna (eds), Armed non-state actors and the politics of recognition, Manchester: Manchester University Press.
    Zur Publikation
  • Recognising armed non-state actors: Risks and opportunities for conflict transformation
    | 2021
    Geis, Anna; Clément, Maéva; Pfeifer, Hanna (2021): Recognising armed non-state actors: Risks and opportunities for conflict transformation, in: Geis, Anna/Clément, Maéva/Pfeifer, Hanna (eds), Armed non-state actors and the politics of recognition, Manchester: Manchester University Press.
    Zur Publikation

Projektleitung

  • Anna Geis
  • Maéva Clément

Private Sicherheitsfirmen sind nicht­staatliche Gewaltakteure, die zunehmend Aufgaben übernehmen, welche traditionell exklusiv in die Bereiche des Militärs und anderer staatlicher Be­hörden gefallen sind. Zu diesen Aufgaben gehören ebenso bewaffnete Einsätze in Krisen­gebieten wie die Verfolgung und Abwehr von kriminellen Straftaten.

Neben Operationen an Land sind private Sicherheits­firmen inzwischen mehr und mehr auch im maritimen Bereich tätig, indem sie beispielsweise mit bewaffnetem Begleitpersonal Handelsschiffe vor Piratenangriffen schützen. Das Projekt „Global Crime Governance – Die Privatisierung der maritimen Sicherheit (2014-2019)“ untersuchte maritime Sicherheitsrisiken, vor allem Piraterie, und die Rolle privater Sicherheits­firmen bei der Bekämpfung nichtstaatlicher Gewalt auf See und war unterteilt in zwei Unterprojekte: „Piraterie in Südostasien“ und „Die Privatisierung der Maritimen Sicherheit“.

Piraterie in Südostasien

Süd­ostasien ist inzwischen wieder die Region mit den meisten Piratenattacken weltweit – zehn Jahre nach dem letzten Piraterie-Boom in asiatischen Gewässern. Das Ziel des Projektes „Piraterie in Südostasien“ war es zu untersuchen, wie sich Piraterie im asiatischen Raum entwickelt hat, welche Maßnahmen zur Pirateriebekämpfung (erfolgreich oder nicht-erfolgreich) eingesetzt werden, und ob in Südostasien Piraterie auch in Zukunft ein Sicherheitsrisiko bleiben wird. 

Die Privatisierung der Maritimen Sicherheit

Dieses Unterprojekt untersuchte die Rolle von privaten Sicherheitsakteuren auf See, in der Vergangen­heit und der Gegenwart. Es beantwortete dabei die folgenden Kern­fragen: Welche Aufgaben haben private Sicherheits­akteure zu verschiedenen Zeitpunkten im maritimen Bereich übernommen? Was sind die Risiken und Vorteile dieses Privatisierungsprozesses? Der gegenwartsbezogene Teil des Projektes untersuchte die Rolle von Private Military and Security Companies (PMSCs) in der Be­kämpfung von Piraten in Asien und Afrika. Es fragte nach der Le­gitimität privater Sicherheitsfirmen und beschäftigt sich mit der Problematik einer staatlichen Kontrolle dieser Firmen und ihrer bewaffneten Einsätze. Außer­dem wurde erforscht, ob im Zuge der Privatisierung neue nationale und inter­nationale Governance-Institutionen, inklusive neuer Governance-Ansätze unter Beteiligung nichtstaatlicher Akteure entstehen. 

Projektzeitraum: Januar 2014 – Dezember 2019

Publikationen

  • Assessing Contemporary Maritime Piracy in Southeast Asia
    | 2014
    Liss, Carolin (2014): Assessing Contemporary Maritime Piracy in Southeast Asia. Trends, Hotspots and Responses, PRIF Report, 125, Frankfurt/M.
    ISBN: ISBN: 978-3-942532-69-3

Projektleitung

  • Carolin Liss

Dieses Pro­jekt hat die Literatur zum Thema Rebellengruppen/-bewegungen der Forschungsfelder „Rebel Governance“ und „soziale Bewegungen“ verbunden und er­weiterte die Zwangsmittel von Rebellen­gruppen um die Analyse des strategischen Ein­satzes von Raum (space) als Mittel um Unterstützung und politische Legiti­mität zu erlangen. Es stellte das innovative Kon­zept des Routinised Insurgent Space (RIS) vor, um mit dessen Hilfe die räumliche Ordnung des un­mittelbaren sozialen Umfelds der Rebellen aufzu­schlüsseln. Das Projekt befasste sich mit vier spezifischen Fällen von RIS welche bei Rebellen­gruppen unterschiedlicher ideologischer Orientierung auftauchen: Justiz- und Überwachungssysteme von Rebellen, die Er­bringung von Dienstleistungen durch Rebellengruppen, Organisation von Rebellen in Gefängnissen und Beerdigungen. Im Wesentlichen be­zog sich das Projekt auf zwei Fallstudien, die M-19 Guerilla-Organisation in Ko­lumbien und die PKK in der Türkei. Es wurden Daten aus umfang­reichen qualitativen Interviews (Feldforschung in Bogota 2018 und gegen­wärtige Interviews mit der kurdischen Diaspora in Europa), Primärquellen (Veröffentlichungen der Rebellen und Biographien) und Bei­träge lokaler Medien aus dem zu untersuchenden Zeitraum verwendet und analysiert.

Projektzeitraum: Februar 2019 – Februar 2023

Publikationen

  • The Spatial Dimension of Insurgent-Civilian Relations: Routinised Insurgent Space
    | 2019
    O'Connor, Francis (2019): The Spatial Dimension of Insurgent-Civilian Relations: Routinised Insurgent Space, PRIF Working Paper, 44, Frankfurt/M.

Projektleitung

  •  Francis O'Connor

Immer wieder rufen zivilgesellschaftliche Organisationen und Be­wegungen zu Boykotten gegen Unternehmen oder Staaten auf. Bereits im frühen 19. Jahrhundert rief die transnationale Bewegung gegen Sklaverei zu einem Boykott von Produkten auf, an deren Herstellung Sklaven beteiligt waren.

Zivilgesell­schaftliche Boykottaufrufe können sich sowohl gegen Unternehmen und Industrien als auch gegen Staaten richten. Sie sind eines der wenigen Instrumente, mit denen zivilgesellschaftliche Organisationen und Bewegungen versuchen andere Akteure tatsächlich zu zwingen, ihre Politik oder ihr Verhalten zu ändern.

Im Projekt wurde unter­sucht, unter welchen Bedingungen Boykott­aufrufe der Zivilgesell­schaft Erfolg haben und die gewünschte Verhaltensänderung auf Seiten der Zielakteure erreichen. Im Projekt wurden zivilgesell­schaftliche Boykotte seit den 1970er Jahre bis heute unter­sucht. Boykotte gegen nicht­staatliche Akteure werden mit solchen gegen Staaten in ähnlichen Politik­feldern verglichen. Ziel des Projekts war es, Merk­male und Erfolgs­bedingungen nichtstaat­lichen Zwangs zu identifizieren.

Projektzeitraum: September 2019 – Februar 2023

Publikationen

  • Olympische Spiele in Peking 2022 – Diplomatischer Boykott für mehr Menschenrechte?
    | 2022
    Coni-Zimmer, Melanie; Andersen, Olesia (2022): Olympische Spiele in Peking 2022 – Diplomatischer Boykott für mehr Menschenrechte?, PRIF BLOG.
    Zur Publikation

Projektleitung

Nicole Deitelhoff

Prof. Dr. Nicole Deitelhoff

Geschäftsführendes Vorstandsmitglied // Programmbereichsleitung

Mitarbeiter*innen

Claudia Baumgart-Ochse

Dr. Claudia Baumgart-Ochse

Vorstandsmitglied // Programmbereichsleitung

Melanie Coni-Zimmer

Dr. Melanie Coni-Zimmer

Assoziierte*r Forscher*in