Welche sind die geschlechterspezifischen Unterschiede in der Wahrnehmung des Friedensaufbaus in Kolumbien von betroffenen Gemeinden? Und wie wirken sich diese auf den Umgang mit den Friedensbemühungen aus? Das Forschungsprojekt „Kollektive Reinkorporation und lokaler Friedensaufbau in Kolumbien“ um Jonas Wolff und Laura Camilla Barrios Sabogal präsentiert seine Forschungsergebnisse zu diesem Thema in einer spanischsprachigen Broschüre.
Mithilfe von 1.228 Umfragen in sieben kolumbianischen Bezirken wurde gezeigt, dass Frauen, die in diesen vom Konflikt betroffenen Gemeinden leben, dem Friedensaufbau und der Reintegration derjenigen, die das Friedensabkommen von 2016 unterzeichnet haben, etwas skeptischer gegenüberstehen als ihre männlichen Mitmenschen. In einer zweiten Phase wurden die geschlechtsspezifischen Auswirkungen des bewaffneten Konflikts, des Friedensabkommens, des Friedensaufbaus und des Reintegrationsprozesses auf Einzelpersonen und Gemeinden sowie die gemeinschaftliche und persönliche Bedeutung von Frieden untersucht. Dabei kam die Methode der Korpographie zum Einsatz, die sowohl Ideen als auch Emotionen der Befragten abbildet und in die Wissensproduktion einbezieht. Drei zentrale Fragen standen im Fokus:
1. Was bedeuten der bewaffnete Konflikt und der Frieden für Männer und Frauen aus den am stärksten von Gewalt betroffenen Gemeinden?
2. Wie nehmen sie den Friedensprozess und die Reinkorporation derjenigen wahr, die das Friedensabkommen von 2016 unterzeichnet haben?
3. Welche geschlechtsspezifischen Rollen übernehmen die Betroffenen in lokalen Friedensaufbauprozessen?
Anhand der Antworten wurde auch geschlussfolgert, wie lokale Friedensprozesse weiter gestärkt werden können. Die daraus entstandene, spanischsprachige Broschüre fördert den Wissenstransfer zwischen Forschenden und lokaler Bevölkerung.