Im Juni und Juli 2024 haben vier unserer Promovierenden erfolgreich ihre Dissertationen verteidigt. Wir gratulieren den Absolvent*innen Anna-Katharina Ferl, Sascha Hach, Simone Schnabel und Rebecca Wagner.
Anna-Katharina Ferl untersuchte in ihrer Dissertation den komplexen internationalen Prozess der Regulierung von autonomen Waffensystemen (AWS) im Rahmen der VN-Konvention zu bestimmten konventionellen Waffen. Auf Grundlage der Science & Technology Studies sowie der Kritischen Sicherheitsforschung argumentierte sie, dass die Formen der Wissensproduktion maßgeblich über die Möglichkeiten zur Regulierung entscheiden. Die derzeitige Verlangsamung des Regulierungsprozesses, so ihr Fazit, sei einerseits der zunehmenden Verrechtlichung des Diskurses, andererseits den vielfältigen und umstrittenen Vorstellungen von AWS als Emergent Technologies oder „Zukunftstechnologien“ geschuldet. Als Postdoc wird Anna-Katharina Ferl ihre Forschung an der Stanford University fortsetzen.
Sascha Hach widmete sich in seinem Promotionsprojekt zum Thema „Herrschaft & Widerstand in der nuklearen Ordnung“ den Herrschaftsstrukturen im Nuklearen Nichtverbreitungsvertrag (NVV) und wie diese von der Humanitären Initiative und dem Vertrag zum Verbot von Nuklearwaffen (AVV) aufgebrochen werden. Das dahinterstehende Bündnis aus Nichtnuklearwaffenstaaten und Zivilgesellschaft, an dem insbesondere Staaten aus dem globalen Süden beteiligt sind, begreift er als teilweise anti-kolonial motivierte Widerstandsbewegung, die mit subversiven Techniken erfolgreich gegen die Diskurs- und Verfahrenshoheit der Nuklearwaffenstaaten vorgeht. Aus den zugrundeliegenden qualitativen Interviewdaten ging insbesondere die Wahrnehmung und Bewertung der Akteure des Widerstandes in die Analyse ein. Sascha Hach arbeitet zukünftig als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei PRIF im Projekt „PATTERN: Welche Rolle spielt die Vergangenheit – der russische Aggressionskrieg gegen die Ukraine und der kalte Krieg“.
Die Promotionsprojekte von Anna-Katharina Ferl und Sascha Hach sind im Rahmen des Forschungsprojekts „Perspektiven der Rüstungskontrolle“ entstanden, welches gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt organisiert wird. Im Rahmen des Projektes analysieren Promovierende aktuelle und zukünftige Probleme der Rüstungskontrolle und zeigen Möglichkeiten der Kooperation in diesem Bereich auf, um die Politik auch langfristig mit der bestmöglichen Expertise aus der Wissenschaft zu unterstützen.
Auch Simone Schnabel widmete sich in ihrer Dissertation der Bewertung und (lokalen) Wahrnehmungen, in diesem Fall den Legitimierungsprozessen von zunehmenden Interventionen der Afrikanischen Union (AU) und der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS). Sie untersuchte einerseits, wie die verantwortlichen Mitarbeiter*innen in den jeweiligen Kommissionen diese rechtfertigen als auch, ob und wie sie auf lokale Kritik reagieren. Andererseits analysierte die Arbeit anhand der Intervention von AU und ECOWAS in Burkina Faso 2014/15, wie Bürger*innen in den betroffenen Ländern regionale Interventionen bewerten. Das Promotionsvorhaben ist Teil eines PRIF-Forschungsprojekts zu lokalen Wahrnehmungen afrikanischer regionaler Interventionen.
Mit dem Schrumpfen ziviler Handlungsspielräume in Autokratisierungsprozessen und insbesondere während Wahlen beschäftigte sich Rebecca Wagner in ihrer Dissertation. Basierend auf einem Mixed-Methods-Forschungsdesign, das sich aus einer eingehenden Fallstudie der Republik Kirgisistan sowie einer globalen Umfrage unter Wahlbeobachter*innen zusammensetzt, arbeitete sie die Einschränkungen für zivilgesellschaftliche Organisationen (CSOs) heraus, wie sie darauf reagieren und was sie angesichts von Einschränkungen in Wahlkontexten widerstandsfähig macht. Der Vergleich der Ergebnisse zeigt, dass CSOs überwiegend Widerstands- statt Anpassungsstrategien anwenden. Diese Resilienz wird angesichts von Einschränkungen während Wahlen vor allem von strukturellen und kognitiven Faktoren beeinflusst. Seit Oktober 2023 ist Rebecca Wagner wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Würzburg.