Salafismus in Deutschland

Buchcover Salafismus in Deutschland

Die Furcht vor militanten Islamisten ist in Deutschland zunehmend virulent. Besorgt richtet sich beispielsweise der Blick auf dschihadistische Rück­kehrer aus Syrien oder dem Irak, die eine ernsthafte Be­drohung für das öffentliche Leben in Deutschland darstellen. So wurden aus Furcht vor Anschlägen öffentliche Großveranstaltungen in Dresden, Braun­schweig und Frankfurt am Main abgesagt. Doch auch die Sorge vor einer rasant wachsenden salafistischen Bewegung in Deutschland und ihrer fundamen­talistischen Ideologie nimmt zu. Derlei gesellschaftliche Un­sicherheiten erhöhen den Druck auf Entscheidungsträger aller politischen, ad­ministrativen wie zivilgesellschaftlichen Ebenen, diesen Un­sicherheiten adäquat zu begegnen.

Das Forschungsprojekt „Salafismus in Deutschland: Forschungsstand und Wissenstransfer“ verfolgte zwei Ziele: Es hat einerseits den wissen­schaftlichen Forschungsstand in den Themenfeldern Daten­lage, Organisations- und Rekrutierungsformen, Motivationen der Hinwendung zum Salafismus, Rechtfertigungs­narrative der Bewegung und ihres dschihadistischen Zweiges, transnationale Dimensionen salafistischer Netzwerke sowie Erkenntnisse der Präventions- und Deradikalisierungsarbeit erhoben. Das PRIF koordinierte hierzu die Zusammen­arbeit einschlägiger Expertinnen und Experten aus Forschungsstandorten in ganz Deutschland. Andererseits ermittelte das Projekt­team parallel dazu den Beratungsbedarf in Politik, Verwaltung und Gesellschaft und entwickelt diesen Bedarfen entsprechend Instrumente des Wissenstransfers.

Dimensionen des Salafismus

Das Forschungsprojekt war in sechs verschiedene Module aufgeteilt, die in folgenden Themenfeldern den wissenschaftlichen Forschungsstand erhoben haben:

Mit der zunehmenden politischen, medialen und gesellschaftlichen Aufmerksamkeit für Salafismus und Dschihadismus in Deutschland wächst die Nach­frage nach belastbaren Daten zur Quantität und Qualität der salafistischen Bewegungen. Dies stellt vor allem eine Herausforderung für die empirische Forschung dar. Wie können zuverlässige Daten erhoben werden? Und wie werden bereits vorhandene Daten sinnvoll verwendet?

In Deutschland ist die Forschung zu Salafismus durch drei Herausforderungen ge­prägt: Erstens lehnen eine Vielzahl der als Salafisten bezeichneten Menschen und Gruppierungen die Einordnung als solche ab und stehen wissenschaftlichen Untersuchungen skeptisch gegenüber. Zweitens etablierte sich der Begriff Salafis­mus in Deutschland erst um das Jahr 2009. Die Forschung erfasste das Phänomen bis dahin unter anderen Namen wie Is­lamismus, islamischer Fundamentalismus oder islamischer Extremismus. Drittens lässt sich die Binnen­differenzierung der salafistischen Bewegung und ihrer Netzwerke aufgrund der hier wirkenden Dynamiken nur schwer festhalten und beschreiben.

Unter den Publikationen zu Salafismus in Deutschland finden sich überwiegend feldkundige Ein­schätzungen und explorative Aufsätze, jedoch nur vereinzelt wissenschaftlich abgesicherte und systematisch erhobene Forschungsergebnisse. Der untenstehend verlinkte Report fasst die vorhandenen Ergebnisse der Forschungslandschaft zusammen. Vielfach bemängelt wird in der Literatur eine un­zureichende empirische Datenlage. Es dominieren Schätzungen der Sicherheitsbehörden, die immer wieder als Referenzgröße für die Bewertung von Relevanz und Ausmaß des Phänomens herange­zogen werden. Problematisch ist daran zum einen, dass die Jahresberichte der Verfassungsschutzämter nicht die Kriterien offenlegen, nach denen Individuen oder Gruppierungen zum Personen­potenzial salafistischer Bestrebungen gezählt werden. Zum anderen werden dadurch salafistische Milieus auf sicherheitsrelevante Strömungen reduziert.

Insgesamt besteht ein Defizit an lebensweltlichen Forschungen, Milieustudien und biografischen Narrativen unter Ein­beziehung der Binnenperspektive von Anhängern, Sympathisanten oder Gläubigen. Zudem gibt es Bedarf an grund­legender Forschung im Sinne einer Kartografierung salafistischer Aktivitäten und Milieus jenseits des sicherheitspolitischen Blicks. Ebenso nötig sind grenz­überschreitende europäische Untersuchungen, die historische und transnationale Bezüge sowie den gesellschaftlichen Kontext berücksichtigen. 

Handlungsempfehlungen

  1. Die Transparenz bei der Datenerhebung muss gewährleistet werden. Verfassungsschutz und andere Sicherheits­behörden sollten offen legen, welche Kriterien und Indikatoren sie nutzen, um bestimmte Personen oder Organisation als salafistisch einzustufen. Diese Transparenz sollte von Seite der Zivilgesellschaft, der Wissenschaft und der Medien aktiv eingefordert werden.
  2. Medien und Politik sollten sich um eindeutige Begriffs­verwendungen bemühen. Insbesondere gilt es zwischen islamistischen Terrorismus und Salafismus deutlich zu unterscheiden.
  3. Bei der Erforschung salafistischer Bewegungen ist methodische Pluralität unabdingbar. Die Wissenschaft sollte ihr gesamtes Repertoire in der Erhebung und Auswertung von Daten ausschöpfen, sich gleichzeitig aber auch bewusst sein, dass Forschungsbemühungen auf ein hohes Maß an Skepsis inner­halb salafistischer Milieus stoßen können.
  4. Der Forschungs­gegenstand sollte erweitert werden. Insbesondere bedarf es an Untersuchungen zu theologischen und lebensweltlichen Dimensionen des Salafismus und seinen transnationalen Bezügen. Dabei gilt es auch zu diskutieren, ob isolierte Forschungen zu Salafismus wirklich vielversprechend sind, um die Besonderheiten salafistischer Milieus herauszuarbeiten oder ob dafür nicht eher Ansätze geeignet sind, die Salafismus in einem breiteren gesellschaftlichen Kontext unter­suchen (z.B. aus Perspektive der Jugend- oder Extremismusforschung).

Projektpartner

Prof. Dr. Riem Spielhaus

Klaus Hummel

Melanie Kamp

Salafistische Bewegungen traten in Deutschland erstmals in den Jahren 2003 und 2004 wahr­nehmbar an die Öffentlichkeit. Seitdem haben sie eine anpassungsfähige Infrastruktur etabliert, um vor allem junge Menschen für ihre Ideen zu mobilisieren. Salafis­mus wird als Glaubens- und Weltanschauung in Vereinen, Moscheen, im Internet (vor allem in sozialen Netzwerken) aber auch in kleinen Gruppen und von Einzel­personen praktiziert. Zudem betreiben seine Anhängerinnen und Anhänger einen regelrechten Personen­kult um einzelne Prediger. Letztere pflegen untereinander eine flache Hierarchie und unterhalten enge Be­ziehungen.

Die deutsche salafistische Bewegung lässt sich grob in zwei Strömungen teilen: die puristische, die sich auf die religiöse Glaubenspraxis beschränkt, und die politische, die einen gesellschaftlichen Umgestaltungsanspruch hat. Letztere wiederum ist durch die Gewalt­frage gespalten. Eine Minderheit des politischen Spektrums legitimiert den Einsatz von politischer Gewalt (den bewaffneten Dschihad) als angemessen und not­wendig, wenn „der Islam“ oder „die Muslime“ angegriffen oder unterdrückt werden. Die puristische Szene ist in Deutschland bislang kaum er­forscht.

Trotz der Ausdifferenzierung der deutschen salafistischen Szene in dynamische Netzwerke, unterscheiden sich die einzelnen politischen Strömungen kaum in ihren Anwerbungs­praktiken. Diese sind vorwiegend auf eine jugendliche Zielgruppe zugeschnitten und bedienen sich plakativer Aktionen und Parolen. Mit per­sönlichen Ansprachen, Street-daʿwa (Straßenmission), Infoständen, Seminaren und weiteren Propagandaaktivitäten wird versucht, Muslime „zurück auf den richtigen Weg“ zu führen oder Nicht-Muslime durch den Übertritt zum salafistischen Islam für die Etablierung einer „besseren Ordnung“ zu gewinnen.

Darüber hinaus hat sich eine militante Jugendsubkultur (Pop-Dschihadismus) entwickelt, deren An­hänger sich von den etablierten Predigern ablösen und eigene Führungsfiguren hervorbringen. Salafistischem Gedankengut inhärent ist das Gebot zur Abschottung und Abwertung von andersdenkenden Musliminnen und Muslimen und Menschen ohne muslimischen Glauben. Die Zweiteilung der Gesellschaft, das Schüren von Ängsten und die Festigung von Vorurteilen und Klischees sind Teil der salafistischen Anwerbungsstrategie.

Handlungsempfehlungen

  1. Es bedarf einer grundsätzlichen Stärkung demokratischer Erziehungsstrukturen. In der Jugend- und Sozialarbeit sollten Hilfenetzwerke etabliert werden, um alternative Rollenmodelle für Jugendliche zu entwickeln. Insbesondere sind Angebote nötig, in denen Jugendliche ihre politische Vorstellungen diskutieren und Fragen an ihre Rolle im Leben und in der Gesellschaft stellen können.
  2. Um die Begründungsmuster salafistischer und dschihadistischer Propaganda zu brechen, bedarf es muslimischer Vorbilder und anderer starker Persönlichkeiten mit guten Kenntnissen der muslimischen Theologie. Sie sind in der Lage, ideologische Narrative zu entkräften. Diesen Ansatz können Aussteiger besonders glaubwürdig unterstützen. Entsprechende Projekte müssen sich zwingend für muslimische Partner öffnen.
  3. Der Austausch und die Netzwerkbildung zwischen Sicherheitsbehörden, Zivilgesellschaft, Jugendämtern und Schulen sollte gestärkt werden. Bislang wird vorhandenes Wissen noch zu selten geteilt. Deshalb bedarf es einer intensiven Kooperation zwischen den verschiedenen Akteuren, um gemeinsame Strategien zu entwickeln und Hand in Hand tätig zu werden – beispielsweise, wenn es um die Implementierung von Früherkennungsmechanismen und Deradikalisierungsmaßnahmen geht.

Projektpartner

Dr. Marwan Abou Taam

Claudia Dantschke

Dr. Michael Kreutz

Aladdin Sarhan

Deutschland ist seit 2008 auch Herkunftsland von Dschihadisten. Warum jedoch schließen sich vor allem junge Frauen und Männer dschihadistischen Gruppen an? Was unter­scheidet sie von nichtmilitanten Salafisten, und welche Bedingungen haben zu ihrer Radikalisierung bis hin zur Gewaltbereitschaft geführt?

Radikalisierungsprozesse hängen von mehreren Faktoren ab: Alter, Bildungs­stand oder Einkommen können ebenso eine wichtige Rolle spielen wie familiäre Hintergründe und die Interaktion in is­lamistischen Milieus und Organisationen. Doch auch psychische Faktoren wie etwa der Wunsch nach Anerkennung oder eine jugendspezifische Abenteuerlust, können Radikalisierungsprozesse fördern. Gerade Menschen, die unter persönlichen Diskriminierungen oder Frustrationen leiden, sind besonders anfällig für die Identifi­kation mit gewaltbereiten Gruppierungen und deren Ideologien. Durch das ausschließliche Bekenntnis zum strengen Werte- und Normen­system des fundamentalistischen Islams wird scheinbar eine Last von den jeweiligen Personen genommen: Man weiß wieder sicher, wer man ist und was von einem erwartet wird. Zu­gleich wird man Teil eines Kollektivs, in dem strenge Werte und Normen starke Gefühle von Gemeinschaft und Geborgenheit erzeugen. 

Die Befunde einer aktuellen Analyse der deutschen Sicherheitsbehörden (Analyse 1 und Analyse 2) zu den biographischen Hintergründen von Aus­reisenden nach Syrien legen nahe, dass der typische deutsche Dschihadist aus benachteiligten städtischen Gegenden stammt, selten über eine solide wirtschaftliche Pers­pektive verfügt und in der Folge offenbar nicht viel zu verlieren hat. Außerdem stammen Personen, die sich nach ihrer Aus­reise aus Deutschland terroristischen Organisationen wie dem Islamischen Staat anschließen, zu einem nicht unerheblichen Teil auch aus einem allgemeinkriminellen Milieu. 

Allerdings finden sich unter den radi­kalisierten Personen auch solche mit relativ „normalen“ Sozialisationen und Biografien. Zudem legen Interviews mit Experten und Syrien-Rückkehrern die Ver­mutung nahe, dass der Schritt in den Dschihadismus weniger theologisch-ideologisch motiviert ist, sondern vielmehr aufgrund seiner Kompensations­funktion attraktiv zu sein scheint. Emotionale Probleme lassen sich durch heroische Selbststili­sierungen kompensieren, labile psychische Strukturen auf diese Weise stützen. 

Handlungsempfehlungen

  1. Es bedarf einer stärkeren Förderung von praxis- und problemrelevanter Forschung zu Motiv­lagen und Biografien von Dschihadistinnen und Dschihadisten. Dabei sollte ein besonderer Fokus auf den Radikalisierungskarrieren von Frauen und Konvertiten liegen, da diese zusätzliche Fragen aufwerfen.
  2. Im Bereich der De­radikalisierungs- und Präventionsmaßnahmen bedarf es der systematischen Vernetzung von Zivil­gesellschaft, Politik, Justiz, Sicherheitsbehörden und Medien. Diese Vernetzung muss konkret in kommunalen Projekten um­gesetzt und gelebt werden.
  3. Kompetenzen im Um­gang mit Islam im Allgemeinen und Salafismus und Dschihadismus im Besonderen müssen in den Schulen stärker gefördert werden. Durch einen be­kenntnisorientierten Islamunterricht können Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzt werden, zwischen Religion und Tradition zu unterscheiden und so einen selbst­bestimmteren Umgang mit der Religion zu erlernen. Dafür sind Lehrerinnen und Lehrer ent­sprechend auszubilden.
  4. Das Eskalations­niveau in der Debatte über Extremismus, Salafismus und Dschihadismus sollte von allen Beteiligten (aus Politik, Medien, aber auch dem Bildungs- und Sozialbereich) niedrig gehalten werden – beispielsweise, indem nicht von „Krieg“ gegen „den Dschihadismus“ gesprochen wird, wenn es um die Aus­einandersetzung mit radikalen Weltbildern in Deutschland geht. Förderlich für eine solch neue Debattenkultur ist ein reger Informations­austausch zwischen Wissenschaft, Politik, Medien, Zivilgesellschaft, Religionsgemeinschaften und Sicherheits­behörden (z.B. durch regelmäßige gemeinsame Workshops).

Projektpartner

Prof. Dr. Wolfgang Frindte

Brahim Ben Slama

Dr. Daniela I. Pisoiu

Dr. des. Milena Uhlmann

Die Attraktivität von Salafismus und Dschihadismus beruht vor allem auf der Effektivität ihrer Rechtfertigungs­narrative, mit denen das eigene Denken und Handeln begründet wird. Dschihadistische Rechtfertigungsnarrative legitimieren vor allem ge­walttätige Aktionen gegen vermeintliche Feinde des Islams, zu denen auch Mus­lime gezählt werden, die die eigene Ideologie nicht teilen. Das Spektrum der gewalttätigen Aktionen, die rechtfertigt werden, ist groß. Es reicht von Straßen­schlachten mit der Polizei bis hin zu Anschlägen auf die Zivilbevölkerung oder die Teilnahme an kriegerischen Ausei­nandersetzungen.

Dschihadistische Rechtfertigungsnarrative sind aus religiösen, po­litischen und sozialen Teilnarrativen zusammengesetzt, die auf be­stehende Missstände verweisen und daraus ihre Überzeugungs­kraft gewinnen. So werden etwa zivile Opfer bei Militäreinsätzen westlicher Regierungen als re­präsentative Beispiele für einen angenommenen globalen Krieg des Westens gegen die Muslime stili­siert, der ein sofortiges Eingreifen eines jeden Gläubigen notwendig mache. Komple­mentär zu dieser Schwarz-Weiß-Perspektive auf Außenpolitik wird auch die innenpolitische Situation für Muslime in Deutschland als unerträglich geschildert. Man ver­wehre Muslimen, so das salafistisch-dschihadistische Narrativ, durch staatliche Maßnahmen und Re­striktionen die Ausübung der eigenen religiösen Praxis.

Die dschihadistische Propaganda bettet diese ver­meintlichen Missstände in ein geschlossenes Weltbild ein, das den als pro­blematisch empfundenen Ist-Zustand mit einem verlockenden Zukunfts­szenario kontrastiert: Die Welt unter der Herrschaft des Islams sei eine gerechte und nach den Vor­gaben Gottes geordnete Welt, die den Einzelnen ein glückliches Leben beschere. Eine solche Zukunftsvision setzt eine strenge Regulierung aller sozialen Bereiche im öffentlichen und privaten Raum voraus. Dies gilt auch für die Fest­schreibung der Rollen von Frauen und Männern. Emanzi­pation und Gleichberechtigung der Geschlechter gelten als Übel des Westens, da sie weder der Natur der Frau noch der des Mannes Rechnung trügen.

Zwischen Ist- und Soll-Zustand der Welt liegt, so die salafistisch-dschihadistische Ideologie, die Zeit des Über­ganges, die durch Mission (daʿwa) und Kampf (dschihad) ge­kennzeichnet ist. Dieser Kampf erscheint in Werbeschriften und -videos als heroische Aktivität und zielt vor allem auf Jugendliche ab, die sich margi­nalisiert fühlen und unter einem Anerkennungsdefizit leiden. 

Gegen die dschihadistischen Rechtfertigungs­narrative argumentieren nicht-gewalttätige Salafisten, nicht-salafistische Muslime und Nicht-Muslime. Diese so­genannten Gegennarrative, die in der untenstehend verlinkten ausführlichen Studie systematisiert werden, sollten in der Präventions- und Deradikalisierungs­arbeit zukünftig eine größere Rolle spielen.

Handlungsempfehlungen

  1. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist weitestgehend ungeklärt, wie und bei welchen Ziel­gruppen salafistisch-dschihadistische Rechtfertigungsnarrative tatsächlich erfolgreich sind. Deshalb ist substanzielle Grundlagenforschung zu den Wirkungen verschiedener Rechtfertigungs­narrative dringend angeraten, um besser zu verstehen, warum Jugendliche sich dschihadistischen Gruppen anschließen und um passgenaue Präventions- und Deradikalisierungsmaßnahmen zu entwickeln.
  2. Von staatlicher Seite gilt es, die Demokratieerziehung an Schulen weiter zu stärken. Dabei sollte man auch ge­meinsam mit muslimischen Gemeinden überlegen, welche Art der Theologie Jugendlichen vermittelt werden sollte, um Integration und gesellschaftliche wie politische Teilhabe nicht zu gefährden. Dabei muss un­bedingt auch mit muslimischen Vorbildern gearbeitet werden, um dem Narrativ, als „Muslimin und Muslim“ ohnehin nicht erfolgreich sein zu können, sichtbare Gegen­beispiele entgegensetzen zu können.
  3. Es bedarf mehr An­strengung bei der Entwicklung und Platzierung von Gegennarrativen. Es gibt bereits Ver­suche, Gegennarrative erfolgreich offline und online zu platzieren. Jedoch gelingt es erst langsam, diese Pilotprojekte attraktiv, d.h. in der Sprache und Lebenswelt der Jugendlichen zu gestalten. Hier sollte von Seiten der Wissen­schaft und von Seiten der Politik mehr investiert werden – vor allem auch in systematische Evaluation der Wirksamkeit verschiedener Formate.

Projektpartner

Prof. Dr. Susanne Schröter

Dr. Christoph Günther

Dr. Mariella Ourghi

Nina Wiedl

Salafismus und Dschihadismus sind ihrem Wesen nach transnational, das heißt, sie überschreiten nationals­taatliche Grenzen. Nach Deutschland sind sie auf transnationalen Wegen gelangt, haben sich in der deutschen Gesellschaft verankert, in ihr weiter­entwickelt und sind auch weiterhin grenzüberschreitend verknüpft. Deshalb können beide nicht allein aus nationaler Perspektive betrachtet werden. Die transnationalen Aspekte von Salafismus und Dschihadis­mus in Deutschland zeigen sich vor allem in der Rolle von Schlüsselfiguren, dem Gebrauch von Sprache(n) und der Bedeutung des Internets.

Im salafistischen Spektrum ist die Über­tragung arabischer Texte ins Deutsche ein zentraler Baustein der religiösen und ideologischen Identitäts­bildung. Die transnationale Einbettung der Be­wegung wird außerdem durch persönliche Kontakte hergestellt. So werden angesehene Imame aus dem Ausland nach Deutschland geholt, um hier zu predigen und nationalen Schlüssel­figuren zusätzliche Autorität zu verleihen. National bedeutsamen Personen können wiederum durch Tätigkeiten im Ausland, vor allem im arabischen Raum, weiter an Ansehen gewinnen. Darüber hinaus werden die Reden von Schlüsselfiguren ebenso wie wichtige salafistische Texte über das Internet vermittelt.

Im dschihadistischen Milieu sind Online- und Offline-Welten aufs Engste miteinander verknüpft. Über das Internet erreicht die schriftliche und audio­visuelle Propaganda der Dschihadisten ins­besondere ein junges Publikum. Beispielsweise werden ausgereiste Kämpfer als Vorbilder ins­zeniert. Die professionalisierte Medienarbeit der al-Qa'ida und vor allem des Islamischen Staates findet zunehmend mehrsprachig statt, auch wenn dem Arabischen weiterhin eine Vorrangstellung zukommt. Versuche von Sicherheits­behörden und anderen Akteuren, dschihadistischer Propaganda durch technische Interventionen (wie dem Löschen von Accounts) Herr zu werden, waren bis­lang erfolglos. Häufig nutzen Dschihadisten gezielt Internetnachrichten, um Medienaufmerksamkeit zu erzeugen. So kann die Tötung einer Geisel eine Botschaft an das Land darstellen, aus dem die Geisel stammt. Mediale Aufmerk­samkeit verstärkt diesen Effekt.

Wichtig für die weitere Auseinandersetzung mit der transnationalen Dimension beider Phänomenen sind die Erforschung der finan­ziellen Bewegungen, die nach Deutschland hineinfließen, sowie die sorgfältige Auseinandersetzung mit religiösen Alternativen zur ent­wurzelten Religiosität des Salafismus und Dschihadismus.

Handlungsempfehlungen

  1. Es besteht insbesondere ein hoher Forschungsbedarf im Bereich transnationaler Bewegungen salafistischer Schlüsselpersonen. Auch eine Analyse der Ver­netzungen deutschsprachiger Salafistinnen und Salafisten und ihrer Internetpräsenzen im trans­nationalen Raum (auch über die arabische Welt hinaus) ist dringend erforderlich.
  2. Die finanziellen und öko­nomischen Aspekte des Dschihadismus müssen stärker erforscht werden – einschließlich des Waffenhandels und der Waffenlieferungen. Dies gilt ebenso für die finanzielle Förderung salafistischer Aktivi­täten aus dem Ausland.
  3. Ein tolerantes, pluralistisches und demokratieorientiertes Islambild sollte transnational gefördert werden – ins­besondere im Internet, um Alternativen zu salafistischen und dschihadistischen Formen des Islams aufzuzeigen. Dies gilt umso mehr, als direkte Löschung und Zensur im Internet sich nicht als nachhaltig erwiesen haben.

Projektpartner

Prof. Dr. Rüdiger Lohlker

Amr El-Hadad

Dr. Phillipp Holtmann

Dr. Nico Prucha

Um Radikalisierungsprozessen effektiv vorzubeugen und entgegenzuwirken, ist es wichtig, aus bestehenden An­sätzen und Erfahrungen der Präventions- und Deradikalisierungsarbeit zu lernen und diese systematisch weiterzuentwickeln.

Prävention zielt darauf ab, im Vorfeld (primäre Prävention) oder in den An­fängen eines Radikalisierungsprozesses (sekundäre Prävention) Alternativen zu salafistischen Deutungs- und Gemeinschaftsangeboten sichtbar zu machen und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Prä­ventive Ansätze beinhalten sowohl inhaltliche Auseinandersetzungen mit demokratie- und freiheitsfeindlichen Einstellungen wie auch die Förderung eines reflektierten Umgangs mit Fragen von Religion, Identität und Zugehörigkeit. Präventions­arbeit muss möglichst koordiniert von einer Vielzahl von Akteuren geleistet werden: in der Schule, in der po­litischen und religiösen Bildungs- sowie in der Jugend- und Sozialarbeit; muslimische Gemeinden sind ebenso beteiligt wie Mitarbeiter*­innen der kommunalen Verwaltungen und der Polizei. Mit der Vielfalt der Projektlandschaft, welche uneingeschränkt zu begrüßen ist, wächst auch der Bedarf nach fun­diertem Wissen. Dabei zeigt sich, dass die begleitende Evaluierung von Projekten sowie der Informations­austausch zwischen den verschiedenen Akteuren und Ansätzen auf eine viel breitere Basis gestellt werden muss.

Im Vergleich zur Präventionsarbeit konzentriert sich die Distanzierungs- und Deradikalisierungsarbeit (auch tertiäre Prävention genannt) auf Personen, die bereits in salafistischen Szenen aktiv sind und entsprechende Ideologie und Handlungsweisen übernommen haben. Während Distanzierungs­arbeit die Abkehr von Gewalt anstrebt, zielt Deradikalisierung ausdrücklich auch auf eine ideologische Veränderung im Sinne einer Loslösung von salafistischen Ein­stellungen und Orientierungen. Für die Entwicklung entsprechender Ansätze lässt sich an die Erfahrungen aus der Ausstiegsarbeit im Bereich des Rechtsextremismus und aus der Arbeit mit Angehörigen von Sekten zurückgreifen. In Deutschland verfügen verschiedene Träger über mehrjährige Er­fahrungen. Dabei lassen sich sys­temische Beratungsansätze von Ansätzen aufsuchender Jugendarbeit unterscheiden. Der systemische An­satz bezieht das soziale Umfeld ein und versucht, über Angehörige und Freunde positiv auf die betroffene Person einzuwirken. Die Besonderheit aufsuchender Jugend­arbeit liegt hingegen darin, dass sie nicht vorrangig Angehörige, sondern radikalisierte Personen über lebensweltnahe An­sprachen und niedrigschwellige Angebote selbst adressieren. Beide Ansätze sind gleichermaßen wichtig.

Handlungsempfehlungen

  1. Es bedarf einer flächendeckenden Demokratiepädagogik, die alle Jugend­lichen unabhängig von ihrer Herkunft und Religion erreicht. Insbesondere in der schulischen Unterrichtsentwicklung müssen entsprechende Themen in Lehrpläne und Lernmaterialien integriert werden.
  2. Es sollten wirkungsvolle Gegennarrative geschaffen werden, die von Jugendlichen wahr­genommen und rezipiert werden; das Internet bietet hierfür das ideale Medium. Projekte, die den Bedeutungszuwachs von Online-Medien im Alltag von Jugendlichen und jungen Erwachsenen aufgreifen und entsprechende alternative (nicht-religiöse und religiöse) An­gebote entwickeln, können einen wichtigen Beitrag zur Prä­vention leisten.
  3. Auch weiterhin sollten unterschiedliche Projekttypen und -ansätze eine Förderung erfahren. Gleich­zeitig ist es unerlässlich, dass sie von Anfang an durch flächen­deckende wissenschaftliche Evaluierung begleitet werden.
  4. Aus- und Fortbildungs­programme für Fachkräfte in Schulen, Jugendhilfe, Verwaltung, Polizei, Jugendvollzugs- und Jugend­arrestanstalten müssen gestärkt und teilweise erst mit deutlich mehr Mitteleinsatz als bisher entwickelt werden, um zu einer weiteren Professionalisierung der Prä­ventions- und Deradikalisierungsarbeit beizutragen. 

Projektpartner

Ahmad Mansour

Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani

Alma Fathi

Dr. Jochen Müller

Dr. Götz Nordbruch

Mitglieder

Projektleitung

Christopher Daase

Christopher Daase

Harald Müller

Harald Müller

Mitarbeiter*innen

Julian Junk

Julian Junk

Sabine Mannitz

Sabine Mannitz

  • Janusz Biene
  • Dr. Svenja Gertheiss

Koordination und Kontakt

Die Koordination des Forschungsprojekts erfolgt durch das Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung in Frankfurt / Main. 

Bei Anfragen aller Art stehen wir unter der folgenden Adresse zur Verfügung: 

PRIF – Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung
Baseler Straße 27-31
60329 Frankfurt am Main
Tel.: 069 - 95 91 04-0
Telefax: 069 - 55 84 81
E-Mail: info(at)prif.org
Internet: www.prif.org

Wissenstransfer

Wissenschaftliche Forschung ist in dem Maße praxisrelevant, in dem sie auf konkrete Bedarfe von Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft reagiert und geeignete Formate für Wissenstransfer und Beratung nutzt. Häufig scheitern Wissenstransfer und Politikberatung in Deutschland daran, dass Wissenschaft und Praxis „aneinander vorbei reden“ und der Graben nicht überwunden werden kann, der zwischen theoretischem Wissen und politischen Sachzwängen klafft.

Das Forschungsprojekt „Salafismus in Deutschland“ setzte von Anfang an auf Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis. Die Ergebnisse wissenschaftlicher Expertise konnten so unmittelbar Eingang in politische Entscheidungsprozesse finden. Regelmäßige Workshops mit relevanten Zielgruppen erlaubten es, den konkreten Beratungsbedarf zu ermitteln.

Neben der Veröffentlichung der Projektergebnisse in klassischen wissenschaftlichen Formen und Medien (HSFK Reporte, Sammelband, Konferenz) wendeten wir uns auch an eine breitere Öffentlichkeit (Blogbeiträge, eBook, Filme):

Spätestens seit den Atten­taten von Paris und Brüssel ist auch hierzulande die Diskussion um Salafismus und Dschihadismus – als Gefahrenpotenzial sowie als Anlauf­stelle für Sympathisanten – allgegenwärtig. Bis heute haben sich 800 Personen aus Deutschland einer dschihadistischen Gruppierung in Syrien oder dem Irak angeschlossen. Im Sammelband „Salafismus und Dschihadismus in Deutschland. Ursachen, Dynamiken, Handlungsempfehlungen“, herausgegeben von Janusz Biene, Christopher Daase, Julian Junk  und Harald Müller, kommen ein­schlägige Expertinnen und Experten zu Wort. Er beleuchtet bisher wenig erforschte Bereiche wie die organisatorischen Strukturen der salafistischen Bewegung und ihre transnationale Vernetzung. Wie re­krutieren die Bewegungen ihre Mitglieder? Und wie rechtfertigen sich ins­besondere Dschihadisten? Die Autorinnen und Autoren be­werten laufende Präventions- und Deradikalisierungsmaßnahmen und schlagen eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis. Dabei verengen sie den Blick nicht auf sicherheits­politische Fragen, sondern nehmen in interdisziplinärer Perspektive Salafismus und Dschihadismus auch als gesell­schaftliche Herausforderung ernst.

Mit Beiträgen unter anderem von Marwan Abou Taam, Claudia Dantschke, Aladin El-Mafaalani, Wolfgang Frindte, Rüdiger Lohlker, Ahmad Mansour, Götz Nordbruch, Daniela Pisoiu, Nico Prucha, Susanne Schröter, Riem Spielhaus, Nina Wiedl und Andreas Zick.

Der Sammelband ist im Campus Verlag erhältlich.

Inhaltsverzeichnis: 

  • Janusz Biene, Christopher Daase, Julian Junk, Harald Müller: Einleitung
  • Klaus Hummel, Melanie Kamp, Riem Spielhaus, Lina-Maraike Stetten, Andreas Zick: Datenlage und Herausforderungen empirischer Forschung
  • Marwan Abou Taam, Claudia Dantschke, Michael Kreutz, Aladdin Sarhan: Anwerbungspraxis und Organisationsstruktur
  • Wolfgang Frindte, Brahim Ben Slama, Nico Dietrich, Daniela Pisoiu, Milena Uhlmann, Melanie Kausch: Motivationen und Karrieren salafistischer Dschihadistinnen und Dschihadisten
  • Christoph Günther, Mariella Ourghi, Susanne Schröter, Nina Wiedl: Dschihadistische Rechtfertigungsnarrative und ihre Angriffsflächen
  • Rüdiger Lohlker, Amr El Hadad, Philipp Holtmann, Nico Prucha: Transnationale Welten
  • Aladin El-Mafaalani, Alma Fathi, Ahmad Mansour, Jochen Müller, Götz Nordbruch, Julian Waleciak: Prävention und Deradikalisierung
  • Christopher Daase, Svenja Gertheiss, Julian Junk, Johannes Klassen: Herausforderungen des Wissenstransfers

Janusz Biene, Christopher Daase, Julian Junk, Harald Müller (Hrsg.) | 2016
Salafismus und Dschihadismus in Deutschland. Ursachen, Dynamiken, Handlungsempfehlungen, Frankfurt a.M.: Campus Verlag.

Die folgenden Filme bereiten zentrale Erkenntnisse des Forschungsverbund „Salafismus in Deutschland“ auf. Expertinnen und Experten des Projekts vermitteln Grundlagen zu den verschiedenen Dimensionen der Phänomene Salafismus und Dschihadismus in Deutschland und stellen die wichtigsten Trends und Handlungsempfehlungen vor. 

Herausforderungen der empirischen Forschung zu Salafismus. Bestandsaufnahme und kritische Kommentierung der Datenlage

Mit der zunehmenden politischen, medialen und gesellschaftlichen Aufmerksamkeit für Salafismus und Dschihadismus in Deutschland wächst die Nachfrage nach belastbaren Daten zur Quantität und Qualität der salafistischen Bewegungen. Dies stellt vor allem eine Herausforderung für die empirische Forschung dar. Wie können zuverlässige Daten erhoben werden? Und wie werden bereits vorhandene Daten sinnvoll verwendet?

Film "Datenlage" |  Länge 8"20' |  Realisation Philipp Offermann, Julian Junk, Svenja Gertheiss, Thea Riebe |  HSFK 2016

Kontinuierlicher Wandel. Organisation und Anwerbungspraxis der salafistischen Bewegung

Salafistische Bewegungen traten in Deutschland erstmals in den Jahren 2003 und 2004 wahrnehmbar an die Öffentlichkeit. Seitdem haben sie eine anpassungsfähige Infrastruktur etabliert, um vor allem junge Menschen für ihre Ideen zu mobilisieren. Salafismus wird als Glaubens- und Weltanschauung in Vereinen, Moscheen, im Internet (vor allem in sozialen Netzwerken) aber auch in kleinen Gruppen und von Einzelpersonen praktiziert. Zudem betreiben seine Anhängerinnen und Anhänger einen regelrechten Personenkult um einzelne Prediger. Letztere pflegen untereinander eine flache Hierarchie und unterhalten enge Beziehungen.

Film "Salafistische Organisation und Anwerbungspraxis" |  Länge 7"27' |  Realisation Philipp Offermann, Julian Junk, Svenja Gertheiss, Thea Riebe |  HSFK 2016

Dschihadistische Rechtfertigungsnarrative und mögliche Gegennarrative

Die Attraktivität von Salafismus und Dschihadismus beruht vor allem auf der Effektivität ihrer Rechtfertigungsnarrative, mit denen das eigene Denken und Handeln begründet wird. Dschihadistische Rechtfertigungsnarrative legitimieren vor allem gewalttätige Aktionen gegen vermeintliche Feinde des Islams, zu denen auch Muslime gezählt werden, die die eigene Ideologie nicht teilen. Das Spektrum der gewalttätigen Aktionen, die rechtfertigt werden, ist groß. Es reicht von Straßenschlachten mit der Polizei bis hin zu Anschlägen auf die Zivilbevölkerung oder die Teilnahme an kriegerischen Auseinandersetzungen.

Film "Motivationen und Karrieren" |  Länge 7"51' |  Realisation Philipp Offermann, Julian Junk, Svenja Gertheiss, Thea Riebe |  HSFK 2016

Dschihadistische Rechtfertigungsnarrative und mögliche Gegennarrative

Die Attraktivität von Salafismus und Dschihadismus beruht vor allem auf der Effektivität ihrer Rechtfertigungsnarrative, mit denen das eigene Denken und Handeln begründet wird. Dschihadistische Rechtfertigungsnarrative legitimieren vor allem gewalttätige Aktionen gegen vermeintliche Feinde des Islams, zu denen auch Muslime gezählt werden, die die eigene Ideologie nicht teilen. Das Spektrum der gewalttätigen Aktionen, die rechtfertigt werden, ist groß. Es reicht von Straßenschlachten mit der Polizei bis hin zu Anschlägen auf die Zivilbevölkerung oder die Teilnahme an kriegerischen Auseinandersetzungen.

Film "Rechtfertigungsnarrative" |  Länge 9"57' |  Realisation Philipp Offermann, Julian Junk, Svenja Gertheiss, Thea Riebe |  HSFK 2016

Transnationale Aspekte von Salafismus und Dschihadismus

Salafismus und Dschihadismus sind ihrem Wesen nach transnational, das heißt, sie überschreiten nationalstaatliche Grenzen. Nach Deutschland sind sie auf transnationalen Wegen gelangt, haben sich in der deutschen Gesellschaft verankert, in ihr weiterentwickelt und sind auch weiterhin grenzüberschreitend verknüpft. Deshalb können beide nicht allein aus nationaler Perspektive betrachtet werden. Die transnationalen Aspekte von Salafismus und Dschihadismus in Deutschland zeigen sich vor allem in der Rolle von Schlüsselfiguren, dem Gebrauch von Sprache(n) und der Bedeutung des Internets.

Film "Transnationale Aspekte" |  Länge 7"16' |  Realisation Philipp Offermann, Julian Junk, Svenja Gertheiss, Thea Riebe |  HSFK 2016

Prävention und Deradikalisierung

Um Radikalisierungsprozessen effektiv vorzubeugen und entgegenzuwirken, ist es wichtig, aus bestehenden Ansätzen und Erfahrungen der Präventions- und Deradikalisierungsarbeit zu lernen und diese systematisch weiterzuentwickeln.

Film "Prävention und Deradikalisierung" |  Länge 8"53' |  Realisation Philipp Offermann, Julian Junk, Svenja Gertheiss, Thea Riebe |  HSFK 2016

Auf dem Sicherheitspolitik-Blog erschien im Dezember 2015 und Januar 2016 eine Artikel­serie unter dem Titel „Salafismus in Deutschland – Herausforderungen für Politik und Gesellschaft“. Ein E-Book, herausgegeben von Janusz Biene und Julian Junk, fasst die Beit­räge dieser Serie zusammen. Es ist als Druck­version zu kaufen oder kann kostenlos als PDF heruntergeladen werden.

Das Buch beleuchtet Aspekte der salafistischen Glaubenslehre, Ideologie und Bewegung und die von ihnen ge­stellten Herausforderungen für Politik, Medien, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Es stellt ent­sprechende Handlungsansätze ebenso zur Diskussion wie die Zusammenhänge der Phänomene Salafismus und Dschihadismus. Die Bei­träge stammen aus dem Kreis der Mitglieder des an PRIF koordinierten Forschungs­verbunds sowie von weiteren Expertinnen und Experten aus Medien, Wissenschaft und Verwaltung.

Janusz Biene, Julian Junk (Hrsg.) | 2016
Salafismus und Dschihadismus in Deutschland. Herausforderungen für Politik und Gesellschaft (Sicherheitspolitik-Blog Fokus 3), Frankfurt a.M.

Parlamentarischer Abend

Am 13.04.2016 fand in der parlamentarischen Gesellschaft Berlin ein Parlamentarischer Abend zum Thema: „Salafistische Radikalisierung und politische Gewalt: Handlungsoptionen im Umgang mit Salafismus in Deutschland“ statt.

Konferenz „Salafismus und politische Gewalt“

Am 14.04.2016 fand die abschließende Projektkonferenz „Salafismus und politische Gewalt: Ursachen, Dynamiken und Handlungskonzepte“ im Tagungswerk, Lindenstr. 85, 10969 Berlin statt. 

Podiumsdiskussion

Am Abend des 14.04.2016 fand eine Podiumsdiskussion in der Urania Berlin in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung und dem RBB statt. Dort diskutierten Prof. Dr. Christopher Daase, Dr. Behnam Said und Claudia Danschke über „Salafismus in Deutschland: Alte Mechanismen und neue Erkenntnisse“ in der Reihe „Frieden und Sicherheit in Zeiten globaler Umbrüche“.

Publikationen

  • Salafismus und Dschihadismus in Deutschland - Ursachen, Dynamiken, Handlungsempfehlungen
    | 2017
    Biene, Janusz; Daase, Christopher; Junk, Julian; Müller, Harald (2017): Salafismus und Dschihadismus in Deutschland - Ursachen, Dynamiken, Handlungsempfehlungen. Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung Band 10123, Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.
  • Salafismus und Dschihadismus: Konzepte, Erkenntnisse und Praxisrelevanz der Radikalisierungsforschung
    | 2017
    Biene, Janusz; Junk, Julian (2017): Salafismus und Dschihadismus: Konzepte, Erkenntnisse und Praxisrelevanz der Radikalisierungsforschung, in: Kärgel, Jana (eds), "Sie haben keinen Plan B": Radikalisierung, Ausreise, Rückkehr - zwischen Prävention und Intervention (Schriftenreihe Band 10151), Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung, 115–128.
  • Herausforderung Salafismus in Deutschland - was tun?
    | 2017
    Biene, Janusz; Daase, Christopher; Junk, Julian; Müller, Harald (2017): Herausforderung Salafismus in Deutschland - was tun?, in: Schoch, Bruno/Heinemann-Grüder, Andreas/Hauswedell, Corinna/Hippler, Jochen/Johannsen, Margret (eds), Friedensgutachten 2017, Münster: LIT Verlag, 249-261.
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  • Salafismus und Dschihadismus in Deutschland
    | 2016
    Biene, Janusz; Daase, Christopher; Junk, Julian; Müller, Harald (2016): Salafismus und Dschihadismus in Deutschland. Ursachen, Dynamiken, Handlungsempfehlungen, Frankfurt am Main: Campus.
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  • Herausforderungen des Wissenstransfers
    | 2016
    Daase, Christopher; Gertheiss, Svenja; Junk, Julian; Klassen, Johannes (2016): Herausforderungen des Wissenstransfers, in: Biene, Janusz/ Daase, Christopher/ Junk, Julian/ Müller, Harald (eds), Salafismus und Dschihadismus in Deutschland. Ursachen, Dynamiken, Handlungsempfehlungen, Frankfurt am Main: Campus, 271-295.
  • Einleitung: Salafismus in Deutschland
    | 2016
    Biene, Janusz; Daase, Christopher; Junk, Julian; Müller, Harald (2016): Einleitung: Salafismus in Deutschland, in: Biene, Janusz/Daase, Christopher/Junk, Julian/Müller, Harald (eds), Salafismus und Dschihadismus in Deutschland, Frankfurt am Main: Campus, 7-41.
  • Salafismus und Dschihadismus in Deutschland
    | 2016
    Biene, Janusz; Junk, Julian (2016): Salafismus und Dschihadismus in Deutschland. Herausforderungen für Politik und Gesellschaft, 3: 1, Berlin: Epubil.
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  • Herausforderungen der empirischen Forschung zu Salafismus
    | 2016
    Hummel, Klaus; Kamp, Melanie; Spielhaus, Riem (2016): Herausforderungen der empirischen Forschung zu Salafismus. Bestandsaufnahme und kritische Kommentierung der Datenlage, in: Janusz Biene, Christopher Daase, Svenja Gertheiss, Julian Junk, Harald Müller (eds), HSFK-Report, 1, Frankfurt/M.
    ISBN: 978-3-942532-97-6
  • Kontinuierlicher Wandel
    | 2016
    Abou Taam, Marwan; Dantschke, Claudia; Kreutz, Michael; Sarhan, Aladdin (2016): Kontinuierlicher Wandel. Organisation und Anwerbungspraxis der salafistischen Bewegung, in: Janusz Biene, Christopher Daase, Svenja Gertheiss, Julian Junk, Harald Müller (eds), HSFK-Report, 2, Frankfurt/M.
    ISBN: 978-3-942532-98-3
  • Wege in die Gewalt
    | 2016
    Frindte, Wolfgang; Ben Slama, Brahim; Dietrich, Nico; Pisoiu, Daniela; Uhlmann, Milena; Kausch, Melanie (2016): Wege in die Gewalt. Motivationen und Karrieren salafistischer Jihadisten, in: Biene, Janusz/Daase, Christopher/Gertheiss, Svenja/Junk, Julian/Müller, Harald (eds), HSFK-Report, 3, Frankfurt/M.
    ISBN: 978-3-942532-99-0
  • Dschihadistische Rechtfertigungsnarrative und mögliche Gegennarrative
    | 2016
    Günther, Christoph; Ourghi, Mariella; Schröter, Susanne; Wiedl, Nina (2016): Dschihadistische Rechtfertigungsnarrative und mögliche Gegennarrative, in: Janusz Biene, Christopher Daase, Svenja Gertheiss, Julian Junk, Harald Müller (eds), HSFK-Report, 4, Frankfurt/M.
    ISBN: 978-3-946459-00-2
  • Transnationale Aspekte von Salafismus und Dschihadismus
    | 2016
    Lohlker, Rüdiger; El Hadad, Amr; Holtmann, Philipp; Prucha, Nico (2016): Transnationale Aspekte von Salafismus und Dschihadismus, in: Biene, Janusz/Daase, Christopher/Gertheiss, Svenja/Junk, Julian/Müller, Harald (eds), HSFK-Report, 5, Frankfurt/M.
    ISBN: 978-3-946459-01-9
  • Ansätze und Erfahrungen der Präventions- und Deradikalisierungsarbeit
    | 2016
    El-Mafaalani, Aladin; Fathi, Alma; Mansour, Ahmad; Müller, Jochen; Nordbruch, Götz; Waleciak, Julian (2016): Ansätze und Erfahrungen der Präventions- und Deradikalisierungsarbeit, in: Janusz Biene, Christopher Daase, Svenja Gertheiss, Julian Junk, Harald Müller (eds), HSFK-Report, 6, Frankfurt/M.
    ISBN: 978-3-946459-02-6
  • Nicht nur eine Frage der Sicherheit
    | 2015
    Biene, Janusz; Daphi, Priska; Fielitz, Maik; Müller, Harald; Weipert-Fenner, Irene (2015): Nicht nur eine Frage der Sicherheit. Salafismus in Deutschland als gesamtgesellschaftliche Herausforderung, HSFK-Standpunkt, 1, Frankfurt/M.