Jahreskonferenz 2024 am 10. und 11. Oktober

Bild einer Wand mit Einschusslöchern

Weit weg und doch so nah: Bewaffnete Konflikte in der transnationalen Konstellation

Die PRIF-Jahres­konferenz 2024 wird der Frage nach­gehen, wie moderne bewaffnete Kon­flikte nicht nur innerhalb be­grenzter geografischer Gebiete ausge­tragen werden und in inter­nationale Politik und Diplo­matie eingebettet sind, sondern auch in kom­plexen trans­nationalen Konstellationen statt­finden. Der derzeitige Krieg im Gaza­streifen verdeutlicht das:  Der Kon­flikt zwischen Israel und der Hamas breitet sich über die ge­samte Region aus und entzündet kleinere bis größere bewaffnete Auseinander­setzungen in den Nachbar­staaten. Hybride Akteure wie die Hamas haben ihre Führung in verschie­denen Ländern, unterhalten enge Verbin­dungen zu anderen Rebellen- und Terror­gruppen und verfügen über welt­weite Propaganda­netzwerke. Unter­schiedliche Wahr­nehmungen und Erzäh­lungen von bewaffneten Kon­flikten wie dem Gaza-Krieg sorgen weltweit für Ausein­andersetzungen, selbst in Gesell­schaften, die schein­bar nicht direkt betroffen sind. In Deutsch­land und anderen euro­päischen Ländern haben sich nach den Massa­kern der Hamas am 7. Oktober 2023 und dem an­schließenden Gaza-Krieg sowohl Anti­semitismus aus unter­schiedlichen Milieus als auch anti­muslimische Stimmungen verstärkt. Diese Ent­wicklungen gehen mit einer zunehmenden Pola­risierung einher. Diese Poli­tisierung und die Heraus­bildung anta­gonistischer Lager sind auch in trans­nationalen Fach­kreisen wie etwa unter inter­nationalen Anwält*innen und Aka­demiker*innen zu beo­bachten. In den sozialen Medien wird der Kon­flikt sehr polemisch und feind­selig diskutiert, wobei verschiedene Platt­formen auch als Instru­mente für staatliche und nicht­staatliche Akteure dienen.

Die Kon­ferenz zielt darauf ab, ein um­fassendes und syste­matisches Verständnis dieses trans­nationalen Aspekts bewaffneter Kon­flikte zu entwickeln. Während Gaza ein aktu­elles und rele­vantes Bei­spiel ist, sind die beschrie­benen Phäno­mene allgemeine Merk­male zeit­genössischer bewaff­neter Konflikte. Daher wird die PRIF-Jahres­konferenz bewaff­nete Kon­flikte in einem trans­nationalen Kontext aus verglei­chender Perspek­tive analysieren. Die vier Panels drehen sich um vier Dimen­sionen der Transnatio­nalisierung:
Das erste Panel richtet den Fokus auf transnatio­nale Akteure wie bewaffnete nicht­staatliche Gruppen, Diasporas und multi­nationale Unter­nehmen. Die Refe­rent*innen werden die Eigen­schaften dieser Akteure, ihre Netz­werke und Partner­schaften in den Blick nehmen und ana­lysieren, wie sie bewaffnete Kon­flikte entweder an­heizen oder mildern oder von ihnen be­troffen sind.

Das zweite Panel untersucht die trans­nationalen Auswir­kungen bewaffneter Konflikte. Dazu zählen die Aus­breitung von Gewalt sowie die zivil­gesellschaftliche Mobili­sierung von Soli­darität und Protest, aber auch konflikt­induzierte Umwelt­schäden, die Staats­grenzen über­schreiten und negative Folgen für das globale Klima und die CO2-­Bilanzen haben.

In unserem dritten Panel werden ver­schiedene trans­nationale Prak­tiken von sowohl staat­lichen als auch nicht­staatlichen Akteuren analysiert, die an bewaff­neten Kon­flikten beteiligt sind. Dazu gehören die Re­pression von (ehemaligen) Bür­ger*innen im Aus­land, Trolling, Propa­ganda, Cyber-Be­drohungen, öffentliche Diplo­matie, Finan­zierung und die Bereit­stellung von Waffen zur För­derung der Interessen einer Konflikt­partei.

Das vierte Panel befasst sich mit trans­nationalen Diskursen über bewaff­nete Konflikte, mit beson­derem Fokus auf den Gaza-Kon­flikt und seine trans­nationalen Aus­wirkungen in aka­demischen und rechtlichen Kontro­versen sowie in Online- und Straßen­protesten.

Eine zusätzliche Diskussions­runde wird Prak­tiker*innen der politischen Bildung, der lokalen Verwal­tung und Ver­treter*innen religiöser und ethnischer Gemein­schaften zusammen­bringen, um die Aus­wirkungen des Gaza-Kriegs in Frank­furt und darüber hinaus zu erörtern.

Die Tagung findet in eng­lischer Sprache in den Räumen des PRIF in Frankfurt a. M. statt. Sie wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert. Bitte senden Sie Ihre An­meldung an annualconference(at)prif.org

Wann: 10.10., 13:30 Uhr–11.10., 15:00 Uhr

Wo: PRIF – Leibniz-Institut für Friedens- und Konflikt­forschung, Baseler Straße 27-31, 60329 Frankfurt­/M