Radikalisierung verstehen, vorbeugen, begegnen – unter diesem Motto steht die erste Transfertagung des bundesweiten RADIS-Forschungsnetzwerks, die am 19. Mai 2022 in Berlin stattfindet. Zwölf Forschungsprojekte geben dort Einblick in ihre laufende Arbeit zu gesellschaftlichen Ursachen und Wirkungen von Islamismus in Deutschland und Europa. Die abschließende Abendveranstaltung widmet sich Formen der Radikalisierung im Rahmen des Ukrainekriegs. Es diskutieren u. a. Yasemin El-Menouar von der Bertelsmann Stiftung und Peter Neumann vom King’s College London. Die Tagung wird per Livestream übertragen.
„Die jüngsten offiziellen Zahlen zum politischen und religiösen Extremismus in Deutschland weisen auf ein weiterhin hohes Maß an Gefahren und Herausforderungen für die Demokratie hin. Zwar nehmen Terroranschläge in Europa ab, aber islamistische Propaganda oder auch das Radikalisierungspotenzial steigen weiter an“, so die Forscher:innen des RADIS-Netzwerks im Entwurf des RADIS Policy Papers 2022, das ein zentraler Bestandteil der Tagung ist. Das Policy Paper, das Empfehlungen an die Politik aussprechen wird, wird im Nachgang zur Tagung veröffentlicht.
Die RADIS-Tagung versteht sich als Plattform für die Präsentation neuester Forschungsergebnisse:
Im Fachgespräch mit Susanne Pickel (Universität Duisburg-Essen) und dem weiteren RADIS-Forschungsnetzwerk eröffnen die MdB Petra Pau und Serap Güler Perspektiven aus dem parlamentarischen Raum. Über die Medienaufmerksamkeit für den Islam und Muslim*innen in Westeuropa berichtet Liriam Sponholz vom Projekt „Vom Raum in die Mitte“ (RaMi). Fatma Aydinli und Tarek Badawia (Projekt „Wechselwirkungen“) präsentieren eine bayerische Fallstudie zu den Wechselwirkungen zwischen Islamischem Religionsunterricht und islamistischer Radikalisierung im gesellschaftlichen und politischen Kontext. Forschungsergebnisse zur Krisenkommunikation muslimischer Organisationen stellt Gerrit Hirschfeld vom Projekt „Optimierte Krisenkommunikation nach Anschlägen mit islamistischem Hintergrund in Deutschland“ (OKAI) vor.
Die abschließende Abenddiskussion trägt den Titel „Europa nach dem Angriff auf die Ukraine – im Umgang mit Extremismus vereint oder gespalten?“. Als Gäste diskutieren Yasemin El-Menouar (Bertelsmann Stiftung), Naika Foroutan (Humboldt-Universität zu Berlin/Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM)/Deutsches Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM)), Judy Korn (Violence Prevention Network) und Peter Neumann (King’s College, London). Andreas Zick (Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG), Universität Bielefeld) übernimmt die Moderation.
Das RADIS-Forschungsnetzwerk, das von 2020 bis 2025 besteht, vereint über einhundert Forschende aus insgesamt zwölf Forschungsprojekten der Förderlinie „Gesellschaftliche Ursachen und Wirkungen des radikalen Islam in Deutschland und Europa“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Ziel des Verbundes ist es, die Forschungsprojekte zu begleiten, zu vernetzen und den Wissenstransfer der Förderlinie in Politik, Verwaltung und Fachpraxis zu bündeln. Getragen wird das Netzwerk von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), dem Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) an der Universität Bielefeld sowie dem bundesweiten Violence Prevention Network (VPN).
Die Transfertagung, die von 14:30 bs 21:00 Uhr stattfindet, wird auch über einen Livestream zu verfolgen sein, der auf der RADIS-Website zur Verfügung gestellt wird. Das RADIS Policy Paper 2022, das auf der Tagung verabschiedet wird, wird auf Anfrage zur Verfügung gestellt. Das vollständige Programm sowie weitere Informationen zum Forschungsnetzwerk sind unter https://www.radis-forschung.de/ zu finden.