FRANKFURT, 8. Juli 2022. Das Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) verleiht heute erstmals seinen Schulpreis an Schülerinnen und Schüler in Hessen, die sich in innovativer Weise mit dem Thema Demokratie und Konflikt auseinandergesetzt haben. Die siebenköpfige Jury, darunter die Präsidentin der Stiftung Museum Angewandte Kunst in Frankfurt und der Bundeskoordinator der deutschen UNESCO-Projektschulen, vergab insgesamt 5 Preise. So wurden u. a. ein Podcast des Max-Planck-Gymnasium Groß-Umstadt und ein Projekt zu Erinnerungskultur des Gymnasiums Philippinum Weilburg ausgezeichnet.
In unterschiedlichen Beiträgen befassten sich Schülerinnen und Schüler der Klassen 9 bis 13 in Hessen mit dem Thema „Demokratie und Konflikt“ im Rahmen des #PRIF@Schule_Preises, den die HSFK (engl. Peace Research Institute Frankfurt – PRIF) im Schuljahr 2021/22 erstmalig ausgeschrieben hatte. Die Preisverleihung fand am 8. Juli 2022 auf dem Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt statt.
Aufgrund der Vielseitigkeit der Einreichungen hatte sich die siebenköpfige Jury bestehend aus Vertreter*innen aus Wissenschaft, Bildung, Kultur, Medien und Schulen unter Vorsitz von Prof. Dr. Nicole Deitelhoff, Direktorin des Leibniz-Instituts HSFK/PRIF, entschieden insgesamt fünf Preise zu vergeben: so wurden zwei Gruppenprojekte und drei Hausarbeiten mit einem Preisgeld ausgezeichnet.
Ein Podcast, der Brücken baut
„Mit dem Podcast „Eine Welt“ ist es gelungen, Brücken zu bauen. Es ist ein nachhaltiges Beispiel dafür, was der Austausch zweier Schulen in unterschiedlichen Kulturen an kreativem Potential entfachen kann“, sagte Katharina Iskandar, verantwortliche Redakteurin des Rhein-Main-Ressorts der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ und Jury-Mitglied, in ihrer Laudatio für das Projekt des Max-Planck-Gymnasiums Groß-Umstadt.
Im Rahmen der jahrgangsübergreifenden AG „Eine Welt” des Max-Planck-Gymnasium Groß-Umstadt entwickelten Schüler*innen mit ihren betreuenden Lehrerinnen gemeinsam die Idee einer Podcast-Serie, die die Partnerschaft zwischen dem Gymnasium und der Mekelle Adventist School in Nord-Äthiopien begleiten soll. In der ersten Episode ihres Podcasts berichten die Schüler*innen über eine Spendenaktion und den Ankauf von Solarradios, die für den Fernunterricht an der Schule in der äthiopischen Krisenregion genutzt werden sollen. Insgesamt drei Folgen des Podcast „Eine Welt“ hat die AG inzwischen online veröffentlicht.
Erinnerungskultur wider das Vergessen
Die Schüler*innen der Klasse 11c des Gymnasiums Philippinum Weilburg besuchten für ihr Projekt „Regionale jüdische Geschichte erleben - Zivilgesellschaftliches Engagement zur Förderung gesellschaftlichen Friedens und interkultureller Verständigung“ gemeinsam mit ihren Lehrkräften den naheliegenden jüdischen Friedhof und reinigten dort tatkräftig Grabsteine. Im Anschluss kontaktierten die Schüler*innen auch Nachfahren der dort beigesetzten jüdischen Familien, die heute in Deutschland, Israel und den USA leben, mit einem Brief und Fotos des Friedhofs, und verknüpften soziales Engagement und lokale Geschichte.
„Erinnerungskultur und kollektives Gedächtnis sind von grundlegender Bedeutung für das Verständnis des sozialen Zusammenhalts, für den Aufbau einer individuellen und kollektiven Identität und für die Gestaltung einer gerechten und gleichberechtigten Gesellschaft. Und das ist es, was Demokratie voraussetzt,“ unterstrich Paula Macedo Weiß, Präsidentin der Stiftung Museum Angewandte Kunst in Frankfurt und Autorin, aus Sicht der Jury die Bedeutung des Projekts der Weilburger Schüler*innen.
Internationale Konflikte aus dem Klassenzimmer im Blick
Die drei ausgezeichneten Hausarbeiten beschäftigen sich mit aktuellen, hochpolitischen und umstrittenen Konflikten und Themen der internationalen Beziehungen und analysierten diese auf Grundlage unterschiedlicher Quellen. Jury-Mitglied Klaus Schillig, Bundeskoordinator der deutschen UNESCO-Projektschulen, betonte: „[Mit ihren Arbeiten] machen die Autoren globale Zusammenhänge in Politik und Wirtschaft sichtbar und sie diskutieren die konkreten Möglichkeiten des Einsatzes für Frieden, Menschenrechte und eine nachhaltige Entwicklung. Damit wird unmittelbar sichtbar, wie wichtig Politische Bildung und Globales Lernen für eine zukunftsfähige Schule sind.“
Mit dem ersten Preis in der Kategorie Hausarbeiten wurde die Arbeit von Leon Gutknecht (Hohe Landesschule Hanau) mit dem Titel „Wie nimmt die Weltöffentlichkeit Chinas Umgang mit den Uiguren wahr und was unternimmt sie dagegen?“ prämiert. Die Arbeit überzeugte die Jury durch ihre Darstellung des Umgangs Chinas mit der uigurischen Minderheit im eigenen Land und Reaktionen westlicher Akteure darauf. Leon Gutknecht problematisierte die Rolle der Weltöffentlichkeit und stellte den Konflikt zwischen wirtschaftlichen Interessen und Menschenrechten ins Zentrum seiner Untersuchung.
Mit zweiten Preisen wurden Yunus Emre Cakmak und Nico Dieter (beide Hohe Landesschule Hanau) ausgezeichnet. Yunus Emre Cakmak ging in seiner Arbeit „Jemen. Warum ist der Konflikt so unbekannt?“ der Frage nach, warum der andauernde Gewaltkonflikt im Jemen in der deutschen Öffentlichkeit so wenig Beachtung findet. Neben einer ausführlichen Aufarbeitung des Konflikts selbst problematisierte Yunus Emre Cakmak die Rolle der Medien und führte dazu eine eigene Umfrage durch.
Nico Dieter untersuchte in seiner Arbeit „Der Fall Venezuela - Wie können Öleinnahmen nachhaltig genutzt werden?“ die ambivalente Rolle von Rohstoffreichtum in Venezuela. Er analysierte die Rolle von Öleinnahmen für wirtschaftliche und politische Prozesse und
arbeitete heraus, welche problematischen Folgen sich aus der Abhängigkeit des venzuelanischen Staates von Öleinnahmen ergeben.
#PRIF@Schule_Preis – Die ausgezeichneten Beiträge 2022
Projektpreise
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Podcast „Eine Welt“ – AG „Eine Welt“ des Max-Planck-Gymnasiums Groß-Umstadt
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„Regionale jüdische Geschichte erleben - Zivilgesellschaftliches Engagement zur Förderung gesellschaftlichen Friedens und interkultureller Verständigung“ – Klasse 11c des Gymnasiums Philippinum Weilburg
Hausarbeiten
- „Wie nimmt die Weltöffentlichkeit Chinas Umgang mit den Uiguren wahr und was unternimmt sie dagegen?“ – Leon Gutknecht, Hohe Landesschule Hanau
- „Jemen. Warum ist der Konflikt so unbekannt?“ – Yunus Emre Camak, Hohe Landesschule Hanau
- „Der Fall Venezuela – Wie können Öleinnahmen nachhaltig genutzt werden?“ – Nico Dieter, Hohe Landesschule Hanau
Das Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung gratuliert allen Preisträgerinnen und Preisträgern und dankt allen Teilnehmenden für die spannenden Einreichungen.
Mit dem Wettbewerb, der künftig alle zwei Jahre vergeben werden soll, möchte das Frankfurter Friedensforschungsinstitut die politische Bildung an hessischen Schulen stärken, indem sie die Auseinandersetzung mit Themen der Friedens- und Konfliktforschung fördert. Die Ausschreibung des Schulpreises ist eine Initiative von „PRIF@Schule – Netzwerk Friedensforschung und Bildungspraxis“, einem Netzwerk von Wissenschaftler:innen der Friedens- und Konfliktforschung und der Bildungsforschung, Lehrer:innen verschiedener Schularten und Akteuren der Wissenschaftskommunikation.
Weitere Informationen zum Wettbewerb sowie Fotos der Preisverleihung: www.hsfk.de/schulpreis