Produktion von Grünem Wasserstoff in Tunesien

Ausschnitt des Covers des PRIF Report 2/2025: Ansicht einer Solarfarm in der Wüste, verfremdet durch einen roten Farbverlauf.

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Neuer PRIF Report beleuchtet Konfliktlinien und Präventionsmöglichkeiten

Mit dem Green Deal und der durch Russ­lands Krieg in der Ukraine verursachten Energie­krise hat die EU den Über­gang zum Import erneuer­barer Energien, einschließ­lich grünem Wasser­stoff, aus Nord­afrika beschleunigt. EU-Entscheidungs­träger*innen stellen die Energie­wende als eine Win-Win-Situation dar, während zivil­gesellschaft­liche Akteure und Wissenschaft­ler*innen diese Entwicklungen als „grünen Extrakti­vismus“ und „grünen Kolonialis­mus“ kritisieren. Wenig Aufmerk­samkeit wird in diesen Debatten hingegen dem Aktivis­mus auf nationaler Ebene und den (potenziell) betroffenen Gemein­schaften geschenkt – dabei kann das Verständnis für sie dabei helfen, eine umfassendere Einschätzung des Konflikt­potenzials der export­orientierten Produktion erneuerbarer Energien zu entwickeln. 

In ihrem PRIF Report zeigt Irene Weipert-Fenner am Beispiel Tunesiens, dass die Exporte von grünem Wasser­stoff eng mit anhaltenden innen­politischen Kämpfen um die politische Ökonomie verbunden sind und im Kontext einer post­kolonialen Energie­geschichte gesehen werden müssen. Sie identifiziert drei Haupt­konflikt­linien und erörtert Möglich­keiten und Grenzen der Konflikt­prävention, die europäische Länder und die EU in ihrer Energie­politik berück­sichtigen sollten. Deutschland, das aufgrund seiner energieintensiven Industrie ein wesentlicher Treiber der grünen Wasserstoff­wirtschaft ist, trägt hier eine besondere Verantwortung und sollte seine (entwicklungs-)politische und wirtschaftliche Kooperationen mit GH2-Exportländern entsprechend überdenken und anpassen.

Irene Weipert-Fenner ist Projekt­leiterin im Programm­bereich Inner­staatliche Konflikte, Koordina­torin der Forschungs­gruppe Regime­wettbewerb und Senior Researcher am PRIF. Sie forscht zu autori­tären Regimen, Demo­kratisierung und politischer Trans­formation, Protest und sozialen Bewegungen.

Der Report steht als Download (PDF, barrierefrei) zur Verfügung.