Mehr als 2000 Konsultationsverfahren und umfangreiche Hilfspakete zur Konfliktminderung begleiteten in den letzten Jahren den Bau von Windparks in La Guajira, einem der wichtigsten Schauplätze der Energiewende in Kolumbien. Trotzdem kam es zu sozialen Protesten, humanitären Krisen und zahlreichen Konflikten zwischen staatlichen Behörden, privaten Unternehmen und indigenen Wayuu-Gemeinden.
Martin Gubsch zeigt in seinem Report das komplexe Geflecht unterschiedlicher Vorstellungen von Fortschritt, Gerechtigkeit und Werten, das diesen Konflikten zugrunde liegt. Partizipationsprozesse, so argumentiert er, die eigentlich zwischen der lokalen Bevölkerung, Unternehmen und dem Staat vermitteln sollen, versagen, wenn sie die alltägliche Konfliktrealitäten außer Acht lassen. Statt sich auf vereinfachende Dichotomien zwischen „lokal“ und Privatunternehmen oder gar Indigen und dem „Rest“ zu berufen, müssten die verschiedenen lokalen Akteure ernsthaft einbezogen werden.
Die Fallstudie verdeutlicht die Notwendigkeit einer eingehenden Auseinandersetzung mit betroffenen Gesellschaften und den Auswirkungen der sozio-ökologischen Transformation, um auf die unvermeidlichen Interessenkonflikte zu reagieren, die Großprojekte im Kontext der Energiewende hervorrufen.
Martin Gubsch ist assoziierter Forscher im Programmbereich Glokale Verflechtungen. Seine Forschungsschwerpunkte sind Klimawandel, Umweltbewegungen und Transformationen des ländlichen Raums in Kolumbien.
Der Report steht als Download (PDF) zur Verfügung.