Die politische Bedeutung von Archiven im Sudan

Gruppe von Personen in dunklem Raum vor blau beleuchteten Leinwänden mit Fotos

Foto: © Kurzfilm Festival Hamburg, Claudia Höhne

Larissa-Diana Fuhrmann kuratierte eine Ausstellung im Rahmen des Hamburger Kurzfilmfestivals

Ins­besondere Künstler*innen, Architekt*innen und Filme­macher*innen im Sudan ver­suchen die demo­kra­tische Aufbruch­stimmung, die sich nach dem Sturz des suda­nesischen Dik­tators Omar al-Baschir 2019 ein­stellte, zu bewah­ren. Eine wich­tige Rolle spielen dabei digitale und ana­loge private Archive, die die viel­fältigen poli­tischen und kul­turellen Ereig­nisse im Land in diesen Jahren doku­mentieren. Im Gegen­satz zu staat­lichen Archiven bewah­ren sie auch Zeug­nisse von Menschen­rechts­ver­letzungen, Kon­flikten und Wider­stands­hand­lungen.

Im April 2023 fand die demo­kratische Bewe­gung ein jähes Ende, die Hoff­nung auf eine Trans­for­mation wurde erstickt. Der Kampf der suda­nesischen Armee (SAF) mit der para­mili­tärischen Rapid Support Forces (RSF) zwingt seitdem viele Millionen Men­schen in die Flucht.

Im Rahmen des Hamburger Kurzfilmfestivals kura­tierte Larissa-Diana Fuhrmann die Ausstellung „Fragile traces: Archives in times of conflict“ und moderierte eine Podiums­diskussion zum Thema. Die Architektin und Designerin Zainab Gaafar, Mohammed Munaf, Manager des vom Goethe-Institut Sudan initiierten Archivierungs­projekts „Sikka“, und die Fotografin und Filme­macherin Eythar Gubara disku­tierten über die Heraus­forderungen, die mit dem Schutz und der Nutzung der Archive verbunden sind, sowie über ihre Rolle bei der Bewahrung des kultur­ellen Erbes und der Förderung einer von Viel­falt geprägten Zukunft.

„Angesichts der aktuellen Situa­tion haben Künstler*innen ihre kreative Tätig­keit intensiv­iert, um ihre Sicht­weisen und Erleb­nisse während des Krieges zu dokumen­tieren, zu bewahren und mit der Welt zu teilen. Dabei trans­formieren sie ihre Erfahrungen mit direkter und indirekter Gewalt und bringen sie einer breiten Öffent­lichkeit näher. Durch Fotografie, Film, Malerei und andere Medien schaffen sie zerbrech­liche, aber tiefgründige Zeug­nisse, die Erzählungen, Emotionen und Wahr­heiten festhalten, welche für die Bewahrung der Identi­tät ihrer Nation von entscheid­ender Bedeutung sind. Die Abwesenheit unab­hängiger Journalist*innen wird durch das Schaffen der Künstler*innen ausgeglichen.“ (Larissa-Diana Fuhrmann)

Larissa-Diana Fuhrmann hat eine Reihe von Aus­stellungen kuratiert, mehrere Bücher und Artikel in Fachzeit­schriften veröffentlicht, Institu­tionen beraten und Work­shops zu kritischen kura­torischen Praktiken und politisch motivierter Kunst geleitet.