Am 23. Mai fand die Konferenz „Negotiating the New Frontier: Technology and Conflict in a Changing Geopolitical Order“ der Arms Control Negotiation Academy (ACONA) in Reykjavík, Island statt. Die Konferenz brachte hochrangige Expert*innen und aufstrebende Führungskräfte aus den Bereichen Rüstungskontrolle und Diplomatie zusammen und bildete den Abschluss des einjährigen ACONA-Weiterbildungsprogramms für aufstrebende internationale Sicherheitsexpert*innen und Praktiker*innen aus aller Welt. Die Teilnehmer*innen diskutierten die Schnittellen von Technologie, Sicherheit und Diplomatie, die Rolle technologischer Innovationen im Krieg und in der Friedenssicherung und reflektierten, wie diese Fortschritte für Konflikte oder in Verhandlungen einbezogen werden können, um damit verbundende Sicherheitsbedrohungen anzugehen.
In ihrer Keynote unterstrich Þorgerður Katrín Gunnarsdóttir, die Außenministerin Islands, die Notwendigkeit, sich mit Gegnern auseinanderzusetzen, um Frieden zu erreichen und betonte die Relevanz und Dringlichkeit von Rüstungskontrolle im heutigen geopolitischen Klima: „Rüstungskontrolle ist nicht obsolet. Im Gegenteil – sie ist vielleicht heute relevanter und dringender als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt in der jüngeren Geschichte.“ In einer Spotlight Session beleuchtete Christine Keung von J2 Ventures außerdem den bedeutenden und oft unterschätzten Einfluss des privaten Sektors auf die Rüstungskontrolle und betonte die Rolle nichtstaatlicher Akteure bei der Gestaltung von Sicherheitspolitik.
Christopher Daase, Mitglied im ACONA Vorstand, und Nicole Deitelhoff moderierten jeweils ein Panel. Ersteres befasste sich mit der Bedeutung von Wissenschaft, Innovation und aufstrebenden Technologien vor dem Hintergrund einer sich grundlegend verändernden geopolitischen Landschaft. Das zweite Panel betonte die unverzichtbare Rolle von Vertrauen bei Verhandlungen in Krisenzeiten und dass, wenn der politischen Führung die Glaubwürdigkeit fehlt, die Führungsqualitäten der darunterliegenden Ebenen umso wichtiger werden.
Die Konferenz bot auch Einblicke in die Arbeit und Ergebnisse der ACONA Fellows der diesjährigen Kohorte. Die Fellows erörterten ihre politischen Strategien zur Wiederbelebung des P5-Dialogs zur Reduzierung der nuklearen Bedrohung und Förderung von Abrüstung sowie zum Themenkomplex Konfliktmanagement und Proliferationsabwehr im Mittleren Osten. Darius Rahimi, Referatsleiter für Rüstungskontrolle, Nichtverbreitung und Abrüstung im Auswärtigen Amt, unterzog die Vorschläge einem Praxistest und kam zu dem Schluss, dass viele der Ideen konstruktiv und hilfreich sind, um aktuelle sicherheitspolitische Herausforderungen zu bewältigen. Beim Innovation Roundtable stellten Marian Budjeryn und Sascha Hach außerdem die Ergebnisse aus den Design Thinking Workshops vor. Dazu gehörten Vorschläge, wie sich die Nuklearwaffenstaaten auf eine verantwortungsvolle Nutzung von künstlicher Intelligenz verständigen und sicherstellen können, dass Entscheidungen im Bereich der nuklearen Kommando- und Kontrollsysteme weiterhin beim Menschen bleiben. Darüber hinaus skizzierten sie Lösungen, wie in einer Übergangsphase nach einem Waffenstillstand in der Ukraine die Verantwortung für die europäische Sicherheit schrittweise von den USA nach Europa übertragen werden kann. Dies umfasst nicht nur Verteidigungsfähigkeiten, sondern auch die Bereiche Informationsgewinnung, Eskalationsmanagement und Rüstungskontrolle.
Die Konferenz endete mit einem Empfang, der den Teilnehmer*innen die Gelegenheit bot, über die Rolle Islands in der internationalen Diplomatie und sein Engagement für den globalen Frieden zu diskutieren.