Living to Fight Each Other Another Day: Die Beziehungen zwischen bewaffneten Gruppen in Mehrparteien-Bürgerkriegen

Ein weißer Pritschenwagen einer Rebellengruppe, behängt mit einem Transparent, fährt durch Aleppo

Mehrparteien-Bürger­kriege werden oft als Zonen der Anar­chie darge­stellt, in denen zahl­reiche Akteure mit unter­schiedlichen Loyali­täten und Zielen in einem Hobbes'schen Krieg aller gegen alle kämpfen. In vielen Bürger­kriegen kommt es jedoch auch zu weit­reichenden Ko­operationen zwischen bewaff­neten Gruppen. So schlossen sich 1999 fünf verschiedene Gruppen zu Liberians United for Reconci­liation and Demo­cracy zusammen, die Charles Taylor 2003 ins Exil zwangen. Ab 2004 schlossen sich die zwölf Subclan-Gerichte Moga­dischus zu einer einzigen Organi­sation, der Islamic Courts Union, zusammen, die 2006 zur De-facto-Regier­ung in Süd- und Zentral­somalia aufstieg. Wie konnten also stabile Bezieh­ungen zwischen bewaff­neten Akteuren entstehen?

Living to Fight Each Other Day hinter­fragt herkömm­liche Analysen über Allianzen und Kon­flikte bewaff­neter Gruppen in Mehr­parteien-Bürger­kriegen. Das Buch führt ein allge­meineres Ver­ständnis von Bezieh­ungen zwischen bewaff­neten Gruppen mit unter­schied­lichen Organisations­formen und -strukturen, Ideo­logien und Konflikt­zielen ein, die in einer Reihe von Bürger­kriegen auftreten können. Das Buch erklärt, unter welchen Bedingungen die verschiedenen an diesen Kriegen beteilig­ten Gruppen ko­operieren können, warum und wie verschiedene Arten von Kooperations­beziehungen zwischen bewaff­neten Akteuren entstehen und welche Auswirk­ungen Kooperation und ihr Scheitern auf den Kriegs­verlauf haben. Zur Unter­mauerung des Argu­ments wird eine detaillierte empirische Analyse des syrischen Bürger­kriegs durch­geführt. Darüber hinaus wird das Argument anhand von strukturierten Fall­studien zu Kooperation und Kon­flikten zwischen bewaffneten Gruppen weltweit und über verschiedene Zeit­räume hinweg über­prüft.

Das Buch stützt sich auf eine Reihe von Belegen, die tiefe Ein­blicke in einen Einzel­fall mit der Analyse breiterer Muster verbinden: fast 90 Interviews in arabischer Sprache mit Mit­gliedern syrischer Rebellen­gruppen; Daten zu Waffen­stillstands- und Friedens­abkommen zwischen Rebellen; eine Daten­bank zu Militär­operationen im syrischen Bürger­krieg seit 2011; und ein von der Autorin zusammen­gestellter Daten­satz aller Mehr­parteien-Bürger­kriege seit 1945.

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Projektleitung

Regine Schwab

Regine Schwab

Publikationen

  • Competitive Rebel Governance in Syria
    | 2023
    Schwab, Regine (2023): Competitive Rebel Governance in Syria, in: Fraihat, Ibrahim; Alijla, Abdalhadi (eds), Rebel Governance in the Middle East, Singapore: Palgrave Macmillan, 117-150. DOI: 10.1007/978-981-99-1335-0_5
    ISBN: 978-981-99-1334-3
  • Same same but different? Ideological differentiation and intra-jihadist competition in the Syrian civil war
    | 2023
    Schwab, Regine (2023): Same same but different? Ideological differentiation and intra-jihadist competition in the Syrian civil war, Journal of Global Security Studies: 1, 1-20. DOI: 10.1093/jogss/ogac045
  • Who owns the law?: Logics of Insurgent Courts in the Syrian War (2012-2017)
    | 2022
    Schwab, Regine; Massoud, Samer (2022): Who owns the law?: Logics of Insurgent Courts in the Syrian War (2012-2017), in: Gani, Jasmine K./Hinnebusch, Raymond (eds), Actors and Dynamics in the Syrian Conflict's Middle Phase: Between Contentious Politics, Militarization and Regime Resilience, London: Routledge, 164–181.
    Zur Publikation
  • Escalate or Negotiate? Constraint and Rebel Strategic Choices Towards Rivals in the Syrian Civil War
    | 2021
    Schwab, Regine (2021): Escalate or Negotiate? Constraint and Rebel Strategic Choices Towards Rivals in the Syrian Civil War, Terrorism and Political Violence, 1–20. DOI: 10.1080/09546553.2021.1998007
  • Insurgent courts in civil wars: the three pathways of (trans)formation in today’s Syria (2012–2017)
    | 2018
    Schwab, Regine (2018): Insurgent courts in civil wars: the three pathways of (trans)formation in today’s Syria (2012–2017), Small Wars & Insurgencies, 29: 4, 801–826. DOI: 10.1080/09592318.2018.1497290