Das internationale Friedens- und Sicherheitsrecht zwischen Krise und Stabilität
Dieses interdisziplinäre Gemeinschaftsprojekt untersucht den Wandel von Normen und Praktiken im internationalen Friedens- und Sicherheitsrecht aus der Perspektive des Völkerrechts und der Internationalen Beziehungen (IB). Die „Krise“ der internationalen (liberalen) Ordnung dominiert wissenschaftliche und politische Debatten. Dazu gehört der Eckpfeiler des Friedens- und Sicherheitsrechts, das Gewaltverbot in Artikel 2(4) der UN-Charta. Obwohl diese Norm bereits mehrfach für tot erklärt wurde, prägt sie weiterhin die internationale Politik. Das vorliegende Projekt trägt in zweierlei Hinsicht zu dieser Debatte bei: Zum einen verbindet ein gemeinsames Publikationsprojekt mit Christian Marxsen (Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht) theoretische Ansätze des Völkerrechts und der IB in einer Heuristik zur Untersuchung der umstrittenen Normen des Friedens- und Sicherheitsrechts. Dieses Publikationsprojekt bringt eine interdisziplinäre Gruppe von Wissenschaftler*innen zusammen, die die Kontestation, den Wandel und die potenzielle Erosion verschiedener Normen im Friedens- und Sicherheitsrecht beleuchten. Zum anderen untersucht das Projekt zwei zentrale internationale Praktiken im Friedens- und Sicherheitsrecht: Kriegserklärungen und das Schreiben von Briefen an den UN-Sicherheitsrat, um ihn über die Anwendung von Gewalt zur Selbstverteidigung gemäß Artikel 51 der UN-Charta zu informieren. Basierend auf internationalen Praxistheorien sowie der Rechts- und Devianzsoziologie analysiert dieses Projekt, wie die Artikel 51-Briefe Kriegserklärungen ersetzt haben; welche Rolle sie in der Diplomatie und der Organisationskultur der Vereinten Nationen spielen; und wie sie die Entwicklung des Gewaltverbots und des Rechts auf Selbstverteidigung beeinflussen.
Publikationen
- Norm Contestation in the Law Against War: Towards an Interdisciplinary Analytical Framework
| 2023
Lesch, Max; Marxsen, Christian (2023): Norm Contestation in the Law Against War: Towards an Interdisciplinary Analytical Framework, Heidelberg Journal of International Law, 83: 1: Nomos, 11–38. DOI: 10.17104/0044-2348-2023-1-11