Teilprojekt InRa-Studie
Gemeinschaften unter Verdacht - Haben proaktive Sicherheitspolitik und Extremismusprävention nicht-intendierte rassistische Nebeneffekte?
Die repressive Bekämpfung, aber auch gerade die Prävention von Radikalisierung und Extremismus können zu nicht-intendierten rassistischen Effekten führen und dazu beitragen, dass sich in der Gesellschaft Stereotype bilden oder verfestigen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn sie sich auf Minderheiten fokussieren oder wenn generalisierende Charakteristika wie Ethnizität, Sprache, Erscheinungsbild, Religion usw. als ‚Marker‘ für die Identifikation extremistischer Personen bzw. für die Zielgruppenbeschreibung der Präventionsarbeit genutzt und medial verstärkt werden.
Das Teilprojekt untersucht daher, ob es in Deutschland im Zuge der sogenannten Islamismusprävention zur Konstruktion von „Verdachtsgemeinschaften“ kommt. Wenn ja, ist die Frage, wie genau die Mechanismen verlaufen und sich der Prozess verhindern lässt. Wenn nein, ist die Frage, wie in Deutschland die Bildung von Verdachtsgemeinschaften verhindert werden konnte und welche Lehren daraus für die Vermeidung rassistischer Effekte auch in anderen Institutionen gezogen werden können. Untersucht werden staatliche und nicht-staatliche Institutionen der Extremismusprävention und die Wirkung ihrer Arbeit auf muslimische bzw. als muslimisch gelesene Personen. Dabei sollen auf der einen Seite die Präventionsmaßnahmen und -praktiken anhand von Strategiepapieren sowie von Interviews mit (staatlichen und zivilgesellschaftlichen) Akteuren der Präventionsarbeit analysiert werden. Auf der anderen Seite sollen die Erfahrungen und Wahrnehmungen der betroffenen Gruppen selbst anhand von Fokusgruppengesprächen untersucht und sichtbar gemacht werden.
Das Projekt ist Teil der InRa-Studie „Institutionen & Rassismus“ am Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt, die durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert wird. Aufgrund personeller Überschneidungen und inhaltlicher Kooperationen besteht eine enge Zusammenarbeit mit der PRIF-Forschungsgruppe Radikalisierung.