Rüstungskontrolle und neue Technologien: Wissen und Expertise in und über Rüstungskontrolle von autonomen Waffensystemen
Aktuelle technologische Entwicklungen im Bereich Künstlicher Intelligenz, Automatisierung und Autonomie spielen besonders im zivilen Bereich eine immer wichtigere Rolle, seien es autonomes Fahren oder die Gesichtserkennung des neuesten Smartphones. Gleichzeitig werden diese technologischen Innovationen auch für militärische Anwendungen immer bedeutsamer und diffundieren aus dem zivilen in den militärischen Bereich. Eine der am intensivsten diskutierten Entwicklungen findet derzeit im Bereich autonomer Waffensysteme statt. Dass diese – in ihrer Konzeption noch nicht existierenden Waffensysteme – so stark auf der internationalen Agenda vertreten sind und, im Gegensatz zu vielen anderen Waffentechnologien, bereits internationale Rüstungskontrollgespräche stattfinden, ist nicht selbstverständlich. Dennoch kommen die Gespräche über eine Regulierung autonomer Waffensysteme nur stockend voran und ein, wie von NGOs geforderter, Verbotsvertrag liegt in weiter Ferne.
Dieses Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit der Frage, wie Wissen über technologische Entwicklungen überhaupt generiert wird und welche Rolle dieses Wissen und Expertise in Rüstungskontrollprozessen von autonomen Waffensystemen spielt. Das Projekt setzt dabei an der essentiellen Überlegung an, wie Prozesse von Rüstungskontrolle eigentlich im Inneren funktionieren. Auf der einen Seite wird Rüstungskontrolle nicht mehr nur von Staaten gelenkt – Expert*innen, NGOs und zivilgesellschaftliche Akteure, die Privatwirtschaft und viele diverse andere mehr haben Einfluss auf diese Prozesse. Auf der anderen Seite ist die Generierung von Wissen über Technologien, aber auch über potentielle Auswirkungen und die Möglichkeiten der Regulierung nicht mehr nur explizit einer Gruppe von Expert*innen vorenthalten. Viele Bedeutungszuschreibungen, Interpretationen und Wissensstände konkurrieren miteinander. Diese lassen sich in ‚socio-technical imaginaries‘ wiederfinden. Dabei ist es wichtig, herauszufinden, wie die Praktiken von Wissensherstellung und –autorisierung funktionieren und wie diese Rüstungskontrolle ‚machen‘/gestalten. Das Dissertationsprojekt zielt darauf ab, diese Prozesse im Rahmen der Debatte um autonome Waffensysteme zu analysieren und zum Verständnis von Rüstungskontrolle beizutragen.