Die eigene Kolonialgeschichte wurde in europäischen Ländern sehr lange verdrängt oder gar legitimiert, anstatt ihre Folgen öffentlich zu bearbeiten. Inzwischen aber sind Raubkunst, Denkmäler und Straßennamen ebenso Gegenstand öffentlicher Debatten wie beschönigende Erzählungen der kolonialen Vergangenheit. Als Folge davon wurden Wahrheitskommissionen zur Aufarbeitung kolonialer Gewalt eingerichtet. Deutschland entschuldigte sich 2021 offiziell für seine Rolle bei der Ermordung von tausenden Herero und Nama, Belgien bat um Entschuldigung für seine Rolle bei der Ermordung von Patrice Lumumba, Italien für die kolonialen Übergriffe auf Libyen – um einige Beispiele zu nennen. Möglichkeiten der Rehabilitierung, Kompensierung und Restitution werden politisch diskutiert. Bislang finden jedoch Auseinandersetzungen darüber, wer wie lange und für welchen Anteil an der Geschichte haften sollte, überwiegend im Rahmen nationaler Politik statt. Ein europäischer Austausch soll dazu dienen, Europas historische Verantwortung für Kolonialgewalt und deren anhaltende Folgen auf EU-Ebene zu diskutieren.
Crisis Talks des Leibniz-Forschungsverbund „Krisen einer globalisierten Welt“
Krisen sind in der EU historisch ein wichtiger Motor der Veränderung und des Fortschritts. In Krisensituationen ist die von großer Heterogenität geprägte und auf konsensuale Meinungsbildung ausgerichtete EU bisher meist in der Lage gewesen, gemeinsame Wahrnehmungen herzustellen, Blockaden zu überwinden und Integration zu gestalten. Der Leibniz-Forschungsverbund „Krisen einer globalisierten Welt“ geht in der Reihe Crisis Talks der Frage nach, wie Europa mit seinen aktuellen und vergangenen Krisen umgehen sollte.
Wann: 14. November 2023, Light lunch ab 12:30h, Veranstaltung von 13:00 Uhr – 14:00h
Wo: Vertretung des Landes Hessen, Bei der Europäischen Union 21, Rue Montoyer, 1000 Brüssel
Die Veranstaltung findet sowohl analog als auch digital statt, der Livestream wird simultan verdolmetscht (Englisch/Deutsch/Französisch)
Sie können die Veranstaltung über den YouTube-Kanal Hessen in Berlin und Europa verfolgen.
Über streamline@lv-bruessel.hessen.de können Sie Ihre Fragen stellen. Bitte melden Sie sich auf der Seite der Vertretung des Landes Hessen bei der Europäischen Union zur Veranstaltung an.
Programm
Begrüßung
- Lucia Puttrich, Hessische Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten
- Stefan Kroll, PRIF – Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung
Impuls
- Sabine Mannitz, PRIF – Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung / Forschungszentrum „Transformations of Political Violence“ (TraCe)
Podiumsdiskussion
- Dr. Sabine Mannitz, PRIF – Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung / Forschungszentrum „Transformations of Political Violence“ (TraCe)
- Salima Yenbou, Mitglied des Europäischen Parlaments
- Laura Gaëlle Ganza, Soziokulturelle Arbeiterin / Unabhängige Berater
Moderation: Alexander Göbel, Freier Journalist
Im Anschluss laden wir Sie zu Gesprächen bei Kaffee und Kuchen ein.