Entscheiden sich Staaten für militärische Interventionen in einem anderen Land, wirft dies normative, völkerrechtliche und machtpolitische Fragen auf. Zusätzlich stehen interventionsbereite Staaten vor der praktischen Frage des institutionellen Designs, nämlich der Frage, ob der Eingriff unilateral, bilateral oder multilateral erfolgen soll. Unilaterale Interventionen sind selten, bilaterale Interventionen kommen fast gar nicht vor. Tatsächlich sind die institutionellen Formen multilateraler Zusammenarbeit weiter aufgefächert, als es die in der Literatur oft genannte Dichotomie Allianz versus Koalition vermuten ließe.
Von welchen Interessen wird die Wahl des Designs geleitet? Wie beeinflusst welches Design die Intervention? Die wissenschaftliche Forschung dazu ist bisher eher randständig. Um diese Lücke zu schließen, unternimmt Matthias Dembinski im neuen PRIF Report 5/2023 ein klassifizierendes Mapping, welches sich auf den an der HSFK entstandenen Datensatz aller humanitären militärischen Interventionen seit 1945 stützt. Darauf aufbauend formuliert der Report Konsequenzen für die deutsche und europäische Politik.
Matthias Dembinski ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektleiter an der HSFK. Er forscht zu Fragen europäischer Sicherheit, zu Prozessen der Dissoziation in der internationalen Politik sowie zu militärischen Interventionen.