Rodrigo Dutertes Amtszeit als Präsident der Philippinen von 2016 bis 2022 hat das Land stark geprägt. Obwohl sein äußerst harter Ansatz zur Bekämpfung von Drogenproblemen mit zahlreichen Menschenrechtsverletzungen und Tötungen einherging, erreichte Duterte während seiner Präsidentschaft konstant Zustimmungswerte von rund 80 %. In diesem PRIF Report widmet sich Peter Kreuzer der Frage, wie sich dies erklären lässt, welchen Einfluss Duterte auf öffentliche Erwartungen an Governance und Politik hatte und welche Implikationen sich hieraus für die philippinische Demokratie ergeben.
Im ersten Analyseschritt zeigt Peter Kreuzer anhand von Umfragedaten, dass Duterte nicht eine bereits existierende Forderung nach härteren Verbrechensbekämpfungsmaßnahmen genutzt hat, sondern dass er diesem Thema erst durch seinen Wahlkampf erfolgreich hohe Priorität in der philippinischen Bevölkerung verschaffen konnte. Der zweite Schritt beleuchtet die politische Kultur der Philippinen. Umfragen offenbaren eine weitverbreitete Akzeptanz für gewaltvolle Konfliktlösung oder Interessendurchsetzung, einen instrumentellen Blick auf Demokratie und Menschenrechte, welche vornehmlich als Mittel zur Befriedigung menschlicher Grundbedürfnisse gesehen werden, sowie weitverbreitete Unterstützung für das Konzept eines starken, mächtigen Anführers. Im letzten Schritt wird die Bewertung der Präsidentschaft Dutertes durch die philippinische Bevölkerung genauer untersucht. Es zeigt sich, dass sowohl seine konkreten Maßnahmen als auch sein Politikstil große Zustimmung erfahren. Kreuzer leitet daraus ab, dass Befürworter*innen liberaler Demokratie in den Philippinen anerkennen müssten, dass die Bevölkerung Grundbedürfnisse wie Versorgung und Sicherheit über Prinzipien wie Rechtsstaatlichkeit oder Menschenrechte priorisiere. Dementsprechend müssten diese zukünftig demonstrieren, dass die Befriedigung jener Bedürfnisse bei gleichzeitiger Achtung liberaldemokratischer Prinzipien möglich sei.
Peter Kreuzer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Leiter des Projekts „Demokratie jenseits legitimen Zwangs: Tödliche Gewaltanwendung durch die Polizei in den Philippinen und Brasilien“ am PRIF. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf ethnokulturellen Konflikten und repressiver politischer Gewalt in Südostasien.