Bis 2014 will die internationale Gemeinschaft die Verantwortung für die Sicherheit in Afghanistan an afghanische Institutionen übergeben. Eine wichtige Bedingung für den Rückzug internationaler Truppen ist die Qualität der afghanischen Sicherheitskräfte. Geberstaaten investieren daher nicht nur massiv in die Ausbildung und Ausrüstung der afghanischen Armee, sondern auch in die der afghanischen Polizei. Seit die USA die Führungsrolle beim Polizeiaufbau in Afghanistan übernommen haben, erfolgte jedoch ein Wandel vom zivilen zum militärisch dominierten Polizeiaufbau. Internationale Akteure argumentieren, die Militarisierung sei wichtig, damit die afghanische Polizei gegen nicht-staatliche bewaffnete Gruppen vorgehen und sich gegen diese verteidigen kann.
Cornelius Friesendorf und Jörg Krempel untersuchen in PRIF Report 102 "Militarized versus Civilian Policing: Problems of Reforming the Afghan National Police", die Probleme des militärisch doniminierten Polizeiaufbau in Afghanistan. Es ist zum einen unklar, ob die Militarisierung die afghanische Polizei sehr viel effektiver macht. Zum anderen wird deutlich, dass es weiterhin an Vertrauen zwischen Polizei und Bevölkerung fehlt. Die Autoren plädieren daher für eine graduelle Neuausrichtung der Reform der afghanischen Polizei, die den Bedürfnissen der afghanischen Bevölkerung bessere Dienste erweist als die schnelle Militarisierung der Polizei.
Dieser PRIF Report ist bereits als HSFK-Report Nr. 9/2010 (Militarisierung statt Bürgernähe: Das Missverhältnis beim Aufbau der afghanischen Polizei) in deutscher Sprache erschienen.
Der Report kann für 6,- EUR bei der HSFK bestellt werden und steht zudem als kostenloser PDF-Download zur Verfügung.