In einigen Ländern Lateinamerikas sind in der jüngeren Vergangenheit Prozesse politischen Wandels zu beobachten, die von Mainstream-Vorstellungen liberaler Demokratie abweichen.
Dies hat zu Überlegungen Anlass gegeben, inwiefern in der Region die Herausbildung einer Art postliberaler Demokratie zu beobachten sein könnte. Bisher fehlt allerdings sowohl eine systematische Analyse dieser These als auch ein klares Konzept postliberaler Demokratie. Das vorliegende HSFK-Arbeitspapier Postliberal Democracy Emerging? A conceptual proposal and the case of Bolivia will dazu beitragen, diese Forschungslücke zu schließen, indem es einen konzeptionellen Rahmen zur Analyse politischen Wandels (in Lateinamerika und darüber hinaus) in Richtung postliberaler Demokratie entwickelt und die Plausibilität dieses Rahmens in einer Fallstudie zu Bolivien überprüft.
Jonas Wolff argumentiert, dass das Konzept der postliberalen Demokratie in der Tat dabei hilft, die gegenwärtige Transformation der Demokratie in Bolivien zu verstehen, und dass es komparative Vorteile gegenüber alternativen Konzepten wie (radikaler) Populismus und defekter (illiberaler, delegativer) Demokratie besitzt.