Piraterie vor Somalia


| 2009
Coni-Zimmer, Melanie (2009): Piraterie vor Somalia. Staatsverfall, Kriegsökonomie und die internationale Gemeinschaft, HSFK-Standpunkt, 6/2009.

Auf der Liste der „failed states“, der Länder, die selbst grundlegende Funktionen nicht mehr erfüllen können, steht Somalia an erster Stelle. Seid der Diktator Barre 1991 abgesetzt wurde, gibt es keine funktionierende Zentralregierung mehr. Mittlerweile zählt Somalia zu den ärmsten Ländern der Welt. Wirklicher Profit ist nur in der Piraterie zu machen. Experten gehen davon aus, dass aus der Piraterie jährlich bis zu 100 Millionen US$ erpresst werden. Damit liegt die Piratenbeute vermutlich um ein Vielfaches höher als das Regierungsbudget. Die Versuchung, im Dunstkreis der Piraten sein Auskommen zu suchen, ist groß, zumal es kaum Alternativen gibt. Die Fischerei bringt nicht mehr viel, nicht zuletzt da ausländische Fangflotten jahrelang illegal in die Hoheitsgewässer Somalias eingedrungen sind und die Bestände geplündert haben.

Angesichts dieser Zustände fällt es schwer, den Somaliern ihre Sympathie für die Piraterie vorzuwerfen oder auch nur deren Duldung – zumal die Piraten einen Teil ihrer Beute tatsächlich im Land, z.B. in Immobilien, investieren und so mancherorts einen kleinen Aufschwung herbeiführen.

Melanie Zimmer schildert die Hintergründe der Piraterie, die Bemühungen der internationalen Staatengemeinschaft und die rechtlichen und praktischen Probleme auf hoher See, wenn Piraten verfolgt und gestellt werden. Doch auf der Suche nach Auswegen kommt sie wieder bei einem von Armut und Gewalt gebeutelten Land an, das für die einen ein Schlaraffenland ist und für die anderen ein Land des Elends.