Im Gefangenenlager Guantánamo Bay wurden seit dem 11. Januar 2002 mindestens 780 als männlich und muslimisch gelesene Personen unrechtmäßig festgehalten und gefoltert. Auch heute sind dort noch 30 Menschen gefangen. Eine der Widerstandspraktiken der Inhaftierten ist der ästhetische und künstlerische Ausdruck, durch welchen sich die Gefangenen eigene Überlebensbedingungen schaffen: sie erzählten sich Geschichten und lehrten einander Sprachen, sie malten in den Sand und kratzten in Becher, sie dichteten und sangen zusammen. Im Zuge einer partiellen „Humanisierung“ des Lagers unter Präsident Obama und aufgrund zahlreicher Hungerstreiks der Gefangenen wurden dort ab etwa 2009 Kunstkurse angeboten. Die Gefangenen erhielten dadurch Zugang zu Ausbildung und Materialien. Es kam zu einer Phase enormer künstlerische Produktivität, in der tausende Gemälde und Skulpturen entstanden.
Im Rahmen der Ausstellung über Guantánamo hinaus werden zum ersten Mal in Deutschland Gemälde und Gedichte aus dem Lager gezeigt. Diese Werke sind Ausdruck einer Überlebenskunst, die Guantánamo Bay aus der Sicht der dorthin verschleppten Menschen zeigt. Eine Auswahl der Arbeiten ist in der Atriumsgalerie (GEO 47) der Humboldt-Universität Berlin zu sehen. Larissa-Diana Fuhrmann ist Ko-Kuratorin der Ausstellung und Gastvortragende in der Lehrveranstaltung von Sebastian Köthe, die parallel zu der Ausstellung am Institut für Kulturwissenschaftan der Humboldt-Universität zu Berlin angeboten wird.
Wann: 18. Januar bis 24. Februar 2024, jeweils donnerstags & freitags von 14-20 Uhr & samstags von 10-16 Uhr
Wo: Atrium des Instituts für Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin, Georgenstr. 47, 10117 Berlin
Eine Anmeldung ist nicht notwendig.