Mit den „Frankfurter Tagen der Demokratie“ lädt das Netzwerk Paulskirche im Mai 2023 zu einer lebendigen Auseinandersetzung um die Zukunft und Gegenwart von Demokratie ein. Die HSFK ist Teil dieses Netzwerks.
Die Paulskirche gilt als „Wiege der deutschen Demokratie“: In der Frankfurter Paulskirche versammelte sich die Nationalversammlung im Jahr 1848 und verabschiedete die erste demokratische Verfassung Deutschlands. Im Mai 2023 jährt sich die Paulskirchenversammlung zum 175. Mal. Das Netzwerk Paulskirche - Demokratie im Kommen nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, Demokratie prozesshaft neu zu denken. Die Paulskirche soll als Symbol der Demokratie belebt werden und mit dem Programm „Demokratie als Lebensform!“ in die Bevölkerung hineinwirken.
Unsere Gesellschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert. Die Globalisierung gibt neue Themen vor. Populismus ist erstarkt. Migration fordert Europa heraus. Der Klimawandel bedroht die Erde. Digitalisierung und Technisierung sind weitere prägende Veränderungen für unsere Gesellschaft. Unsere Grundrechte sind das Fundament unserer Demokratie. Sie sind keinesfalls eine Selbstverständlichkeit. Das Netzwerk Paulskirche hat den Anspruch, den demokratischen Prozess zu beleben, zu Teilhabe anzuregen, für das Gefühl der demokratischen Verantwortung aller Bürger:innen zu begeistern. In ganz unterschiedlichen Foren – von Nachbarschaften, Bürgerräten, Kunstprojekten bis zu einer globalen Versammlung von Bürger:innen und politischen Initiativen aus aller Welt – werden Formen der Demokratie erprobt und streitbare Themen auf breiter Basis diskutiert.
Demokratie ist mehr als eine „Staatsaffäre“. Demokratie ist eine von Menschen gelebte politische Praxis, die getragen wird vom „Vertrauen in die Möglichkeit, durch Handeln die Welt zu verändern“ (Hannah Arendt). Nur über praktische Selbstorganisation und nur im Rahmen gesellschaftlicher Teilhabe wird Demokratie zu dem, was sie von der Idee her ist: eine Lebensform. Ohne tätige Teilhabe am öffentlichen Leben, ohne „public happiness“, löst sich die stimulierende Idee der Freiheit auf in Gefühlen lähmender Verlassenheit und wächst die Anfälligkeit für vorgefertigte Meinungen. Demokratie gedeiht dort, wo das politische Leben von Menschen nicht behindert, sondern freie Meinungs- und Willensbildungsprozesse ermöglicht werden. Zu den strukturellen Grundlagen von Demokratie zählen alle zugänglichen Bildungs- und kulturellen Angebote sowie tragfähige Formen sozialer Sicherung. Dazu bedarf es rechtlicher Übereinkünfte und Systeme der Umverteilung.
Demokratie zeigt sich da besonders stark, wo Selbstorganisation im konkreten Leben auf gesellschaftliche Strukturen trifft, die für die Bereitstellung von Ressourcen, wie finanzielle Mittel, gesellschaftliche Anerkennung, Diskursräume, konkrete Begegnungen, etc. sorgen. Die globalisierte Wirklichkeit stellt dieses Zusammenspiel von Selbstorganisation und Ermöglichung vor neue Herausforderungen. Zunehmend werden globale Ermöglichungsstrukturen notwendig, die von transnationalen Übereinkünften und Institutionen getragen werden, geleitet von einer globalen Verfassung.
Für die gelebte politische Praxis von Menschen sind „lokal“ und „global“ keine Gegensätze. Globale Interdependenzen beeinflussen das Lokale ebenso wie lokale Umstände Einfluss auf die Gestaltung des Globalen nehmen. Die Erfahrung von gelebter politischer Praxis an einem Ort der Erde kann von Bedeutung auch für andere Orte werden. Ohne eine die Welt verändernde Praxis stirbt auch die Demokratie.
Wann: 12. bis 17. Mai 2023
Wo: Überall in Frankfurt
Weitere Informationen sind auf der Website des Netzwerk Paulskirche vorzufinden.