Der Friedensprozess befand sich bereits vor der Corona-Pandemie am Scheideweg. Covid-19 stellt das Land nun vor zusätzliche Herausforderungen und droht zur entscheidenden Belastungsprobe für den fragilen Frieden in Kolumbien zu werden. Aktuell zeigt sich eine Verschärfung verschiedener Problemlagen.
So sehen sich besonders verletzliche Gruppen wie Menschenrechtsaktivist*innen oder demobilisierte Kämpfer*innen den Attacken bewaffneter Gruppen weitgehend schutzlos ausgeliefert. Zugleich führen die politischen Maßnahmen zur Einhegung der Corona-Pandemie dazu, dass zahlreiche Reformprojekte gerade auf lokaler Ebene zum Erliegen gekommen sind. Schließlich steht zu befürchten, dass angesichts der zu erwartenden Wirtschaftskrise auch mittelfristig nur mehr begrenzte Mittel für die Umsetzung des Friedensabkommens zur Verfügung stehen werden.
Die negativen Konsequenzen werden insbesondere die ländlichen Gebiete treffen. Demgegenüber bleiben positive Entwicklungen wie ein vorübergehender Waffenstillstand seitens der ELN kaum greifbare Hoffnungsschimmer. Wie stark ist der Friedensprozess im Moment tatsächlich gefährdet? Wo liegen dabei die größten Herausforderungen?
Deutschland hat sich von Beginn an für den Friedensprozess in Kolumbien eingesetzt. Die deutsche Regierung ist einer der wichtigsten Geldgeber und hat insbesondere auch die verschiedenen Institutionen der Übergangsjustiz immer wieder politisch und finanziell gestärkt. Was kann, was sollte Deutschland in der aktuellen Lage tun? Wie lassen sich Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie vielleicht gar für einen weiteren Schub für die Konfliktlösung im Land nutzen?
"Der Frieden in Zeiten der Corona: Herausforderungen für Kolumbien" - eine Online-Diskussionsrunde mit:
- Niels Annen. Staatsminister im Auswärtigen Amt
- Emilio Archila. Präsidialberater für Stabilisierung und Konsolidierung in Kolumbien
- Padre Francisco de Roux. Präsident der Wahrheitskommission in Kolumbien
- Laura Barrios Sabogal. Universidad del Rosario
- Stefan Peters. Instituto CAPAZ, Justus-Liebig-Universität Gießen
Moderation:
- Solveig Richter. Universität Erfurt
Wann: 19. Mai 2020, 18:00 Uhr
Wo: Die Diskussionsrunde findet online unter capaz.live-event.site statt. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Veranstalterin des Events ist das Deutsch-Kolumbianische Friedensinstitut CAPAZ, in dem sich auch die HSFK engagiert.