Over their dead bodies: »Race«, »Ethnizität« und die Grenzen der Gerechtigkeit im zeitge­nössischen Umgang mit menschlichen Überresten aus der Kolonialzeit

Lucian Scherman Lecture von Jonatan Kurzwelly

In der Vergangen­heit haben mensch­liche Überreste – ins­besondere Schädel – dazu gedient, verschiedene Formen der wissen­schaftlichen Rassifi­zierung und des Rassis­mus zu erzeugen. Auf diese Weise wurden Menschen auf fixe Vorstel­lungen von Identität reduziert und gewalt­same Systeme der Ausbeutung und Unterdrückung legitimiert. Universitäten und Museen haben Tausende von sterblichen Überresten aus der ganzen Welt angesammelt, von Menschen, die in der Vergangenheit oft direkt oder indirekt zahlreichen Formen von Ungerechtigkeit ausgesetzt waren.

Der heutige Umgang mit diesen »human remains« will die proble­matische, gewaltsame Vergangen­heit aufar­beiten und sühnen, indem bestimmte menschlicher Über­reste untersucht und häufig an deren Entwen­dungsort zurück­gegeben werden. Ungeachtet der unterschied­lichen Motivationen des derzeitigen Umgangs mit sterblichen Überresten stützt sich dieser oft auf essen­tialistische Kategorisierungen und ungenaue oder fehlerhafte Annahmen. 

In seiner Lucian Scherman Lecture „Over their dead bodies: »Race«, »Ethnizität« und die Grenzen der Gerechtigkeit im zeitge­nössischen Umgang mit menschlichen Überresten aus der Kolonialzeit“ spricht Jonathan Kurzwelly über diesen vergangenen und heutigen Umgang. Er problematisiert sozialen Essenzialismus ebenso wie biologis­tische Konzepte von Rasse und Ethnizität mit solchen Überresten und stellt die Frage, ob und wieviel soziale Gerech­tigkeit mit der der­zeitigen Praxis überhaupt erreicht werden kann, wenn diese auf einer fehler­haften Logik beruht. Kurzwelly ist Senior Researcher am PRIF und Leiter der Projekte „Over Their Dead Bodies: Grund­legende Axiome und aktuelle Nutzung und Handhabung mensch­licher Überreste aus institu­tionellen Sammlungen“ und „Wider­sprüche in Prozessen der Deradi­kalisierung“

Wann: 5. Dezem­ber 2024, 19 Uhr 
Wo: Museum Fünf Konti­nente, Staat­liche Museen in Bayern, Maxi­milian­straße 42, 80538 München & im Livestream

Eine Anmeldung ist nicht erfor­derlich. Der Eintritt ist frei. Zur Veranstaltung auf der Website des Museum Fünf Kontinente