Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Agenda für Frauen, Frieden und Sicherheit (WPS-Agenda) veranstalteten am 29. April PRIF-Forscher*innen und Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats einen Round Table mit anschließendem Q&A am PRIF. Auf dem Panel diskutierten Laura Camila Barrios Sabogal, Majlinda Behrami, Sophia Birchinger, Annika Björkdahl und Arlene Tickner. Zu Beginn begrüßte Clara Perras die Anwesenden mit einleitenden Worten und und Madita Standke-Erdmann moderierte die Veranstaltung.
Die Veranstaltung machte deutlich, dass die Agenda für Frauen, Frieden und Sicherheit nicht nur ein politisches Instrument, sondern auch ein feministisches Wissenssystem darstellt. Es ist durch jahrzehntelangen Aktivismus und die Beiträge der von „neuen Wissenden“ geprägt und stellt in Frage, wer Wissen in der Friedensförderung produziert und anwendet. Gleichzeitig zeigte sich, dass feministische Prinzipien und die WPS-Agenda in alarmierender Weise angegriffen, delegitimiert und bedroht werden und damit massiv unter Druck stehen. Gestützt auf die langjährigen Erfahrungen von Annika und Arlene sowie die wissenschaftlichen Perspektiven von Sophia, Majlinda und Laura wurde deutlich, dass die WPS-Agenda heute vor ernstzunehmenden Herausforderungen steht. Die Expertinnen und Forscherinnen berichteten von systemischen Rückschlägen gegen die Gleichstellung der Geschlechter, von organisiertem Widerstand gegen inklusive Sprache sowie von der zunehmenden Durchsetzung patriarchaler und autoritärer Politiken auf globaler, regionaler und lokaler Ebene.
Damit die WPS-Agenda relevant und wirksam bleibt und ein verlässlicher Bezugspunkt für feministische Friedensarbeit ist, muss sie sich mit den strukturellen Ursachen von Gewalt auseinandersetzen: Patriarchat, Militarismus und strukturelle Ungleichheit. Das bedeutet, dass sie über einen engen Fokus auf „Frauen“ hinausgehen, Männlichkeitskonzepte adressieren und auf integrativen, intersektionalen Ansätzen für Frieden und Sicherheit bestehen muss, die in der gelebten Realität verankert sind.
Die WPS-Agenda geht auf die UN-Sicherheitsratsresolution 1325 aus dem Jahr 2000 zurück. Mitgliedsstaaten versichern darin, eine Geschlechterperspektive in der Friedens- und Sicherheitspolitik mitzudenken. Die Agenda fordert unter anderem die Beteiligung von Frauen an Friedensprozessen, die Rolle von Frauen in der Prävention von Konflikten, den Schutz vor sexualisierter Gewalt in Konflikten und Geschlechtergerechtigkeit in Wiederaufbau und Wiedereingliederung.
Die Veranstaltung betonte die Bedeutung der WPS-Agenda in Zeiten des Backlashs. Dieser zeigte sich just am selben Tag: Der US-Verteidigungsminister Pete Hegseth beendete am Morgen des 29. Aprils das WPS-Programm für sein Ministerium.