Am 19. Dezember verteidigte Daniel Agramont, assoziierter Forscher am PRIF, erfolgreich seine Dissertation mit dem Titel „China’s impact on the political economy of the Andean Region: A comparative analysis of Bolivia and Peru“ an der Goethe-Universität.
Der wirtschaftliche und politische Aufstieg Chinas und seine Rivalität mit den USA ist ein wesentliches Merkmal der sich wandelnden Weltordnung. Dabei stärkt China nicht nur seine eigene Position innerhalb in der Weltwirtschaft, sondern weitet seinen Einfluss auf den globalen Süden im Allgemeinen und in Lateinamerika im Besonderen aus. In aktuellen Debatten wird Chinas Aufstieg jedoch entweder als alternativer Weg für den globalen Süden oder als Verschärfung der ungleichen Beziehung zwischen Zentrum und Peripherie betrachtet.
In einer vergleichenden Analyse untersucht die Dissertation, die von Jonas Wolff betreut wurde, die Rolle Chinas in Bolivien und Peru seit 2005 und ermittelt systematisch die Folgen für beide Volkswirtschaften. Auf Grundlage der Weltsystemtheorie und neogramscianischer Argumente identifiziert Daniel Agramont wirtschaftliche Ausbeutung, politische Dominanz und ideologische Beherrschung als drei Schlüsseldimensionen, die die Beziehungen zwischen Zentrum und Peripherie charakterisieren. Anschließend wendet er dieses theoretische und methodische Instrumentarium an, um die asymmetrischen politisch-ökonomischen Beziehungen zwischen China, Bolivien und Peru zu bewerten.
Die Analyse veranschaulicht die ausbeuterischen Wirtschaftsstrukturen, die auf asymmetrischen Handelsbeziehungen zwischen den Exporteuren von Rohstoffen einerseits und den Exporteuren von Kapital und Mehrwertprodukten andererseits beruhen. Während die chinesische Regierung diese Beziehung mit dem Narrativ eines Win-Win-Szenarios propagiert, zeigt Agramont, dass China eigene materielle Interessen verfolgt und dadurch Abhängigkeiten begünstigt. Gleichzeitig spielen aber auch lokale Institutionen in Bolivien und Peru eine wichtige Rolle bei der freiwilligen Förderung der Beziehungen. Damit widerlegt die Dissertation die binäre Sichtweise der Auswirkungen des Aufstiegs Chinas in Lateinamerika als entweder Win-Win-Beziehung oder neue Abhängigkeit.
Herzlichen Glückwunsch, Daniel!