Praktiken zivilgesellschaftlicher Inklusion in nicht-militärischen Konfliktinterventionen der AU und ECOWAS
Die Vision der Afrikanischen Union (AU) – „An integrated, prosperous and peaceful Africa, driven by its own citizens […]“ – sowie das Leitbild der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) – „From an ECOWAS of States to an ECOWAS of Peoples“ suggerieren inklusive Entwicklungsprozesse und -ziele der beiden Organisationen. Dies wird als die Absicht gewertet, ihre Governance-Prozesse auf die Norm einer „people-centric governance“ auszurichten. Als zentrale Akteure der African Peace and Security Architecture (APSA) können beide Organisationen zu Zwecken der Krisenprävention, des Konfliktmanagements sowie des Wiederaufbaus und der Entwicklung nach Konflikten intervenieren. Wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit militärischen Komponenten afrikanischer Konfliktinterventionen dominieren bisher die Wissensgenerierung über afrikanische Interventionspolitiken. Durch den „local turn“ breitete sich zudem ein Forschungsstrang aus, der liberales Peacebuilding kritisch betrachtet und das Handeln lokaler Akteur*innen in den Vordergrund stellt. Das Dissertationsprojekt zielt auf die Verflechtungen des Lokalen und Internationalen in afrikanischen nicht-militärischen Interventionen ab, indem erarbeitet wird, wie und warum zivilgesellschaftliche Akteur*innen als Partner*innen in Konfliktinterventionen der AU und ECOWAS inkludiert oder exkludiert werden. Mittels praxistheoretischer Ansätze rekonstruiert die Arbeit die Praktiken der Inklusion und Exklusion zivilgesellschaftlichen Akteur*innen anhand der beiden Fallbeispiele Mali und Guinea und trägt dazu bei, die „black box“ afrikanischer nicht-militärischer Interventionspolitiken weiter zu öffnen.
Dies wird zunächst durch leitfadengestützte Interviews mit relevanten Akteur*innen der AU und ECOWAS durch Feldforschungsaufenthalte in Addis Abeba und Abuja gewährleistet und durch die Fallstudien veranschaulicht. In letzteren werden leitfadengestützte Interviews mit zivilen nicht-staatlichen Akteur*innen sowie partizipative Ansätze mit Fokusgruppen durchgeführt. Neben dem Erfahrungswissen über Ein- und Ausschlussmechanismen bei AU- und ECOWAS-Interventionen werden Informationen zur Rekonstruktion der Akteur*innenlandschaft durch soziale Netzwerkanalysen gewonnen und „communities of practice“, die den konzeptuellen Rahmen Arbeit bilden, im Bereich afrikanischer regionaler Konfliktinterventionen identifiziert.