Diverging perspectives: Legitimizing regional interventions and local perceptions
Afrikanische Regionalorganisationen haben weitreichende Befugnisse, um nicht nur aus humanitären Gründen sondern auch bei Regierungsstürzen in ihre Mitgliedsstaaten zu intervenieren. Mittels verschiedener Instrumente wie Sanktionen, Mediation, Diplomatie und militärischen Interventionen, haben diese weitreichende Gestaltungsmacht, um auf die politische Ordnung eines Landes einzuwirken. Nach einem Regierungssturz treten regionale Akteure in ein Machtvakuum, in dem die Legitimität ihrer Intervention nicht mehr nur auf Ebene der Mitgliedsstaaten, sondern vor allem mit lokalen – politischen und gesellschaftlichen – Akteuren (neu) verhandelt werden muss.
Ethnographische Studien zeigen, dass die lokale Wahrnehmung internationaler Friedensinterventionen entscheidend ist für deren Legitimität und damit deren Erfolg langfristig Frieden und Stabilität zu schaffen. Politische und gesellschaftliche Akteure sind nicht einfach nur ‚Empfänger‘ externer Interventionen, sondern sie interpretieren und evaluieren diese aus einer eigenen lokalen Perspektive. Wie afrikanische Regionalorganisationen und deren Interventionen lokal wahrgenommen werden – von politischen und gesellschaftlichen Akteuren der Länder, in die interveniert wird – ist bislang unerforscht.
Am Beispiel der Interventionen der Afrikanischen Union und der Westafrikanischen Staatengemeinschaft ECOWAS in Burkina Faso 2014 und 2015 untersucht das Promotionsprojekt den wechselseitigen Prozess der Legitimierung regionaler Interventionen durch die beteiligten Organisationen einerseits und deren lokaler Wahrnehmung andererseits. Während Studien der IB und der Friedens- und Konfliktforschung sich meist einer normativen Perspektive verschreiben, um die Legitimität von internationalen Organisationen und/oder deren Interventionen zu bewerten, wirft das Vorhaben den Blick gezielt auf Brüche (frictions) und Ambivalenzen einer (De-)Legitimierung ‚von oben‘ – nämlich der Organisationen – und der ‚von unten‘ – aus lokalen Perspektiven.