Grüne Wasserstoffproduktion in Nordafrika: die Entwicklung einer umfassenden Friedens- und Konfliktanalyse

Mit dem Green Deal und der durch Russlands Krieg in der Ukraine ausgelösten Energiekrise hat die EU einen massive Wende hin zu erneuerbarer Energien eingeleitet, einschließlich des Imports von grünem Wasserstoff aus Nordafrika. Während EU-Entscheidungsträger*innen dies als Win-Win-Situation darstellen, kritisieren zivilgesellschaftliche Akteure und Wissenschaftler*innen diese Entwicklungen als „grünen Extraktivismus“ und „grünen Kolonialismus“. Das Projekt möchte einen Beitrag zu dieser Debatte leisten, indem es eine umfassende friedens- und konfliktwissenschaftliche Perspektive einbezieht. Das erfolgt in zwei Schritten: Zunächst wird untersucht, wie sich die potenziellen und bereits erkennbaren Konflikte um die geplante Produktion und den Export von grünem Wasserstoff zu laufenden Konflikten in nordafrikanischen Ländern verhalten, welche neuen Konfliktlinien entstehen und wie sie mit bereits bestehenden Konfliktlinien interagieren. Hierzu wurde ein PRIF-Report veröffentlicht, der den Fall Tunesien entlang dreier innerstaatlicher Konfliktlinien analysiert. Im zweiten Schritt baut das Projekt auf der aktuellen Forschung auf, die sich auf innerstaatliche und globale (hauptsächlich Nord-Süd-)Beziehungen konzentriert, indem sie Kooperationen und Konflikte auf der transnationalen Ebene (v.a. Beziehungen zwischen zivilgesellschaftlichen Aktivisten) und der internationalen Ebene untersucht. Sowohl der regionale als auch der globale Machtwettbewerb - in diesem Fall vor allem zwischen europäischen Ländern und China - kann Auswirkungen auf nordafrikanische Länder und darüber hinaus haben. Ziel des Gesamtprojekts ist es, Konflikte um grünen Wasserstoff und ihr Eskalationspotenzial in nordafrikanischen Exportländern systematisch zu untersuchen, ihre Wechselwirkungen mit inter- und transnationalen Konfliktdynamiken besser zu verstehen und schließlich Wege aufzuzeigen, wie die Energiewende konfliktsensibel und sozial gerecht gestaltet werden kann.
Foto: Tarfaya, größtes Windkraftwerk Afrikas. TEDxTarfaya via flickr CC BY-SA 2.0. (bearbeitet)
Publikationen
- Green Hydrogen Production in Tunisia: The Interplay of Old and New Lines of Conflict
| 2025
Weipert-Fenner, Irene (2025): Green Hydrogen Production in Tunisia: The Interplay of Old and New Lines of Conflict, PRIF Report, 2, Frankfurt/M. DOI: 10.48809/prifrep2502
ISBN: 978-3-911092-01-2